6. Januar 2015 2 Likes

Generation Venus

Christian Cantrells „Der zweite Planet“ ist ein kurzweiliges Abenteuer

Lesezeit: 2 min.

Auch wenn es derzeit eher der Mars ist, auf dem Helden stranden: Auch der zweite Planet unseres Sonnensystems, die Venus, hat einiges zu bieten, um Romanprotagonisten zum Schwitzen zu bringen (und hat dabei eine mindestens ebenso lange Tradition wie der rote Planet). Christian Cantrell schreibt sich jetzt mit seinem Roman „Der zweite Planet“ in diese Tradition ein:

Arik gehört zur Generation V, den ersten Menschen, die auf der Venus geboren wurden. Sie leben in einer Bodenstation und müssen sich jeden Tag gegen die feindliche Umwelt ihres Heimatplaneten behaupten. Luft und Wasser sind immer knapp – eine weitere Person kann das fragile Ökosystem nicht versorgen. Arik erleidet bei einem Ausflug auf die Oberfläche einen Unfall. Als er wieder zu sich kommt, kann er sich an nichts mehr erinnern (und ist nebenbei der erste Mensch, der eine Gehirn-OP auf der Venus überstanden hat). Doch damit nicht genug: Seine Freundin Cadie ist schwanger. Arik muss schleunigst das Problem der Künstlichen Fotosynthese lösen, damit auch sein Kind versorgt werden kann. Doch dann entdeckt er geheimnisvolle Nachrichten auf seinem Computer, der er sich offenbar selbst geschrieben hat. Als der den Hinweisen nachgeht, entdeckt er, dass sein Unfall gar kein Unfall war, und er einem riesigen Geheimnis auf der Spur ist …

„Der zweite Planet“ ist kurzweiliger Lesestoff für zwischendurch, der sich nicht lange mit Nebensächlichkeiten aufhält. Auf zwei Ebenden – vor und nach Ariks Unfall – folgt man dem Protagonisten auf der Spur eines Geheimnisses, das die Bewohner der Venus-Station umgibt und das, wie sollte es anders sein, von den Älteren vor den Jüngeren verborgen wird. Neben Ariks Auseinandersetzung mit seinem Vater (der in guter Tradition stellvertretend für den einer ganzen Generation ist) gewährt Cantrell auch immer wieder Einblicke in die Probleme, die das komplexe, geschlossene Ökosystem mit sich bringt, und wie in einem Krimi macht es Spaß, mitzuraten, was es mit diesem oder jenen Detail auf sich haben könnte. Die leisen Unterschiede zwischen den Venusgeborenen und ihren Eltern, die noch von der Erde stammen, sind dabei ein weiteres faszinierendes Element, das fast ein wenig zu kurz kommt.

Denn erzählt wird schnell und schnörkellos in kurzen Kapiteln, die keine Langeweile aufkommen lassen. Auch an dem Punkt, an dem man als Leser mehr weiß als Arik, verliert der Roman nicht an Fahrt, denn Cantrell ersetzt unsere Suche nach dem Geheimnis dann durch Ariks Versuche, seinen eigenen Botschaften an ihn selbst zu enträtseln. Insgesamt also eher etwas Leichtes für Zwischendurch, das man sich ruhig mal gönnen darf, wenn man mitten in der schweren Kost eines Asimovs oder Jefremows steckt.

Christian Cantrell: Der zweite Planet • Roman • Aus dem Amerikanischen von Norbert Stöbe • Wilhelm Heyne Verlag, München 2014 • 352 Seiten • € 7,99

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