17. Februar 2016 3 Likes

Die unheimlichen Fälle der CIA

Der US-Geheimdienst gibt Tipps zum Thema UFOs und gewährt einen Blick in ihre „X-Akten“

Lesezeit: 7 min.

Bei der Verfolgung eines Rasers auf einem Highway in der Wüste bei Socorro, New Mexico, beobachtete Polizist Lonnie Zamora am späten Nachmittag des 24. April 1964 etwas Unglaubliches. Er hörte ein lautes Röhren und sah kurz darauf abseits der Straße eine Feuersäule in den Himmel schießen. Zamora ließ den Verkehrssünder sausen und fuhr in die Wüste hinaus, um sich das näher anzusehen. Hinter einem kleinen Hügel brannte es. Vom Hügelkamm aus sah Zamora ein glänzendes Objekt von der Größe eines Autos. Beim Näherkommen stellte er jedoch fest, dass es kein Chrom, sondern eher Aluminium, und dass das Objekt oval war. Als der Polizist sich weiter näherte, gab es ein tiefes Grollen von sich, das lauter wurde, und aus der Unterseite des Objekts schlugen blau-orangefarbene Flammen. Zamora nahm die Beine in die Hand, weil er befürchtete, es könnte explodieren, sah sich bei seiner Flucht den Hügel hinauf jedoch mehrfach um. Er bemerkte an der Seite des Objekts ein rot leuchtendes Symbol und kleine Landebeine, die es abstützten, aber keine Fenster oder Türen. Als er seinen Wagen passiert hatte und sich erneut umsah, stellte Zamora fest, dass das Objekt sich in den Himmel erhoben hatte. Das „Motorengeräusch“ wurde immer lauter, sodass Zamora sich auf den Boden warf und zum Schutz die Arme vors Gesicht schlug. Plötzlich herrschte Stille. Als Zamora wieder aufsah, konnte er dem Objekt, das sich in südwestlicher Richtung entfernte, nur noch tatenlos hinterhersehen, bis es verschwunden war.


Ermittler in Socorro, New Mexico

Klingt wie eine Zusammenfassung einer Akte-X-Folge, stammt jedoch aus den Akten der CIA. Die hat sich, pünktlich zum Neustart der ungemein erfolgreichen TV-Serie um zwei FBI-Agenten, offenbar mit dem Akte-X-Fieber angesteckt und die mysteriösesten Highlights aus den eigenen Akten in Sachen UFO-Sichtungen noch einmal zusammengefasst. Für die Untersuchung von UFO-Sichtungen war zwar die Air Force zuständig, die dazu ein Ermittlungsteam, das Project Blue Book, ins Leben gerufen hatte, aber bei der Agency widmete man sich vor allem in den Vierziger- und Fünfzigerjahren ebenfalls den fliegenden Untertassen. Danach schenkte man den UFOs – angeblich – keine große Beachtung mehr. Project Blue Book ging zwischen 1947 und 1969 insgesamt 12 618 „ungewöhnlichen“ Phänomenen nach. Für die meisten fand sich eine Erklärung. Für insgesamt 701 davon nicht. Ermittler Hector Quintanilla, der in Zamoras Fall ermittelte, hält dieses Beispiel für eine der am besten dokumentierten UFO-Sichtungen überhaupt. Die Ermittler waren davon überzeugt, dass der Polizist die Wahrheit sagte, konnten aber weder das unbekannte fliegende Objekt aufspüren, noch Hinweise auf seine mögliche Herkunft finden. Der Fall ist bis heute ungelöst.

Mit den Jahren kam auch bei der CIA ein reicher Erfahrungsschatz im Hinblick auf Ermittlungsmethoden zusammen, den der Geheimdienst jetzt in zehn wertvolle Tipps mit Kollegen wie Zivilbevölkerung teilt. Denn auch die Agency weiß: Die Wahrheit ist irgendwo da draußen!

1. Gründen Sie eine Gruppe, um die Sichtungen zu untersuchen und zu evaluieren

1948 rief General Nathan Twining, der Chef des Air Force Technical Service Command, das Project Sign (ehemals Project Saucer) ins Leben. Signs Aufgabe war es, Standards zur Untersuchung und Einordnung von Sichtungen unbekannter Flugobjekte zu entwickeln und Daten zu sammeln. Dabei ging man davon aus, dass UFOs durchaus real, aber nicht notwendigerweise extraterrestrischen Ursprungs seien, und dass sie möglicherweise eine Bedrohung für die USA darstellten. Seit 1952 trug das Projekt den Namen Blue Book. 1969 wurde es beendet.

