Mond-Science!
„Artemis“ von Andy Weir ist da am besten, wo es wissenschaftlich wird
Mit „Der Marsianer“ (im Shop) hat Andy Weir einen Instant-Weltbestseller geschrieben, der uns 2014 sofort in seinen Bann gezogen hat. Jetzt ist sein zweiter Roman „Artemis“ (im Shop) erschienen, und natürlich stellt sich die Frage: wie schlägt er sich im Vergleich zum „Marsianer“? Die Antwort: ganz gut eigentlich.
Artemis ist die erste Stadt auf dem Mond und das Zuhause von Jazz Bashara. Sie schmuggelt Dinge von der Erde, die in Artemis verboten sind – Zigarren, beispielsweise (kein offenes Feuer!), aber keine Waffen oder so. Sie träumt davon, eines Tages genug Geld zu haben, um sich eine hübsche kleine Wohnung leisten zu können. Als einer ihrer gefährlichen, aber lukrativen Auftrag anbietet, sagt sie natürlich nicht nein: sie soll die die Sanchez-Aluminiumfabrik sabotieren, sodass Landvik das Unternehmen günstig aufkaufen kann. Jazz entwickelt einen genialen Plan – doch der geht schief, und plötzlich sieht sie sich mit Mächten konfrontiert, für die ein totes Mondmädchen mehr oder weniger keine Rolle spielt …
Jazz Bashara ist zwar die Heldin der Geschichte, aber Artemis ist die Heldin des Buches. Wie auch schon bei „Der Marsianer“ hat Andy Weir umfassend recherchiert, wie eine Stadt auf dem Mond aussehen und funktionieren könnte – nicht nur in technischer Hinsicht, sondern auch in sozialer. Und Jazz, die im Alter von zwei Jahren zusammen mit ihrem Vater nach Artemis kam, kennt die Stadt wie ihre Westentasche. Sie ist die perfekte Reiseführerin und weiß alles über die Technik hinter Artemis – und zugleich führt sie nicht gerade das tollste Leben: sie braucht ständig Geld, hat Probleme mit ihrem Vater und ihre letzte Beziehung endete alles andere als gut. Dazu ist sie schlau, nicht auf den Mund gefallen und ziemlich tough – kurz: sie hat alles, was eine ordentliche SF-Heldin so braucht.
Das Problem an „Artemis“ ist schlicht, dass es nicht „Der Marsianer“ ist. Wo immer Weir uns erklärt, wie Stadt, Mondrover oder Luftaufbereitung funktioniert, ist „Artemis“ super. Doch je mehr die Sabotage und die daraus entstehenden Probleme und zwischenmenschlichen Verstrickungen in den Vordergrund der Story rücken, desto mehr wird Jazz von interessanter Heldin zu einem Werkzeug des Plots. Dennoch, für den zweiten Roman eines jungen Autors ist „Artemis“ eine runde, gelungene Geschichte mit einem unvergesslichen Setting, die vielleicht ein bisschen zu sehr im Schatten ihres großen Bruders vom Mars steht.
Andy Weir: Artemis • Roman • Aus dem Amerikanischen von Jürgen Langowski • Wilhelm Heyne Verlag, München 2018 • E-Book: € 11,99 • im Shop • Leseprobe 1 • Leseprobe 2
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