Ein Schaf hebt ab
„Shaun das Schaf 2 – Ufo-Alarm“ - An sich nichts Neues, aber trotzdem niedlich wie Sau!
Sicherlich wurde nicht mit allem ins Schwarze getroffen, aber: Von den Produktionen der britischen Knetanimationsfilmbastler Aardman Animations kann man trotzdem einfach nicht genug kriegen. Es ist das ungemein organische Feeling der Bilder, der oftmals zum Kreischen niedliche Hang zum Detail und dieser so herrliche, oft sehr trockene Humor mit dem sich die Firma schon seit Jahrzehnten von der Konkurrenz abhebt – die Jungs und Mädels haben eine unverkennbar eigene Handschrift, wo Aardman drauf steht, ist Aardman drin.
Und das ist bei der erneut liebevoll gemachten und vor allem in den Szenen außerhalb der Erde ungeheuer farbenprächtigen ersten Fortsetzung des Studios nicht anders. Der Plot von „Shaun das Schaf 2 – Ufo-Alarm“ lautet wie folgt: Ein mit speziellen Kräften ausgestattetes Alien-Mädchen mit Namen Lu-la, das unter anderem mit ihren Gedanken Dinge bewegen kann, vor allem aber über einen gigantischen Appetit verfügt, legt auf der wohlbekannten Mossy Bottom Farm eine Notlandung hin und freundet sich dort mit dem vorlauten Schaf Shaun an. Shaun nimmt natürlich die Gelegenheit wahr und treibt zusammen mit seiner neuen Freundin noch mehr Schabernack als je zuvor. Doch Lu-La wird mächtig von Heimweh geplagt, außerdem wuseln in der Nähe des Hofs finstere Regierungsbeamte durch die Botanik, die das herrlich naive Wesen einfangen wollen – Shaun und seine außerirdische Freundin müssen das Raumschiff so schnell wie möglich wieder reparieren …
Auch wenn „Ufo-Alarm“ zum Einstieg wirkt, als ob man den eher betulichen Tonfall des Vorgängers (und der TV-Serie) beibehält, wird schnell klar, dass selbst die Briten nicht gänzlich vor dem hollywoodschen Drang bei Sequels noch eins draufzusetzen gefeit sind. So geht das Schaf dahin, wo noch kein Schaf zuvor gewesen ist, es werden zahlreiche neue Figuren eingeführt und der Humor wirkt in einzelnen Momenten etwas zu drüber, die erfrischende Einfachheit des Franchise geht diesem Beitrag etwas ab. Wenig einfallsreich und etwas zu offensichtlich eingestreut wirken zudem die vielen Anspielungen auf Science-Fiction-Filme wie „Men in Black“, „2001: Odyssee im Weltraum“ oder „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ – alles Titel, die in den letzten Jahrzehnten schon unzählige Male zitiert oder persifliert wurden, hier hätten die Macher gerne etwas subtiler vorgehen können.
Dennoch: Es wimmelt erneut vor zahlreichen gelungenen Slapstick-Szenen (ein persönliches Highlight ist das Chaos, dass Shaun und Lu-la in einem Supermarkt anrichten) und restliche Mitglieder aus Shauns Herde wie Timmy, Shirley oder Nuts erhalten kleine individuelle, oft sehr drollige Auftritte, die perfekt in die Geschichte einflochten wurden und sich nicht nur wie Cameos anfühlen. Zudem gibt es ein paar kleine, leise Momente zwischen Shaun und Lu-la, die sich nur mit zweisilbigen Wortschöpfungen verständlich machen kann, in denen einem einfach das Herz aufgeht. Sowieso: Es ist verblüffend, wie wahrhaftig sich die Freundschaft zwischen einem Schaf (!) und einem Alien-Mädchen (!!) am Ende anfühlt – welcher Film kann das schon von sich sagen?
„Shaun das Schaf 2 – Ufo Alarm“ läuft seit dem 26.09.2019 im Kino.
Shaun das Schaf 2 – Ufo-Alarm (Großbritannien/Frankreich 2019) • Regie: Will Becher, Richard Phelan • Darsteller: Shaun, Blitzer, Der Farmer, Timmy, Shirley, Nuts, Lu-la
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