18. August 2015 2 Likes

Bye bye, Dione!

Der letzte Vorbeiflug der Raumsonde Cassini an Saturns viertgrößtem Eismond Dione

Lesezeit: 3 min.

Das Leben der Saturnsonde Cassini nähert sich nach über zehn Jahren Missionszeit seinem Ende. Die Serie spektakulärer, sehr naher Vorbeiflüge an einigen der insgesamt 62 bekannten Saturnmonde schloss gestern Dione, der viertgrößte Saturntrabant, ab. In 474 Kilometern Höhe überflog Cassini zum letzten Mal die tiefen Schluchten und gewaltigen Berge des Eismondes. Die unbearbeiteten Bilder, die derzeit über das Deep Space Network zur Erde übertragen werden, kann man sich hier ansehen. Jetzt ist Cassini zum Saturn selbst unterwegs. Ehe sie sich im September 2017 in den Gasriesen stürzen wird, taucht Cassini 2016 noch durch dessen Ringe.

Was haben wir bisher über den Mond Dione, der 1684 von Giovanni Cassini entdeckt wurde, gelernt? Dione umkreist den Saturn in einem Abstand von 377 400 Kilometern, etwa in derselben Distanz, in der unser Mond um die Erde kreist. Er hat eine Masse von 1,10 x 1021 Kilogramm, das entspricht der Masse allen Wassers auf der Erde zusammengenommen, und einen Durchmesser von 1 118 Kilometern. Vermutlich besteht Dione aus einem harten Gesteinskern, der von Eis umgeben ist.

Der erste Dione-Vorbeiflug durch die Raumsonde Voyager 1 im November 1980 enthüllte die Eurotas Chasmata, ein tiefes Schluchtensystem. Der nächste Vorbeiflug fand 2005 statt, als Cassini in einer Höhe von etwa eintausend Kilometern über Diones Oberfläche zog. Sie näherte sich dem Mond immer weiter an und flog 2011 den bisher tiefsten Flyby in einer Höhe von nur 99 Kilometern. Bei all diesen Flügen sammelte die Sonde Daten und Bilder, die von der NASA zu Oberflächenkarten zusammengestellt wurden.

Dione befindet sich in einer gebundenen Rotation um Saturn, das bedeutet, dass der Mond seinem Mutterplaneten immer dieselbe Seite zuwendet. Zugleich sind die Monde Helene und Polydeuces, die 60° vor und hinter Dione an den L4- und L5-Lagrange-Punkten fliegen, an Dione gebunden. Dione, Mimas und Enceladus hängen ebenfalls zusammen; die drei Monde führen einen komplexen Tanz um den Saturn auf. Die Hemisphäre in Flugrichtung Diones ist mit frischem Eis aus dem E-Ring des Saturns überzogen, die „hintere“ Seite weist viele Einschlagkrater auf. Das ist ziemlich seltsam, denn in der Regel ist es anders herum. Derzeit geht man davon aus, dass ein gewaltiger Einschlag den Mond umgedreht haben könnte. Hinweise auf einen solchen Einschlag gibt es genug, denn einige der Krater auf Diones „Rückseite“ sind gut 35 Kilometer im Durchmesser.

Dione scheint geologisch nicht aktiv zu sein, aber Risse und Verwerfungen in der Kruste weisen auf eine sehr viel bewegtere Vergangenheit hin. Jüngere Brüche in der Kruste, die heller gefärbt sind als ihre Umgebung, durchziehen die „hintere“ Hemisphäre. Die Färbung kommt vom Wassereis, das Schluchten mit Seitenwänden, die hunderte von Metern hoch sind, überzieht. Ob die Schluchten nur in der Eiskruste sind oder es auch im Gestein darunter solche Risse gibt, ist unklar. Cassinis letzter Flyby ist zugleich die letzte Chance für die Geologen, geologische Aktivität auf Dione – beispielswese Eisvulkane – zu finden. Einige Regionen, zum Beispiel die 800 Kilometer lange Bergkette Janiculum Dorsa, weisen Strukturen auf, die darauf hindeuten, dass es einmal wärmer auf Dione gewesen sein muss. Dank Cassinis Instrumente, die jetzt ein letztes Mal nach genau solchen ungewöhnlichen Regionen Ausschau halten, hoffen die Wissenschaftler, Diones Geologie sozusagen auf frischer Tat zu ertappen und so dem Mond Aktivität nachzuweisen. Ob das gelingen wird, stellt sich in einigen Tagen heraus, wenn eine erste, noch rohe Auswertung der Daten vorgenommen wurde.

 

Quelle/Bilder: nasa.gov/cassini; Titelbild: NASA

 

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