16. Februar 2019 1 Likes

Einer reicht

„Happy Death Day 2U“ – Größer, aber alles andere als besser

Lesezeit: 3 min.

Mit dem unabhängigen Produktionsstudio „Blumhouse Productions“ ist es schon ein Kreuz. Auf der einen Seite mischen die Mannen um Jason Blum seit über 10 Jahre günstig hergestellte, aber sehenswerte Perlen wie „Insidious“ (2010), „Sinister“ (2012) oder „The Purge – Die Säuberung“ (2013) unter die Schwemme an verfilmten Businessplänen der Majors und man möchte sie dafür lieben, anderseits leidet die Zuneigung schon arg darunter, dass auch die Mikro-Budget-Kurbler es nicht lassen können, aus jeden Erfolg eine Serie zu zimmern, was bisher kein einziges Mal gut ging.

Happy Death Day“ pumpte 2017 mit Sci-Fi-Elementen und schwarzem Humor frisches Blut in das längst fünffach gemeuchelte Slashergenre und ließ dank einer extrem starken Hauptdarstellerin (Jessica Rothe) sogar vergessen, dass man sich gerade einen Horrorfilm über einen maskentragenden Messerschwinger anschaut, in dem praktisch kein Blut fließt! Aber es war vor allem das angenehm schlichte, knackig präsentierte Konzept, das den Schlitzerthriller der etwas anderen Art zum Gewinner der Herzen werden und die Kinokassen klingeln ließ (Budget: 4,8 Millionen / Ertrag: 125 Millionen): Studentin Theresa „Tree“ Gelbman wird an ihrem Geburtstag von einem mit einer Babymaske maskierten Unbekannten umgebracht. Allerdings erwacht Tree am gleichen Tag morgens wieder und muss langsam, aber sicher feststellen, dass sie in einer Zeitschleife gefangen ist und jeden Tag aufs Neue umgebracht wird, es sei denn, die kratzbürstige junge Frau schafft es, ihrem Mörder zuvorzukommen …


Tree (Jessica Rothe) mit Nerd-Postern …

Der flotte Genremix von Christopher Landon („Scouts vs. Zombies – Handbuch zur Zombie-Apokalypse“, 2015) hat seinen Stoff fest im Griff: Das Was-wäre-wenn-Szenario wird temporeich, effizient und zielgerichtet durchgezogen – „Happy Death Day“ erzählt in erster Linie stets von einer jungen Frau, die versucht einem Killer zu entkommen und entwickelt dadurch Dringlichkeit. Alles andere ist die passgenau beigemengte Würze, selbst eine Erklärung für die Zeitschleife bleibt aus. Es ist einfach so. Punkt. Reicht auch.

Teil 2, „Happy Death Day 2U“, (bei dem Landon zusätzlich das Drehbuch übernahm) hingegen lässt Dringlichkeit missen, was an der typischen Überbietungslogik des amerikanischen Mainstreamfilms liegt, vor der die Blumhouse-Produktionen ebenso nicht gefeit sind und deshalb wird – was an „The Purge – Die Säuberung“ und dessen Sequels erinnert – eine pfiffige Grundidee ordentlich aufgepumpt, um davon abzulenken, dass einem eigentlich nichts mehr einfällt und um gleichzeitig trotzdem Anknüpfungspunkte für Fortsetzungen zu bieten. Soll heißen, mehr handelnde Personen, mehr Science-Fiction-Elemente, mehr Erklärungen, größere emotionalere Konflikte, mehr Humor und sogar zwei (streng genommen drei) Killer.


… und Küchenwerkzeug. „Happy Death Day 2U“, Universal

Ein Abriss der Handlung ist überflüssig, denn halbwegs Sinn ergibt das alles kaum noch, vor allem ist die Chose weitaus weniger originell als die Macher einem verkaufen. Es mag anfänglich ungewöhnlich, vielleicht sogar mutig wirken, dass mit einem Mal Zeitreise-Comedy à la „Zurück in die Zukunft 2“ angesagt ist, aber letztendlich wird mit dem wenig originell ausgebauten Science-Fiction-Element (Apparatur plus pseudo-wissenschaftliches Geplapper) nur der Mystery-Faktor des Vorgängers entzaubert, zumal verrennt sich das Ganze mit zunehmender Laufzeit immer mehr. Man installiert einerseits große dramatische Momente zwischen Tree und ihrer in der Paralleldimension wieder lebendigen Mama, was aber die Handlung nur ausbremst, da die Figur davor kaum etabliert wurde, die rührigen Dialoge letztendlich nur Behauptung bleiben, scheut anderseits nicht vor minutenlangen, peinlichen Brachialhumor (eine Sequenz, in der der Chef der Universität mittels gespielter Blindheit überlistet werden soll, wirkt wie aus einem Ilja-Richter-Klamotte) – und irgendwie werden da dann noch die Slasher-Elemente des Vorgängers in die Ritzen gekrümmelt.

Zu Gute halten könnte man diesem überflüssigen Nachklapp höchstens noch die gute, sympathische und vor allem dank Rothe überdurchschnittliche Besetzung, trotzdem: Wer nach dem Abspann sitzen bleibt, kriegt einen Vorgeschmack auf Teil 3: Da wird natürlich alles noch größer, es gibt mehr handelnde Figuren … etc. – bitte Schluß damit! Bitte! Jetzt!

„Happy Death Day 2U“ läuft seit dem 14.02.2019 im Kino. Abb.: Universal.

Happy Death Day 2U (USA 2019) • Regie: Christopher Landon • Darsteller: Jessica Rothe, Ruby Modine, Israel Broussard, Rachel Matthews, Suraj Sharma, Charles Aitken, Phi Vu

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