12. Oktober 2023

„Loki 2. Staffel“ – Der Halbgott kehrt zurück

Eine typische aktuelle Marvel-Serie: Sieht gut aus und hat hübsche Einfälle, mehr aber auch nicht

Lesezeit: 3 min.

Man mag sich darüber freuen oder es bedauern: Marvel steckt in der Krise. Seit dem gigantischen Erfolg (und den selbst bei kritischem Blick großen filmischen Qualitäten) von „Avengers: Endgame“ hat es Mastermind Kevin Feige nicht recht geschafft, neue Charaktere zu etablieren oder eine ähnliche Welt-, ach was, universumweite Gefahr anzudeuten, die dann in ein paar Jahren in ein neues, noch gigantischeres Finale mündet.

Ein Problem könnten die kaum noch zu zählenden Fernsehserien sein, in der kleinere Marvel-Figuren eingeführt werden, die dann vielleicht, irgendwie, irgendwann mit den Geschichten der Kino-Filme verbunden werden, zumindest wenn Feige einen Plan hat und der dann auch noch etwas taugt.

Bezeichnenderweise war eine der wenigen wirklich guten TV-Serien dann eine, in der eine Figur der Kino-Filme die Hauptrolle spielte: Der nordische Gott Loki, mehr oder weniger böser Halbbruder von Thor. Nach zweieinhalb Jahren kehrt der von Tom Hiddleston gespielte Loki nun in die Welt der Multiversen zurück, einer Welt, die in den ersten Folgen der zweiten Loki-Staffel vollends aus den Fugen geraten scheint.

Abstecher ins Chicago des 19. Jahrhunderts oder eines McDonald’s der 80er Jahre sorgen für hübsches Set-Design, ebenso das retrofuturistische Büro der TVA, der Time Variance Authority, der Organisation, die für Varianten der Zeit verantwortlich ist. Diese Multiversum-Idee wirkte vor einigen Jahren wie eine schier unbegrenzte Möglichkeit, in der sich findige, originelle Drehbuchautoren und Regisseure austoben konnten, bzw. könnten. Was Marvel in den letzten Jahren jedoch aus diesem Ansatz gemacht hat, war meist eher dünn, sorgte für allzu deutliches Fan Futter wie das Klassentreffen der Spider-Mans und vor allem für einen gewissen Egal-Effekt. Denn wenn es noch zig andere Universen gibt, in denen diese oder jene Figur existiert: Warum sollte man dann mit genau dieser, in genau diesem Universum mitfiebern, Angst haben oder gar ihr (scheinbares) Ableben bedauern?

So lebt dann auch die zweite „Loki“-Staffel weniger von ihrer Handlung oder den Figuren – neben Loki sind das erneut vor allem Mobius (Owen Wilson) und Sylvie (Sophia Di Martino) – als von Momenten, rasanten Verfolgungsjagden, Spezialeffekten, die kinotauglich wirken, aber dadurch auch wieder fragen lassen, warum man überhaupt noch für Marvel-Filme ins Kino gehen soll, wenn schon die TV-Serien so gut aussehen.

Als Neuzugang ist Ke Huy Qua mit an Bord, der Short Round aus „Indiana Jones und der Tempel des Todes“, der nach seinem Oscar-Gewinn für „Everything Everywhere All at Once“ nun seinen Ruhm geniest und als Ourobouros eine Art Q-Figur spielt, der die Ausstattung der TVA in Schuss hält. Von „He Who Remains“, dem Wächter über die Zeitlinien, der in Staffel eins von Jonathan Majors gespielt wurde ist dagegen zunächst wenig zu sehen. Hier steht Marvel vor dem Problem, dass Majors gerade wegen häuslicher Gewalt vor Gericht steht. Bei einer Verurteilung würde er weniger gut in seine intendierte Rolle als Kang passen, der für die nächsten Avengers-Abenteuer als Antagonist vorgesehene Finsterling. Aber da würde das Multiversum-Konzept natürlich gut in den Kram passen, denn in einer anderen Welt könnte Kang eben einfach von einem anderen Schauspieler verkörpert werden.

Vielleicht auch wegen dieser ungeklärten Personalie tritt das Marvel Universum auch mit der neuen Loki-Staffel ein wenig auf der Stelle, laviert herum, sieht dabei gut aus, aber nach inzwischen so vielen Filmen und Serien reicht das nicht mehr aus, um zu begeistern. So reiht sich auch dieses neue Marvel-Produkt in eine schon allzu lange Reihe von Filmen und Serien ein, die schon okay, aber auch nicht wirklich überraschend sind.

Loki, Staffel 2 • USA 2023 • sechs Folgen, jeden Freitag eine neue Folge • bei Disney+

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