18. April 2019 1 Likes

Einfach nur zum Knuddeln

„Mega Time Squad“ - Unglaublich süße kleine Zeitreise-Comedy!

Lesezeit: 3 min.

John will mit Kumpel Gaz einen chinesischen Antiquitätenhändler ausrauben. Was wie eine schnelle, simple Nummer aussieht, hat unvorhergesehene Konsequenzen: Der Kleinkriminelle kriegt nicht nur Ärger mit der chinesischen Mafia, sondern auch mit Gangsterboss Shelton, der es gar nicht gerne sieht, wenn seine Jungs eigene Dinger drehen. Doch dann entdeckt der Schmalspurganove in der Beute einen kleinen Armreif, mit dessen Hilfe man für wenige Augenblicke zurück in die Vergangenheit reisen kann. An sich ein nützliches Werkzeug, um seinen Verfolgern zu entkommen und sich unkompliziert weiterhin persönlich zu bereichern, allerdings gibt’s einen kleinen Haken: Mit jedem Sprung zurück, entsteht ein Duplikat von John – was dieser nutzt, um sich zur Problembewältigung eine kleine Gang an „Ichs“ zusammenzustellen, die fünfköpfige „Mega Time Squad“. Neue Probleme lassen nicht lange auf sich warten …

Wer wissen will, wo der Unterschied zwischen „gewollt, aber nicht gekonnt“ und „tatsächlich originell“ liegt, schaut sich den im Februar erschienenen „Happy Death Day 2U“ und direkt danach diese kleine, feine neuseeländische Zeitreise-Comedy an, welche ähnlich wie die US-Produktion – mit Blick auf das Zeitreise-Element – verschiedene Genres verquickt, aber eben auf eine stimmige, pfiffige Weise. Das macht sich allein schon beim Hilfsmittel bemerkbar: Anstatt der üblichen Apparatur plus zugehörigem öden Pseudo-Tech-Bla-bla, beschränken sich die Kollegen auf einen Armreif mit entsprechender, kurz abgehandelter, mystischer Backstory, was durchaus Sinn ergibt, da auf realistisch gemachte Erklärungen für Zeitreisen fast immer verschenkte Zeit sind. Und anstatt krampfhaft eine ganze Reihe von Stationen (Science-Fiction, Horror, Drama, Komödie) abzuarbeiten, halten die Kiwis den Ball angenehm flach und bereichern lediglich die altbekannte Geschichte vom kleinen Mann, der einmal im Leben hoch hinaus will, um einen Zeitreise-Twist, kosten den dafür aber voll aus.


Wer findet die Unterschiede zwischen diesem Bild …

Dass die absurde Geschichte, über deren Sinn und Unsinn man nicht gerade allzu intensiv nachdenken sollte, prächtig funktioniert, liegt daran, dass Regisseur und Drehbuchautor Tim Van Dammen nicht nur ein gutes Gespür für Timing, trockenen Witz und die richtigen Pointen zur richtigen Zeit hat, sondern auch ein herrliches Arsenal an schrägen Kleinstadtfiguren auffährt, die von treffend besetzten, markanten Schauspielern (unter anderem Jonny Brugh aus „5 Zimmer Küche Sarg“) zum Leben erweckt werden. Dabei schafft Dammen das Kunststück sein Personal trotz aller Eigenheiten nie zum Abschuss freizugeben, absonderlich ja, aber eben Typen und keine Karikaturen (ein aktuelles Gegenbeispiel findet sich im Liam-Neeson-Heuler „Hard Powder“, der auf ein vergleichbares Setting zurückgreift, aber kaum Bodenhaftung vermittelt).


… und diesem? „Mega Time Squad“, Pandastorm

Über allen thront der hierzulande unbekannte Anton Tennet, der seinen John nicht nur mit einer dermaßen entwaffnenden Offenheit spielt, dass man den leicht unterbelichteten Möchtegern bereits nach wenigen Sekunden fest ins Herz schließt, sondern mit seiner unheimlich einnehmenden Darstellung ebenso das Rückgrat des Drehbuchs darstellt, denn wenn der Irrsinn so richtig losgeht und John und seine vier Duplikate sich gegenseitig anschnauzen oder versuchen sich zu bescheißen, behält das bunte Treiben einen trotz allem Wahnwitz jederzeit bei sich.

Dass Van Dammen zudem noch Sheltons Schwester und Johns love interest Kelly als einzig reifen, kompetenten Charakter unter einem Haufen männlicher Narren zeichnet, bringt dem Charmebolzen von einem Film noch zusätzliche Bonuspunkte ein – „Mega Time Squad“ hat das Herz einfach am rechten Fleck. Die neuseeländische Produktion flattert so luftig-leicht und so durch und durch sympathisch von der Leinwand, dass man fast schon ein bisschen traurig ist, wenn der Abspann läuft und man von all diesen Figuren Abschied nehmen muss; ein größeres Kompliment kann man wohl kaum machen.

„Mega Time Squad“ läuft ab dem 18.04.2019 im Kino (Die einzelnen Termine finden sich hier!) und ist ab dem 26.04.2019 von Pandastorm auf DVD und Blu-ray erhältlich!

Mega Time Squad (Neuseeland 2018) • Regie: Tim van Dammen • Darsteller: Morgan Albrecht, Yoson An, Jaya Beach-Robertson, Jonny Brugh, Milo Cawthorne, Mohi Critchley

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