10. November 2022 2 Likes

„Black Panther 2“ – 161 Minuten Heldenverehrung

Nach dem Tod seines Hauptdarstellers sucht diese Marvel-Fortsetzung nach ihrem Zentrum

Lesezeit: 3 min.

Wenige Hollywood-Filme der jüngeren Vergangenheit haben solche Spuren im popkulturellen Gedächtnis hinterlassen wie „Black Panther“, nicht wirklich der erste, aber der erste große Superheldenfilm mit einem schwarzen Helden. Der zudem das fiktive afrikanische Land Wakanda in den Mittelpunkt stellte und somit genau den afro-amerikanischen Zeitgeist traf, in dem die Beschäftigung mit dem Kontinent, aus dem Millionen von Sklaven nach Amerika gebracht wurden, zum Teil der schwarzen Selbstermächtigung macht.

Auf welch problematische Weise „Black Panther“ mit jenen Klischees und Stereotypen hantierte, mit denen das westliche Kino den afrikanischen Kontinent seit langem belegt, ging in der Begeisterung oft unter. Stattdessen wurde die Geste des Arme vor der Brust überkreuzen zum viel zitierten Symbol, das etwa der Fußballer Pierre-Emerick Aubameyang gerne beim Torjubel verwendete und zahlreiche Porträts schwarzer Schauspieler auf der Filmdatenbank Imdb ziert. Und spätestens nach dem plötzlichen Tod des Black Panther selbst, Hauptdarsteller Chadwick Boseman, wurde der Satz „Rest in Power“ zu einem geflügelten Wort. Das „Black Panther“ zudem ein enormer finanzieller Erfolg war und auch noch für den Oscar als Bester Film nominiert wurde (und drei Statuen gewann), ließ die exorbitanten Erwartungen mancher Kreise in die Fortsetzung nur noch weiter steigen.

Sagenhafte 161 Minuten lässt sich Ryan Coogler nun für den Nachfolger „Black Panther: Wakanda Forever“ Zeit, im Marvel-Kosmos nur überboten von den 182 Minuten von „Avengers: Endgame“, aber da spielten auch so ziemlich alle Marvel-Helden mit, und damit alle zumindest ein wenig zu Wort kamen, waren also drei Stunden durchaus nötig. Warum dagegen „Black Panther 2“ eine Länge hat, die einst epischen Historienfilmen oder Bibeldramen vorbehalten war, bleibt ein Rätsel.

Zumal die Geschichte denkbar schlicht, um nicht zu sagen banal ist: Wie sich herausstellt besitzt nicht nur Wakanda das spektakuläre Mineral Vibranium, sondern auch ein bislang unbekanntes Volk namens Talokan, das von den Mayas abstammt, blau ist und unter Wasser lebt. Angeführt wird es von Prinz Namor, der eine junge Wissenschaftlerin töten will, die ein Gerät zur Ortung von Vibranium hergestellt hat. Ausgiebige Kämpfe folgen.

Keine besonders substanzielle Handlung, die vor allem in Gänze überflüssig erscheint, denn im Kern haben Wakanda und Talokan dasselbe Interesse, nämlich in Frieden zu leben, ein Kampf zwischen den Völkern erscheint dementsprechend noch unsinniger als gewöhnlich. Überdeutlich merkt man „Black Panther 2“ an, wie mit dem Schatten von Chadwick Boseman gekämpft wird, dem mehrfach ausgiebig gehuldigt wird, dem der Film gewidmet ist und der – Überraschung – auch noch einen geheimen Sohn hatte, der tatsächlich auf Haiti lebt und allen ernstes Toussaint heißt, also wie Toussaint Louverture, der Anführer der haitianischen Revolution, der in den letzten Jahren zu einem Idol des schwarzen Selbstbewusstseins geworden ist.

Und so muss man „Black Panther 2“ vermutlich auch wahrnehmen: Als Symbol der schwarzen Selbstermächtigung, als Film, in dem praktisch kein weißer Schauspieler vorkommt – allein Martin Freeman taucht auf, in einer vollkommen unnötigen Rolle – in dem schöne schwarze Menschen, in schönen, bunten, ein wenig pseudoafrikanischen Kostümen agieren, zwischen Hightech-Materialien und archaischen Riten, in malerischer Natur, unterlegt von „typisch“ afrikanischen Chorälen.

Ein seltsamer Film ist „Black Panther 2“, eigentlich kaum ein richtiger Film, eher Füllmaterial auf dem Weg des Marvel Cinematic Universe zu einer neuen erzählerischen Linie, die nun allerdings schon seit etlichen Filmen auf sich warten lässt. Offiziell endet mit diesem Film die vierte Phase des MCU, nächsten Jahr folgt dann Phase fünf, mit vielleicht etwas mehr erzählerischen Drive als in dieser allzu behäbigen Fortsetzung.

Black Panther: Wakanda Forever • USA 2022 • Regie: Ryan Coogler • Darsteller: Letitia Wright, Lupita Nyong’o, Danai Gurira, Winston Duke, Angela Bassett, Tenoch Huerta, Martin Freeman • Kinostart: 10. November • Abb. Marvel/Disney

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