2. Legen sie Ihre Untersuchungsziele fest

In den frühen Fünfzigern ging die CIA davon aus, dass es sich bei den UFOs um sowjetische Flugzeuge handeln könnte, auch wenn sie nie ganz ausschließen wollte, dass es sich möglicherweise doch im Aliens handeln könnte. Dementsprechend sah die Zielsetzung bei den Untersuchungen der Sichtungen unbekannter Flugobjekte in den USA aus: Blue Book sollte a) feststellen, ob das jeweilige Phänomen eine Gefahr für die USA darstellte, b) untersuchen, ob die beobachteten UFOs fortschrittliche Technologien aufwiesen, die zu Forschungszwecken genutzt werden könnten, und c) die Beweggründe identifizieren, die die- oder denjenigen dazu bewogen hatte, seine/ihre Beobachtungen zu melden.

3. Beraten Sie sich mit Experten

In den Fünfzigern und Sechzigern finanzierte die US-Regierung eine ganze Reihe von Studien, Diskussionen und Tagungen zum UFO-Phänomen, darunter auch 1953 das von der CIA gesponserte „Robertson Panel“, benannt nach dem Physiker H. P. Robertson vom California Institute of Technology. Eine Vielzahl von zivilen und militärischen Wissenschaftlern, darunter auch Carl Sagan, war über Jahrzehnte an der Klärung der UFO-Frage beteiligt. Project Blue Book arbeitete mit Astrophysikern, der Luftfahrtbehörde, dem US-Wetterdienst, lokalen Wetterstationen, Instituten zur Atmosphärenforschung, der NASA, Kodak (zur Untersuchung von Fotos) und unzähligen Labors (zur Analyse von Proben) zusammen. Sagans Forschergruppe empfahl Mitte der 60er, dass, obwohl noch kein Beweis für UFOs gefunden worden war, die Untersuchungen dennoch fortgesetzt und noch intensiviert werden sollten, damit diese Frage schnell und abschließend geklärt werden könne.

4. Etablieren Sie ein Meldesystem für Sichtungen

Das Air Technical Intelligence Center (ATIC) der amerikanischen Luftwaffe entwickelte einen Fragebogen, der von Blue-Book-Mitarbeitern bei UFO-Meldungen angewendet wurde: Länge der Sichtung, Datum, Uhrzeit, Ort bzw. Position am Himmel, Wetterbedingungen und die Art und Weise des Auftauchens und Verschwindens lieferten Anhaltspunkte zur Einschätzung, ob sich weitere Ermittlungen lohnten. Die Mitarbeiter des Project Blue Book erfassten diese Daten und ordneten sie in verschiedene Kategorien ein: Astronomisch (helle Sterne, Planeten, Kometen, Feuerbälle, Meteore und Nordlichter); Flugzeuge (Propeller- oder Düsenmaschinen, Betankungen in der Luft, Aufklärungs- und Werbeflugzeuge, Helikopter); Ballone; Satelliten; Andere (dazu zählten Raketen, Reflexionen, Fata Morganas, Suchscheinwerfer, Vögel, Drachenflieger, Feuerwerkskörper und Signalraketen); Unzureichende Daten und schließlich die letzte Kategorie: Unidentifiziert. Dazu gehörten alle Fälle, in denen zwar ausreichend Daten vorhanden waren, die aber nicht mit einem bekannten Phänomen in Zusammenhang gebracht werden konnten.

5. Schließen Sie bekannte Objekte aus

Das Ziel der Ermittler war es, eine natürlich Erklärung für so viele gemeldete Phänomene wie möglich zu finden, damit am Ende nur ein kleiner, als „unidentifiziert“ eingestufter Teil, übrig blieb, auf den sich die Ermittler dann konzentrieren konnten. Schon im Frühstadium der CIA-Ermittlungen stellte sich heraus, dass unbekannte oder nicht erkannte Flugzeuge, wie beispielsweise das Aufklärungsflugzeug U-2, für mehr als die Hälfte aller gemeldeten UFO-Sichtungen Ende der Fünfzigerjahre verantwortlich waren. Dazu kamen Erklärungen wie „Himmelsereignisse“, „Scherze“, „Massenhysterie“ und „Halluzination“, „Kriegshysterie“ und, mein persönlicher Favorit, etwas namens „Midsummer Madness“.

