The Department of Midnight
Die neue Hard-SF-Mystery-Hörspielserie von Warren Ellis
Gerade ist die erste englischsprachige Folge von „The Department of Midnight“ online gegangen, einem Audio-Drama-Podcast von Schöpfer und Autor Warren Ellis. Den Engländer kennt man als schreibendes Genie hinter einflussreichen Comic-Titeln wie „Planetary“, „The Authority“ und „Transmetropolitan“, doch verfasste er auch schon starke Bildergeschichten mit Moon Knight, den X-Men, Iron Man, James Bond, John Constantine oder Batman, und obendrein schräge Romane wie „Gun Machine“ (im Shop) und „Gott schütze Amerika“, die charmante Novelle „Normal“ nicht zu vergessen.
„The Department of Midnight“ dreht sich um den früheren Physiker Dr. John Carnack, der inzwischen als abgezockter Ermittler für das Department Of Experimental Oversight arbeitet, von den meisten Leuten eben unheilvoll The Department of Midnight genannt, sprich, das Mitternachts-Department (u. a. wegen der Doomsday-Clock im Logo der Behörde). In der ersten Episode „The Cold Spot“ folgt der einst durch eigene wissenschaftliche Versuche in Ungnade gefallene, sich für Anomalien und Folklore interessierende Carnack den Hinweisen einer Whistleblowerin aus einem Labor. So kommt er auf Dr. Sylvie Bestler, die mit großer Kälte und dunkler Materie experimentiert. Und natürlich geht es in ihrem eisigen Labor nicht mit rechten Dingen zu, wie Carnack am eigenen Leib erfährt …
Zum Auftakt von „The Department of Midnight“ bekommen wir ein rund 25-minütiges Hörspiel zwischen Hard-Science-Fiction und Mystery, das von Carnack-Sprecher James Callis („Battlestar Galactica“, „Castlevania“, „Eureka“), Bestler-Sprecherin Alicia Witt (aus David Lynchs „Dune“-Verfilmung, „Justified“ und aktuell „Longlegs“) und ein paar durchaus effektiven, definitiv zur Stimmung beitragenden Soundeffekten getragen wird. Minimalistisch, aber gut.
Vor allem jedoch ist die erste Audio-Erzähleinheit Warren Ellis pur, mit diesem für ihn so charakteristischen Mix aus beinharter State-of-the-Art-SF, Weird Fiction, Horror und Folklore – Dinge, die genauso zu den Spezialgebieten des seit jeher experimentierfreudigen Autors gehören wie Dialoge, was beim Wechsel zum traditionsreichen Hörspiel sicher hilft. Den Genre-Mix hat Ellis bereits in der leider nie fortgeführter Comic-Serie „Injection“ mit Zeichner Declan Shalvey erprobt und bedient, jetzt also ein anderes Medium für den Engländer mit dem Finger am Puls von Wissenschaft und Technik. Zudem reflektiert das Audio-Drama Ellis’ persönliche Vorliebe für alte britische Radiosendungen, „Per Anhalter durch die Galaxis“ (im Shop), „Earthsearch“, „The Quatermass Memoirs“,„Sherlock Holmes“ …
Ellis’ kreativer Partner an „The Department of Midnight“ ist übrigens Produzent Kevin Kolde, mit dem er an der Netflix-Animationsserien-Adaption von „Castlevania“ zusammengearbeitet hat. In weiteren Rollen der ersten sechs Folgen sind die aus Fernsehen bzw. Streaming bekannten Adrianne Palicki („The Orville“), Brett Dalton („Marvel’s Agents of SHIELD“) und Carla Gugino („The Fall of the House of Usher“) angekündigt. Man findet das kostenlose Audio-Drama-Podcast auf einer eigenen Website, auf YouTube sowie auf zahlreichen gängigen Podcast-Plattformen.
***
Christian Endres berichtet seit 2014 als Teil des Teams von diezukunft.de über Science-Fiction. Er schreibt sie aber auch selbst – im Mai 2024 ist bei Heyne sein SF-Roman „Wolfszone“ erschienen.
Kommentare