25. September 2020

„Bill & Ted Face the Music“ ist fast „Most excellent!“

Die lang erhoffte Fortsetzung ist auch, aber nicht nur Nostalgie

Lesezeit: 3 min.

Meistens geht das ja nicht gut, wenn beliebte Titel aus vergangenen Tagen, momentan vor allem den 80ern, aufgewärmt oder rebootet werden, denn meist ist der Antrieb nicht viel mehr als Geld. Im Fall von „Bill & Ted Face the Music“ aber darf man doch davon ausgehen – und das ohne sich allzu viel vorzumachen – dass es vor allem die Liebe zu den Charakteren war, die das Team wieder zusammenbrachte. Geldsorgen hat zumindest Ted-Darsteller Keanu Reeves nicht, die nächsten „Matrix“ und „John Wick“-Filme sind schon in der Mache, und auch Alex Wilder, dessen Bill Höhepunkt seiner schauspielerischen Filmographie blieb, hat sich inzwischen einen Namen als Regisseur von Dokumentarfilmen gemacht, in denen es unter anderem um das Dark Web, die Panama Papers und demnächst Frank Zappa geht.

30 Jahre ist es tatsächlich her (da merkt man, wie alt man selbst geworden ist …), dass Winter und Reeves in die Rollen von Bill und Ted schlüpften, zwei Stoner-Typen aus dem kalifornischen San Dimas, die wenig mehr im Kopf hatten als ihre Musik. Diese Musik sollte die Welt vereinen, das erfuhren sie in der Zukunft, in die sie mit einer Telefonzelle (ja, pure Nostalgie!) reisten. Und das tun sie auch jetzt, denn auch wenn Bill & Ted inzwischen Mitte 50 und mit den Prinzessinnen Joanna (Jayma Mays) und Elizabeth (Erinn Hayes) verheiratet sind: Den Song, genau DEN Song, haben sie noch nicht geschrieben. Doch jetzt wird es Zeit, denn das Universum steht vor dem Kollaps, Menschen und Objekte springen schon willkürlich durch Raum und Zeit, doch die Inspiration will nicht kommen. Während Bill & Ted ihre älteren Ichs besuchen, um endlich den Song zu finden, den diese ja irgendwann endlich geschrieben haben müssen, reisen ihre Töchter Thea (Samara Weaving) und Billie (Brigitte Lundy-Paine) in die Vergangenheit, um Musikgrößen wie Jimi Hendrix, Louis Armstrong, Mozart und gar einen Trommler aus der Steinzeit zusammenzubringen, die ihre Väter als Backup-Band unterstützen sollen.


Die Alten … ziemlich analog


Die Jungen … irgendwie auch ziemlich analog

Auf den ersten Blick hört sich das nach wenig mehr an als einer Variation der ersten Teile, inklusive Zeitreiseparadoxien, Begegnungen mit dem eigenen Ich, vielen Wows! Excellents! und Dudes! Doch Chris Matheson und Ed Solomon, den Autoren der Originale, gelingt es, die Balance zwischen Nostalgie und Moderne zu halten, zwischen Selbstzitaten, Auftritten vieler altbekannter Figuren, die man nur verstehen kann, wenn man die Originalfilme kennt, und einer zeitgemäßen Handlung, in der zwei inzwischen etwas alte weiße Männer, den Staffelstab an eine jüngere Generation weitergeben.

Doch auch bei dieser scheinbar allzu politisch korrekten Volte steht doch das Miteinander im Vordergrund: So wie Kiss am Ende von Teil 2 „God Gave Rock’n’Roll to You“ sangen und die Menschheit für einen Moment vereint war, so endet auch dieser neuerliche, vermutlich endgültig letzte Bill & Ted-Film mit einem Moment, der die verbindende Kraft der Musik beschwört. Älter und faltiger sind auch all jene geworden, die um 1990 die ersten beiden Bill & Ted-Filme im Kino gesehen haben, älter und faltiger sind auch Keanu Reeves und Alex Winter geworden, doch allein die entspannte Lust, mit der sie sich noch einmal in eigentlich infantile Figuren gestürzt haben, macht diesen Ausflug in die Vergangenheit mehr als sehenswert.

„Bill & Ted Face the Music“ startet am 25. September im Kino, auch als VOD erhältlich. Abb.: Orion.

Bill & Ted Face the Music • USA 2020 • Regie: Dean Parisot • Darsteller: Keanu Reeves, Alex Winter, Samar Weaving, Brigitte Lundy-Paine

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