15. August 2024

David Wellington: „Paradise One“

Ein Portrait des vielseitigen Genre-Autors

Lesezeit: 3 min.

2004 serialisierte der US-amerikanische Autor David Wellington (im Shop) den Zombie-Roman „Monster Island“ in Eigenregie auf seiner Website – sein Einstand als Romancier. Über fünf Monat hinweg veröffentlichte er ihn Woche für Woche kapitelweise online, im Folgejahr kam dann die äußert wohlwollend aufgenommene Buchfassung heraus, auf Deutsch 2008 schließlich als „Stadt der Untoten“ erschienen. 20 Jahre später blickt der 1971 in Pittsburgh geborene Wellington auf eine allemal illustre Autorenkarriere zurück, die rund 30 Bücher sowie mehrere Genres umspannt. Bei Heyne ist gerade sein neuerster Science-Fiction-Roman „Paradise One“ auf Deutsch erschienen.


David Wellington. Foto © Jennifer Dikes

Aber bleiben wir für dieses Portrait erst noch bei den Anfängen von Wellingtons Schreiblaufbahn zwischen den Sujets. Neben den beiden Sequels zu „Stadt der Untoten“ – am Ende wurde es eine schwarzhumorige Endzeit-Horror-Trilogie – schuf David Wellington in den späten 2000ern und frühen 2010ern nicht zuletzt die Urban Fantasy/Dark Fantasy-Serie um die Polizistin Laura Caxton und den ersten Roman „Der letzte Vampir“, während Wellington in „Frostbite“ und in „Overwinter“ Menschen und Werwölfe im kalten Kanada aufeinanderprallen ließ. Binnen weniger Jahre wurde Wellington eine wichtige neue Stimme der düsteren modernen Fantastik.

Unter dem Pseudonym David Chandler lancierte er trotzdem auch die High-Fantasy-Trilogie „Ancient Blades“, ausgehend vom Roman „Die Metropole der Diebe“, gefolgt von den Bänden „Das Grab der Elfen“ und „Der Thron der Barbaren“. Als D. Nolan Clark (im Shop) brachte Wellington Ende der 2010er wiederum die Science-Fiction-Serie „The Silence“ auf den Weg, die aus den Romanen „Der verratene Planet“, „Die vergessenen Welten“ und „Forbidden Suns“ besteht. Das erste Buch verpflanze dabei das klassische Muster von „Die Sieben Samurai“ bzw. „Die glorreichen Sieben“ ins All.

Darüber hinaus realisierte der produktive Amerikaner, der als Archivar für die UN in New York arbeitet, ohne literarische Tarnkappe noch die Action-Thriller-Serie über den Veteranen Jim Chapel von den Spezialkräften, der regelmäßig die Welt retten muss. Wellingtons Hard-Science-Fiction-Einzelroman „Die letzte Astronautin“ schaffte es 2020 dann sogar auf die Shortlist des renommierten britischen Arthur C. Clarke Award, neben Arkady Martine (im Shop), Kameron Hurley, Adrian Tchaikovsky (im Shop) und der Gewinnerin Namwali Serpell.

Und nun liegt also „Paradise One“ auf Deutsch vor, Mr. Wellingtons neuester, seitenstarker SF-Roman. Dieser Roman des Amerikaners beginnt mit der in Ungnade gefallenen Brandwachen-Agentin Alexandra Petrowa, einer alles andere denn unumstrittenen Polizistin in zweiter Generation. Nach einer misslungenen Serienkillerjagd auf dem eisigen Jupitermond Ganymed soll Petrowa auf der fernen extrasolaren Kolonie Paradise-1 nach dem Rechten sehen, reine Routine, angeblich – es kommt trotzdem einer Verbannung gleich. Und hat schwerwiegende Folgen …

Den Flug bestreitet Petrowa nicht alleine, sondern zusammen mit einem ebenfalls für seihn Fehlverhalten geächteten Piloten (bei dem es sich außerdem um einen Ex-Lover von Petrowa handelt), einem beruhigungsmittel-manipulierten Arzt (der von grauenhaften Erinnerungen und Albträumen heimgesucht wird) sowie einem sarkastischen Roboter (der sein Bewusstsein via 3D-Drucker in alle möglichen spontan erschaffenen Körper hüllen kann, sich auch mal für Riesenskorpion oder Miniaffe entscheidet). Doch bereits beim jähen Erwachen aus dem Kälteschlaf der Reise werden Petrowa und Co. angegriffen und müssen noch vor dem eigentlichen Erreichen der Kolonie ums Überleben in einem auseinandergerissenen Schiff mit abgerauchter, spinnender Bord-KI kämpfen …

Auf über 800 Seiten verbindet Wellington dabei Space Opera mit KI-Angst, Raumschiff-Katastrophen-SF mit Weltraum-Horror. Der Roman, übersetzt von Jürgen Langowski, liegt als Paperback, E-Book und Hörbuch vor.

David Wellington: Paradise One • Roman • Aus dem Amerikanischen von Jürgen Langowski • Heyne, München 2024 • 848 Seiten • Erhältlich als Paperback, eBook und Hörbuch Download • Preis des Paperbacks: € 18,00 • im Shop

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Christian Endres berichtet seit 2014 als Teil des Teams von diezukunft.de über Science-Fiction. Er schreibt sie aber auch selbst – im Mai 2024 ist bei Heyne sein SF-Roman „Wolfszone“ erschienen.

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