„The Extraordinaries 1. Die Außergewöhnlichen“
Der Auftaktband zu T. J. Klunes queeren Superhelden-Spaß
Batman? Spider-Man? Wonder Woman? Alles alter Kaffee: In Nova City gibt es ganz reale Menschen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten. Während Shadow Star für Recht und Ordnung sorgt, stiftet Pyro Storm Chaos. Denn was wäre ein Superheld ohne seine Nemesis, der es Paroli zu bieten gilt? Als die Kämpfe der zwei eine neue Dimension annehmen, kommen jedoch auch eingefleischte Fans ins Grübeln. Warum bekämpfen sich die beiden plötzlich bis aufs Blut – und was hat das Ganze mit einem Teenager zu tun?
T. J. Klune gehört zu den Stars der queeren Phantastik. Asexualität, Queerness und Neurodiversität sind in seinen Werken wie „Mr. Parnassus‘ Heim für magisch Begabte“ (im Shop) stets präsent und geben so einer – nicht nur im Genre – immer noch unterrepräsentierten Gruppe eine starke Stimme. Seine bislang hierzulande erhältlichen Romane richten sich jedoch eher an ein erwachsenes Publikum. Mit der „The Extraordinaries“-Trilogie ändert sich das nun. Seit April liegt der Auftaktband „Die Außergewöhnlichen“ (im Shop) auf Deutsch vor – und erzählt eine sehr humorvolle Geschichte über Außenseitertum, Eifersucht, (Wahl-)Familien und die erste große Liebe.
Im Mittelpunkt steht dabei Nick Bell, seines Zeichens glühender Superheldenfan. Natürlich weiß er alles über die Held:innen von Marvel und DC. Sein Augenmerk gilt aber Nova Citys Shadow Star. Nicks jugendliche Begeisterung nimmt dabei obsessive Züge an. In seinen Fan-Fictionen schmachtet er nicht nur für den Recken, sein alter Ego muss in seinen Geschichten auch immer wieder von diesem gerettet werden. Und natürlich überspannt er manchmal bei seiner Clique den Bogen, wenn er die Nachrichten zu Shadow Stars Heldentaten seinem besten Freund Seth, dem lesbischen Pärchen Gibby und Jazz sowie dem hochnäsigen Owen mitteilt. Dennoch mögen sie ihren Nick, dessen Gehirn aufgrund von ADHS stets unter mentaler Dauerbefeuerung leidet. Um seinem Idol nahe sein zu können, beschließt er schließlich, selbst ein Außergewöhnlicher zu werden – und übersieht dabei, was beziehungsweise wer im Leben wirklich wichtig ist.
Echte Superheldenfans wissen: Neue Heroen zu entwerfen ist gar nicht so leicht. Zu mächtig sind die Held:innen von Marvel und DC. Dennoch schaffen es Kreative immer mal wieder, mit ihren Figuren zu überraschen, sei es Marissa Meyer mit „The Renegades“ (im Shop), Brandon Sanderson mit seiner „Die Rächer“-Trilogie (im Shop) oder Mur Lafferty (im Shop) mit ihrer leider nie ins Deutsche übersetzten Superhelden-Novelle „Playing for Keeps“. Auch T. J. Klune hat sich den Herausforderungen eines Held:innen-Universums angenommen. Seine Außergewöhnlichen sind nicht zahlreich und keiner weiß, woher sie eigentlich kommen. Haben sie angeborene Fähigkeiten oder wurden sie dahingehend „gezüchtet“? Diese Frage beschäftigt auch Nick, als er auf die Idee kommt, selbst ein Außergewöhnlicher zu werden, um seinem Idol näherzukommen. Dass seine Freund:innen das für keine gute Idee halten, versteht sich von selbst. Doch wenn sich Nick einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, zieht er es auch durch. Was kann da schon schiefgehen?
In „The Extraordinaries 1. Die Außergewöhnlichen“ fackelt T. J. Klune nicht nur ein Feuerwerk feinsten Teenager:innen-Humors ab, bei dem auch Erwachsene schmunzeln möchten – und bei dem Leser tapfer sein müssen, denn selten wurde in einem Jugendroman so sehr über das männliche Geschlecht hergezogen wie hier. Bei all den kleinen Witzen hier und da (sorry, Jungs!), schildert T. J. Klune aber auch warmherzig, was es heißt erwachsen zu werden, wenn sich die Welt scheinbar gegen einen verschworen hat. Und natürlich kommt auch die Action nicht zu kurz, denn irgendwie muss dem Treiben zwischen Shadow Star und Pyro Storm ja Einhalt geboten werden.
Weiter geht es bereits kommenden Monat in „The Extraordinaries 2. Neue Helden“ (im Shop). Der Abschlussband „The Extraordinaries 3. Alte Geheimnisse“ (im Shop) ist für September angekündigt.
T. J. Klune: The Extraordinaries 1. Die Außergewöhnlichen • Aus dem Amerikanischen von Charlotte Lungstrass-Kapfer • Heyne, München 2024 • 576 Seiten • Erhältlich als Hardcover, eBook und Hörbuch-Download • Preis des Hardcovers: € 20,00 • Empfohlen ab 14 Jahren • im Shop
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