„Aus dem Nebel“ von Scott Carson
Albträume per App: Ein übernatürlicher Thriller aus Stephen-King-County
US-Autor Michael Koryta („Die Gewalt der Dunkelheit“, „Die Wahrheit der Toten“) (im Shop) landet mit seinen Thrillern regelmäßig auf der Bestsellerliste der „New York Times“, außerdem war er schon für den Los Angeles Times Book Prize, den Barry Award und den Edgar Award nominiert. Sein Roman „Those Who Wish Me Dead“ bzw. „Die mir den Tod wünschen“ wurde sogar von Taylor Sheridan („Wind River“, „Sicario“) mit Angelina Jolie („Der fremde Sohn“, „Eternals“) in der Hauptrolle verfilmt – auf Deutsch findet man den Streifen als „They Want Me Dead“ derzeit z. B. im Angebot von Netflix.
Aber zurück zu Michael Koryta. Nach über einem Dutzend Büchern unter seinem Namen nutzt der 1982 geborene Amerikaner seit 2020 inzwischen auch noch das offene Pseudonym Scott Carson für seine neuen übernatürlichen Thriller. Bereits Korytas erste Scott-Carson-Veröffentlichung „The Chill“ (im Shop) wurde von Stephen King (im Shop) abgefeiert, und dasselbe gilt für „Aus dem Nebel“ (in Shop), während auch Kollegen wie Michael Connelly oder Paul Tremblay (im Shop) voll des Lobes für Koryta bzw. Carson sind.
„Aus dem Nebel“, im englischsprachigen Original als „Where They Wait“ erschienen, handelt von Nick Bishop. Der in Maine aufgewachsene, jedoch seit Längerem in Florida lebende Journalist hat seinen Job verloren und kehrt im Alter von 28 Jahren zurück in die Heimat, bewohnt von schmerzhaften Erinnerungen und seiner dementen Mutter. Hier soll Nick für einen Freund aus früheren Uni-Tagen einen Artikel über ein aufregendes neues Start-up in einer alten Papiermühle schreiben. Die App der Firma, die sich noch in der Beta-Test-Phase befindet, verspricht Hilfe beim Entspannen, Fokussieren, Einschlafen und sogar Träumen.
Nick, der noch nie in seinem Leben geträumt und nicht mal von seinen Erlebnissen als Kriegsreporter im Nahen Osten Albträume bekommen hat, nähert sich dem Thema als ausgemachter Skeptiker. Allerdings freut er sich, seine alte Jugendliebe Rachel wiederzusehen, die für das Startup arbeitet. Die Freude verblasst schnell, als Nick einige erste verstörende Selbstversuche mit der unausgereiften App auf seinem Smartphone macht, und Rachel ihm zudem ein düsteres Geheimnis über seine Vergangenheit und Familie enthüllt, das direkt mit der App zusammenhängt …
Mit Nick Bishop schickt Michael Koryta alias Scott Carson einen sympathischen Ich-Erzähler ins Rennen um die Gunst der Lesenden. „Aus dem Nebel“ hat einen guten, auf angenehme Weise hemdsärmeligen Thriller-Sound und verbindet klassischen Maine-Horror auf durchaus interessante Weise mit moderner Technik – kein Wunder, dass das Altmeister Stephen King gefällt, der aufgrund der Verortung in seiner Heimat und seinem Hoheitsgebiet jedoch natürlich ein bisschen voreingenommen sein dürfte.
Macht nichts, das sei allen Beteiligten gegönnt. „Aus dem Nebel“ ist ein handwerklich sehr ordentlich auf- und durchgezogener Mainstream-Thriller, von denen man für die Balkon- und Freibad-Saison immer ein paar gebrauchen kann. Selbst wenn dieser hier einen die nächste App etwas zögerlicher installieren, die nächste Nacht etwas furchtsamer erwarten lässt.
Scott Carson: Aus dem Nebel • Roman • Aus dem Amerikanischen von Andreas Fliedner • Heyne, München 2023 • 496 Seiten • Erhältlich als Paperback und eBook • Preis des Paperbacks: € 18,00 • im Shop
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