14. November 2018 1 Likes

Riesenroboter, Riesenprobleme

Sylvain Neuvels Roman „Giants – Die letzte Schlacht“

Lesezeit: 3 min.

Giants – Die letzte Schlacht“ schließt nach „Giants – Sie sind erwacht“ und „Giants – Zorn der GötterSylvain Neuvels (im Shop) Roman-Trilogie über die Riesenroboter ab. Wer die Vorgängerbände nicht gelesen hat oder den Plot nicht mehr hundertprozentig zusammenkriegt, kann trotzdem beherzt zugreifen.

Neuvel braucht nämlich nur ein paar Seiten, um alles zusammenzufassen, was man für eine vergnügliche, zur Not sogar unabhängige Lektüre des dritten Buches braucht: Dass die Menschheit die Teile eines außerirdischen Riesenkampfroboters fand und den mechanischen Gott aus dem All zusammensetzte, was allerhand Probleme brachte. Dass seine außerirdischen Erbauer mit einem weiteren Roboter und mit Unmengen Giftgas auf die Erde kamen, um Millionen von Menschen auszulöschen, die wegen eines früheren Besuchs Alien-DNS in sich trugen. Und dass Dr. Rose Franklin, mit deren Fund all dies seinen Anfang nahm, und Vincent Couture, einer der irdischen Piloten des Roboters, mit Vincents Tochter Eva auf Esat Ekt landeten, der Heimatwelt der Außerirdischen und ihrer Roboterarmee. Hier greift Neuvel in „Giants – Die letzte Schlacht“ den Faden flugs wieder auf und enthüllt zweigleisig, wie es Rose, Vincent und der jungen Eva in der fremden Welt mit ihrer extremen Demokratie und paradoxen Nichteinmischungspolitik ergangen ist – und was sie nach der Rückkehr auf ihren Heimatplaneten erleben. Dort tobt zwischen den expandierfreudigen amerikanischen und russischen Großreichen inzwischen ein Kalter Krieg 2.0, der mit den auf der Erde gestrandeten Robotern, Atomwaffendrohungen und Internierungslagern für Menschen mit Alien-Genen geführt wird und zu eskalieren droht…

Doch die parallele Handlung auf zwei Zeitebenen oder die für ein Trilogie-Finale wirklich beeindruckende Zugänglichkeit sind nicht die einzigen Besonderheiten von Sylvain Neuvels Buch. Denn natürlich hat der Kanadier auch diesen Roman wieder in Form von Verhörprotokollen, Gesprächsaufnahmen, Briefen und Tagebucheinträgen umgesetzt. Leser der ersten Bände kennen diesen Trick schon, lassen sich aber noch immer davon begeistern und einnehmen. Neuvels packende, gewitzt geschriebene Geschichte wird durch die Dominanz von Dialog in Reinform noch direkter und schneller und sticht perspektivisch und selbst satztechnisch hervor wie ein riesiger Roboter. Hervorheben sollte man zudem, dass der Lesespaß und die Unterhaltsamkeit niemals zu kurz kommen und viel mehr immer an erster Stelle stehen, obwohl sich der Linguist, Übersetzer, Software-Ingenieur, Star Wars-Fan, Actionfiguren-Enthusiast und stolze Vater Neuvel zweifellos von aktuellen politischen und sozialen Entwicklungen auf der ganzen Welt beeinflussen ließ. In der Hinsicht ist der dritte „Giants“-Roman richtig gute Science-Fiction, da Neuvel die Präsenz der Aliens und ihrer Roboter dazu nutzt, um unserer Gesellschaft einen Spiegel vor Augen zu halten und die allgegenwärtige Unmenschlichkeit einzufangen, für die wir gar keine künstlichen Giganten oder Aliens brauchen.

Spannend und unterhaltsam; formal besonders und unheimlich schnell; klug, jedoch nicht zu kopflastig oder prätentiös: Es sollte mehr Science-Fiction in der Qualität und der erfrischenden Manier von Sylvain Neuvels „Giants – Die letzte Schlacht“ geben. Wer bisher noch keinen seiner Riesenroboter-Romane las, kann problemlos mit diesem beginnen, alle anderen freuen sich auf einen starken Ausgang des Dreiteilers. In Neuvels nächstem Werk „The Test“ geht es um Einwanderung in der nahen Zukunft, doch in der Danksagung zu „Die letzte Schlacht“ meditiert der Kanadier bereits darüber, ob es nicht noch die eine oder andere Akte aus dem „Giants“-Univerusm offenzulegen gibt. Bis dahin steht seine Trilogie dank dieses bemerkenswerten Finales gut genug da.

Sylvain Neuvel: Giants – Die letzte Schlacht • Aus dem Amerikanischen von Marcel Häußler • Heyne, München 2018 • 480 Seiten • E-Book: 11,99 Euro

Kommentare

Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden oder Registrieren.
Sie benötigen einen Webbrowser mit aktiviertem JavaScript um alle Features dieser Seite nutzen zu können.