30. Dezember 2016

Mehr als dunkle Materie

Zeitreise, Erstkontakt und Military-SF bei Cross Cult

Lesezeit: 2 min.

Zum Jahresende sind noch mal drei interessante Science-Fiction-Romane bei Cross Cult erschienen, wo man inzwischen weit mehr als Prosa zu „Star Trek“ und „Doctor Who“ in digitaler und gedruckter Form herausbringt und vor Kurzem sogar eine neue Reihe preisgekrönter englischsprachiger SF-Werke gestartet hat, in der lauter deutsche Erstveröffentlichungen warten.

Mit „Die Jahre des schwarzen Todes“ (im Shop) hat die Amerikanerin Connie Willis anno 1992 einen bis heute ungebrochen bekannten und beliebten Zeitreise-Romane überhaupt verfasst, der ihr damals den Hugo und den Nebula Award einbrachte. Bei Cross Cult erscheint in Form des Zweiteilers „Dunkelheit“ (Dezember) und „Licht“ (Januar) nun die Fortsetzung aus dem Jahre 2010, die Willis neben dem Hugo und dem Nebula diesmal noch den Locus Award bescherte. Erneut schickt sie Historiker aus der Zukunft in die Vergangenheit, um dort die Geschichte leibhaftig zu erleben und zu erforschen – in „Dunkelheit“ geht es in die Ära des Zweiten Weltkriegs. Und auch wenn die Ankunft im Gestern nach Plan verläuft, stecken die Forscher von Morgen bald mittendrin im Chaos des schrecklichen großen Krieges, der das 20. Jahrhundert mitprägte …

Linda Nagata war die Erste, die einen Nebula Award für eine Novelle erhielt, die sie zunächst online veröffentlicht hat. Nachdem sich die auf Hawaii lebende US-Autorin u. a. mit Nanopunk-Romanen einen Namen machte, startete sie zuletzt die Military-Science-Fiction-Trilogie „The Red“. Im Serienauftakt „Morgengrauen“ sollen Lieutenant James Shelley und sein hochtechnisiertes Team in einem afrikanischen Kriegsgebiet für Frieden sorgen. Allerdings hat die Sache mit der ständigen Vernetzung und den Drohnenkameras auch einen Haken, von dem der sonst hellwache Shelley und seine Kameraden nichts ahnen. Nagata verbindet krachende Military-SF mit Elementen zeitgeistkritischer Polit-Thriller, was für mehrere Preisnominierungen sorgte – hier und da sprach ein englischsprachiger Kritiker gar von einem Post-9/11-Update für „Der ewig Krieg“ (im Shop). Der zweite Band „Prüfungen“ soll im Februar folgen.

Die Bücher der amerikanischen Autorin und Geschichtsgelehrten Carolyn Ives Gilman, die 1998 ihr erstes Werk publizierte, wurden in Übersee bereits für den Hugo, den Nebula, den Locus und den Triptree Award nominiert. Mit „Dunkle Materie“ erschien vor Kurzem erstmals einer ihrer Romane in deutscher Übersetzung. Dabei handelt es sich um einen einerseits klassischen, andererseits lobenswert innovativen Erstkontaktroman aus der Zukunft, in der die Menschheit bereits viele Planeten kolonisiert hat. Nun steht die Erkundung einer neuen Welt an, die ebenso fremdartig ist wie ihre Bewohner und deren Gesellschaft. Gilman, die immer wieder mal mit der großen Ursula K. Le Guin (im Shop) verglichen wird, nutzt das für Spannung und Abenteuer, aber vor allem viele frische, interessante und anregende Ideen.

Connie Willis: Dunkelheit • Cross Cult, Ludwigsburg 2016 • 713 Seiten • Paperback: 20,00 Euro

Carolyn Ives Gilman: Dunkle Materie • Cross Cult, Ludwigsburg 2016 • 380 Seiten • Taschenbuch: 14,00 Euro

Linda Nagata: Morgengrauen (Red Bd. 1) • Cross Cult, Ludwigsburg 2016 • 528 Seiten • Taschenbuch: 16,00 Euro

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