„Beetlejuice Beetlejuice“ – Eine sehr späte Fortsetzung …
… die einmal mehr Einblicke in Tim Burtons seltsame Phantasie gewährt
Es überrascht geradezu, dass es im Zuge der 80er Jahre Nostalgie, die seit längerem grassiert, noch keine Fortsetzung von „Beetlejuice“ gegeben hat, der einen damals jungen, noch kaum bekannten Regisseur berühmt machte: Tim Burton. Einige kleine Animationsfilme hatte Burton 1988 schon inszeniert, sein erster Langfilm war „Pee Wee’s irre Abenteuer“, doch erst „Beetlejuice“ brachte ihm den Erfolg, der kurz darauf zu „Batman“ führte. Und der Rest ist Geschichte, wie es so schön heißt, womit dann also „Beetlejuice“ der Beginn der doch ziemlich globalen Faszination für die seltsame Phantasie von Tim Burton war.
Der konnte sich im handgemachten „Beetlejuice“ zum ersten Mal so richtig austoben, erzählte von einem Ehepaar, das in einer kleinen Stadt ihr Traumhaus fand, aber sofort ums Leben kam. Als Untote schwirrte das Paar fortan durch das Haus, versuchte die neuen Besitzer samt typisch 80er Jahre Goth-Teenager zu vertreiben und sich zudem des Dämon Beetlejuice zu erwehren.
35 Jahre später hat sich einiges, aber am Ende doch wenig geändert: Der damalige Teenager Lydia (Winona Ryder) ist nun eine erwachsene Frau, die als Geisterflüsterein mit einer TV-Sendung namens Ghost House ihr Geld verdient. Von ihrer immer noch überdrehten Künstler-Mutter Delia (Catherine O’Hara) ist sie ebenso entfremdet wie von ihrer Emo-Tochter Astrid (Jenna Ortega). Doch der Tod des Vaters führt die drei Generationen im berühmten, besessenen Haus der Familie zusammen, während gleichzeitig Beetlejuice (Michael Keaton, auch mit 73 noch höchst vital grimassierend) mit eigenen Familienproblemen zu kämpfen hat: Seine Frau Delores (Monica Bellucci) hatte jahrelang zerstückelt in Kisten ausgeharrt, konnte sich nun aber wieder zusammenflicken. Wie Frankensteins Braut torkelt sie nun durch das Geschehen, das sehr lange braucht, um auf Touren zu kommen.
Man merkt es „Beetlejuice Beetlejuice“ an, dass alle Beteiligten mehr als bemüht sind, die einstige Magie noch einmal einzufangen, gleichermaßen Fan-Service zu betreiben, sich dabei aber nicht nur auf nostalgische Gefühle zu verlassen. Dass Burton sich von einem früher für seine handgemachten Spezialeffekte bekannten Regisseur mit Filmen wie „Alice im Wunderland“ oder „Dumbo“ zu einem der extremsten Verfechter willkürlicher CGI-Exzesse entwickelt hat, lässt dabei zunächst Schlimmes befürchten.
Doch schon der Auftritt des liebenswerten Schrumpfkopfes Bob und die hübsch expressionistisch schiefen Sets, deuten an, dass Burton die Stimmen seiner Kritiker vernommen hat und sich hier um möglichst großen Einsatz praktischer Effekte bemüht. Ganz so unverwechselbar rustikal wie in den 80er Jahren sieht das zwar nicht mehr aus, was aber auch daran liegen mag, dass Burtons einst seltsam anmutenden Visionen längst Mainstream geworden sind.
Was einst quasi Alleinstellungsmerkmal war, wurde zum Standard, Burtons einstiger Lieblingsschauspieler Johnny Depp zur Parodie seiner selbst, aus dem Superheldengenre nicht mehr ein Risiko, sondern eine Gelddruckmaschine. Tim Burton hat Hollywood mehr verändert als die meisten anderen Regisseure der letzten 40 Jahre, es dabei aber nicht geschafft, sich selbst substanziell weiterzuentwickeln oder gar neu zu erfinden. Andererseits: Wie hätte das aussehen können? Ein Kammerspiel oder ein klassisches Drama will man von Burton ja nun auch nicht sehen. Insofern ist es vielleicht nur konsequent, dass Burton auch in „Beetlejuice Beetlejuice“ das tut, was er am besten kann: Seltsamkeiten inszenieren, sich an bizarren Sets und Kostümen berauschen, seine Lust am Makabren und Übernatürlichen frönen. Und nach trägem Beginn erreicht schließlich auch diese späte Fortsetzung ein Maß an Absurdität, die fast so schön wie früher ist und tatsächlich einen Sandwurm mit einer Hochzeit und einer Karaoke-Nummer von Richard Harris’ legendärer Schnulze „MacArthur Park“ verknüpft. Viel bizarrer kann es im heutigen Hollywood wohl nicht werden.
Beetlejuice Beetlejuice • USA 2024 • Regie: Tim Burton • Darsteller: Michael Keaton, Winona Ryder, Catherine O’Hara, Jenna Ortega, Justin Theroux, Willem Dafoe, Monica Bellucci • ab 12. September im Kino
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