Actress: „Static“

Na nu? Lofi-Experimental-House-Guru Actress hat sein Label gewechselt, das neue Album „Static“ ist nicht bei der britischen Institution Ninja Tune erschienen, sondern bei den Norwegern Smalltown Supersound, die trotz Veröffentlichungen von Neneh Cherry oder Sonic Youth nicht ganz so bekannt sind, da eher auf norwegische Künstler und den heimischen Markt fokussiert.

Bedeutet der Budenwechsel auch einen anderen Sound? Njein. Den völlig vernebelten, immer kurz vor dem Einsturz stehenden Lofi-Sound kennt man von Actress natürlich, aber nach den letzten eher zugänglichen, fast schon poppigen Alben, geht’s hier ein paar Schritte zurück in Richtung „Ghettoville“ (2014) oder „R.I.P.“ (2012) und zugleich ein-zwei Schritt seitwärts. Das ohnehin schon ziemlich tief gelegte, manchmal leicht kofferradioartige „Static“ droht stellenweise im Lofi-Geknister und Geknarze fast zu versinken. Allerdings verkommt das nie zum Selbstzweck, sondern wird als gezielt fragmentierte, gelegentlich rhythmisierte Soundkulisse mehrerer House- oder vielmehr houseartiger Tracks eingesetzt, die weitaus weniger direkt sind als bei den letzten zwei, drei Vorgänger-Veröffentlichungen, sondern eher durch die Hintertür kommen, eher an einer gewissen, schwer zu beschreibenden Stimmung, als an wilde Clubnächte interessiert sind. Der Rest besteht aus wabernden, ebenso reduziertem, brüchigem Ambient, der im letzten Track „Mellow Checx“ noch mal ziemlich eindeutig das Gefühl auf den Punkt bringt, das einen schon vom Start weg begeleitet hat. Irgendwie tappt man die ganze Zeit auf dem Grund eines finsteren, schmuddeligen Gewässers rum, doch gelegentlich durchbricht der Schimmer des Mondes die Dunkelheit oder es schwimmen neonleuchtende Fische vorbei, die von dieser Welt stammen könnten oder auch nicht – egal.

Ein faszinierendes Album! Nicht neu, aber anders und in dieser Reduktion und Verdichtung regelrecht hypnotisch. Alles anhören und kaufen (LP, Digital, CD) kann man hier, aber ebenso an anderen Stellen.