7. Januar 2022

„The Book of Boba Fett“ – Der Wunsch der Fans geht in Erfüllung

Der beliebte Kopfgeldjäger hat nun auch eine eigene Serie

Lesezeit: 3 min.

Es gab ja mal eine Zeit, da musste das gespannte Publikum Jahre auf einen neuen Star Wars-Film warten, sich mit dem Verfügbaren die Jahre vertreiben, grübeln, wie die Geschichte wohl weitergehen würde. Heute dauert das Grübeln maximal Monate, wenn nicht Wochen und besteht nicht zuletzt daran, sich zu fragen, wie sich denn ein neuer Film oder meist eine neue Serie, in den Kanon einfügen wird, gerade wenn die neue Serie vor schon bekannten Filmen oder Serien spielt und erst recht, wenn darin Figuren vorkommen, die in der bekannten Timeline eigentlich schon gestorben sind.

Denn das ist eines der narrativen Probleme, mit denen zunächst Marvel beim Kreieren des Marvel Cinematic Universe und zunehmend auch die Kollegen des Star Wars-Kosmos zu kämpfen haben: Der Wunsch, immer neue Serien auf die Abonnenten loszulassen, führt auch zum Wunsch, über Figuren erzählen, die zwar beliebt waren, in einem Film oder einer Serie aber schon das Zeitliche gesegnet haben. Direkt in Multiversen zu springen macht auch nur bedingt Sinn, praktisch also, wenn ein Todesfall eher so nebenbei passierte und man ohne allzu absurde Volten behaupten kann, das sich eine Figur damals abseits der Leinwand doch gerettet hat.

So beginnt also „The Book of Boba Fett“ mit einer Art doppeltem Rückblick auf alte „Star Wars“-Filme, genauer gesagt die Szene aus „Angriff der Klonkrieger“, als der junge Boba Fett mitansehen musste, wie sein Vater starb, vor allem aber die Szene aus „Rückkehr der Jedi Ritter“, als Boba Fett in den Strudel des Sarlacc fiel und nur scheinbar aufgefressen wurde. Dass dem nicht so war, wurde schon in der Vorgängerserie „Mandalorian“ deutlich, in der der beliebte Kopfgeldjäger auftrat. In der Post-Credit-Szene der letzten Folge jener Serie übernahm Boba Fett (Temuera Morrison) den Thronsaal von Jabba the Hut, wo inzwischen Bib Fortuna auf dem Thron saß und knallte zusammen mit seiner Partnerin Fennec Shand (Ming Na-wen) alles nieder.

„The Book of Boba Fett“ erzählt nun sowohl das Davor wie auch das Danach, beschreibt, wie Boba Fett in der Gegenwart mit seiner neuen Rolle als Herrscher über die einst von Jabba beherrschten Handelswege regiert, aber auch, wie er nach seinem Entkommen aus der Sarlacc-Grube von Wüstenbewohnern aufgepäppelt wurde und ihnen beim Kampf gegen die Unterdrücker half. Lustigerwerweise ist hier so oft von Dünen und Spice die Rede, das Jon Favreaus Drehbuch den Eindruck einer bewussten „Dune“-Hommage erweckt. Praktischerweise ist der vom Maori Temuera Morrison gespielte Boba Fett ja auch kein White Saviour, so dass seine Hilfe für die Eingeborenen wie von gleich zu gleich wirkt.

Schon der „Mandalorian“ spielte auf interessante Weise mit Western-Motiven, und auch der Spin-Off „The Book of Boba Fett“ bleibt eher einem sandig-schmutigen Look treu, als in die futuristischen Aspekte der „Star Wars“-Welt zu blicken. Nur sieben Folgen wird das Boba-Fett-Abenteuer dauern, bei drei davon – unter anderem der Pilot-Folge – hat Robert Rodriguez Regie geführt, der bekannt für seine leichtfüßige Inszenierung ist, die mehr wert auf Action und Humor, als auf Substanz legt. Und so entwickelt sich die Mini-Serie auch kurzweilig und unterhaltsam, variiert bekannte „Star Wars“-Motive, ohne allerdings allzu viel zu riskieren. Zum Disney-Star-Wars-Jahresauftakt genügt das, spätestens mit der bald startenden Obi-Wan Kenobi-Serie darf es dann gerne etwas ambitionierter werden.

The Book of Boba Fett • USA 2021/22 • Creator: Jon Favreau • Darsteller: Temuera Morrison, Ming-Na Wen, Matt Berry • jetzt auf Disney+, jeden Mittwoch eine neue Folge

[bookpreview] 978-3-641-14396-1

Kommentare

Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden oder Registrieren.
Sie benötigen einen Webbrowser mit aktiviertem JavaScript um alle Features dieser Seite nutzen zu können.