M.B.: „Mectpyo Bakterium“
Frühe Großtat des italienischen Industrial-/Noise-Pioniers
Maurizio Bianchi war in Italien einer der Pioniere in Sachen Industrial- und Noise, der in etwa zeitgleich mit Whitehouse und Throbbing Gristle, Merzbow, SPK und anderen an den Start ging, allerdings erst viel später zu einem größeren Namen wurde.
Das hatte aber nichts mit der Qualität seiner Musik zu tun, sondern mit einem unglücklichen Start: So wurde der schlecht Englisch sprechende Künstler bei seinem ersten Plattenvertrag schlichtweg verarscht – er verlor nicht nur alle Rechte an seiner Musik, das Label bastelte Reden von Nazi-Größen und Marschmusik in seine Aufnahmen und veröffentlichte sein Debüt 1981 unter dem Namen „Triumph Of The Will“, Bianchis schlichter Künstlername M.B. wurde zu Leibstandarte SS MB. Diese Erfahrung, seine geographische Isoliertheit (anders als vor allem in England gab es in Italien keine Szene für Musik dieser Art) und ein damaliger Hang zur Eigenbrötelei brachte ihn dazu seine äußerst produktive Musiker-Karriere 1983 auch schon wieder zu beenden.
Bianchi gerät allerdings nicht in Vergessenheit und so wurde er 1998 von Emanuele Carcano, Betreiber des Labels Alga Marghen, wieder aufgespürt. Carcano überredete ihn seine musikalische Laufbahn fortzusetzen und weckte wieder das einstige Feuer: Discogs zeigt aktuell 281 Alben an (Veröffentlichungen unter anderen Künstlernamen wie Sacher-Pelz nicht mitgerechnet).
Bei „Mectpyo Bakterium“ handelt es sich um ein ruhigeres Werk, das im selben Jahr wie „Triumph of the Will“ herauskam – allerdings als Eigenveröffentlichung. Es ist eine in zwei Hälften aufgeteilte, 50-minütige, klinisch-kalte, minimalistische, für Beklemmung sorgende Klangkonstruktion, bei der einem unweigerlich Hochsicherheitslabore und/oder Pathologien in den Sinn kommen. Natürlich ist das nichts, was man 10-mal am Tag anhören kann ohne irre zu werden, aber zweimal die Woche macht schon Spaß!
Hier kann man sich alles anhören und bei Gefallen kaufen (CD, Digital).
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