„The Last of Us“ – Endlich eine gute Spiele-Adaption …
... oder nur eine weitere dystopisch-postapokalytische Serie?
„Endlich eine gelungene Adaption eines Videospiels“ heißt es mit gewisser Erleichterung, da nach langem Vorlauf die Adaption von „The Last of Us“ gestartet ist. Doch was heißt „gelungen“ in diesem Fall überhaupt? Schon bei der Verfilmung eines Buchs ist die Frage, wann eine Verfilmung gelungen ist, nicht leicht zu beantworten: Sollte eine Adaption auch oder vielleicht sogar in erster Linie für Menschen funktionieren, die die Romanvorlage nicht kennen? Oder ist es wichtiger, den Fans eines Romans zu genügen, so wie es etwa die Verfilmungen der letzten Harry Potter-Filme taten, die für Außenstehende, also nicht Leser von Potter Band sechs oder sieben, praktisch unverständlich waren.
Seit Videospiele zu einem nicht zuletzt kommerziell wichtigen Teil der Populärkultur geworden sind, bemüht sich Hollywood, Spiele fürs Kino und angesichts des Streaming-Booms auch für das Fernsehen zu adaptieren. Über den ersten großen Versuch, die Adaption von „Super Mario Bros.“ wird seitdem viel gelästert, in den folgenden Jahren gab es kommerziell erfolgreiche Adaptionen wie „Tomb Raider“ oder „World of Warcraft“, die sich weit von ihren Vorlagen entfernten. Notgedrungen, denn die meisten Spiele bestechen weniger durch ihre ausgefeilte Story, als durch im besten Fall spannendes, immersives Gameplay.
Anders beim von Neil Druckmann entwickelten „The Last of Us“, ein in einer dystopischen, postapokalyptischen Welt angesiedeltes Spiel, in dem eine durch mutierte Pilze ausgelöste Plage Menschen in eine Art Zombies verwandelt hat. Eine stringente Story durchlebt der Spieler, die nun Vorlage für eine von Craig Mazin, dem Autor der erfolgreichen Serie „Chernobyl“, geschriebene Serie ist.
Wie bewertet man nun den Anfang einer Serie, wenn man – wie der Autor dieser Zeilen – die Vorlage nicht kennt? Erzählt wird von Joel (Pedro Pascal), der 2003 seine geliebte Tochter verliert, sich 20 Jahre später in einer postapokalyptischen Welt herumschlägt und mit der jungen Ellie (Bella Ramsey) zusammengeworfen wird, die immun gegen das Virus zu sein scheint. Typisch postapokalyptisch wirkt die erste Folge, gut gemacht, aber auch nicht über den momentanen Standard teurer Serienproduktionen hinausreichend.
Und hier kommt ein Problem vieler Spieleadaptionen ins Spiel, das Mazin vor kurzem in einem Text des New Yorkers ansprach: „Viele Spiele sind selbst Variationen bekannter Filme, „Halo“ hat viel von „Aliens“ übernommen, „Tomb Raider“ ist ein weiblicher „Indiana Jones““. Eine Film oder TV-Adaption führt also zwangsläufig zu einem Vergleich mit den ursprünglichen Vorbildern und den können die Spiele bzw. ihre Adaptionen kaum gewinnen.
So wirkt die Adaption von„The Last of Us“ zumindest zum Auftakt wie eine weitere Variation der in den letzten Jahren zu Tode erzählten dystopisch-postapokalyptischen Pandemie-Zombie-Geschichte, auch wenn die Macher offenbar sehr darauf geachtet haben, nah an der Vorlage zu bleiben. Dass etwa Merle Dandridge die Rolle der Marlene spielt, der sie im Spiel ihre Stimme geliehen hat, mag für Fans des Spiels von Bedeutung sein, macht die Adaption allerdings um keinen Deut besser. „The Last of Us“ mag also eine höchst akkurate Adaption seiner Vorlage sein, ob die Serie dem postapokalyptischen Genre etwas Neues hinzufügen kann, wird sich erst noch zeigen. Denn das hängt nicht davon ab, ob das Spiel möglichst kleinteilig und bis ins Detail genau auf den Bildschirm gebracht wird, sondern ob im Rahmen einer TV-Serie etwas eigenes, möglichst Originelles entsteht.
The Last of Us • USA 2023 • Showrunner: Craig Mazin • Darsteller: Pedro Pascal, Bella Ramsey • jeden Montag eine neue Folge bei Wow/Sky
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