Auch ein Blick in die Geschichte konnte beim Identifizieren von vermeintlichen UFOs hilfreich sein. Das Robertson Panel ordnete einige Erscheinungen einer bereits aus dem Zweiten Weltkrieg bekannten Erscheinung zu. Piloten hatten immer wieder von Lichtbällen berichtet, die in der Nähe ihrer Flugzeuge schwebten und sehr schnelle Manöver ausführen konnten. Man nimmt an, dass es sich dabei um elektromagnetische Phänomene, ähnlich den Elmsfeuern, handelte.

6. Entwickeln Sie Methoden, um normale Flugzeuge und andere Himmelsphänomene, die oft für UFOs gehalten werden, zu identifizieren

Flugzeuge, seien es zivile, militärische oder geheime Testmaschinen, werden besonders häufig für fliegende Untertassen gehalten. Die Mitarbeiter von Blue Book erarbeiteten ausführliche Beschreibungen von Flugzeugtypen und Himmelsereignissen und fügten sogar hinzu, warum ein unbedarfter Beobachter diese für UFOs halten könnte.

7. Untersuchen Sie die Beweise der Zeugen

Fotos, Video oder Tonaufnahmen von (vermeintlichen) UFOs sind wichtige Beweise bei den Ermittlungen. 1952 fuhr ein Paar mit seinen zwei Kindern auf dem State Highway 30 durch Tremonton, Utah, als es etwa zehn bis zwölf hell scheinende Objekte am Himmel sah, die sich in einer Art Formation nach Westen bewegten. Der Ehemann hielt sie mit seiner Kamera fest. Später untersuchte das USN Photo Interpretation Laboratory die Aufnahmen und kam zu dem Schluss, dass es sich dabei weder im Vögel, noch um Flugzeuge oder Lichtreflexe handelte, sondern um selbstleuchtende Objekte. Das Robertson Panel beharrte auf weiteren Nachforschungen. Man vermutete, dass man mit kontrollierten Experimenten eine sehr irdische Erklärung für das Phänomen finden würde.

8. Führen Sie kontrollierte Experimente durch

Zur Klärung des oben erwähnten Falls aus Tremonton, Utah, schlug das Robertson Panel vor, die Phänomene experimentell zu reproduzieren. Man wollte unter ähnlichen Wetterverhältnissen Ballone steigen lassen und filmen, um zu zeigen, dass die beobachteten Objekte nicht selbst leuchteten, sondern von irgendetwas angestrahlt wurden. In diesem Fall überstiegen die Kosten der vorgeschlagenen Experimente jedoch den Nutzen, deswegen wurden sie nie durchgeführt. Behauptet jedenfalls die CIA.

9. Sammeln und prüfen Sie physikalische und forensische Beweise

Im eingangs erwähnten Zamora-Fall wurde im Laufe der Ermittlungen alles untersucht, was man nur untersuchen konnte: Man lieh sich Geigerzähler von der Kirtland Air Force Base aus, um Radioaktivität in der „Landezone“ zu finden (überstieg nicht das Normalmaß) und schickte Bodenproben ins Air Force Materials Laboratory (keine unbekannten Stoffe entdeckt). Laboruntersuchungen des brennenden Gestrüpps brachten keine Hinweise auf Brandbeschleuniger.

10. Treten Sie Falschmeldungen entgegen

Die Air Force hatte mit den Fragebögen und dem Project Blue Book ein gutes System etabliert, um die Spreu vom Weizen zu trennen. Die CIA sorgte sich in den Fünfzigern vor allem, dass die Sowjets mit Meldungen über UFO-Sichtungen Massenpaniken auslösen oder durch die Vielzahl der Meldungen dafür sorgen wollten, dass man die Falschmeldungen nicht mehr von der echten Gefahr unterscheiden konnte. Deswegen empfahl das Robertson Panel, Militär, Forschung und sogar die Zivilbevölkerung zu instruieren, woran man Objekte oder Phänomene wie Wetterballone oder leuchtende Nachtwolken, die häufig für UFOs gehalten wurde, erkennt.

Beeindruckende Liste, oder? Für den Hausgebrauch wohl nur bedingt einsetzbar, aber durchaus aufschlussreich. Die allerwichtigste Regel jedoch hat die CIA – aus verständlichen Gründen, es könnte sich immerhin um die Agentur handeln, die die berühmten „Männer in Schwarz“ beschäftigt – nicht aufgeführt: Trauen Sie niemandem!

Quelle: cia.gov / cia.gov/blog /Bilder: cia.gov

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