13. Januar 2016 2 Likes

Mit Teddy und M16 gegen Außerirdische

Der erste Teil der YA-SF-Trilogie „Die 5. Welle“ kommt ins Kino

Lesezeit: 3 min.

Können sich junge Menschen eigentlich noch eine Zeit vorstellen, in der Geschichten nicht in Trilogien erzählt wurden? In denen es eigenständige Bücher oder Filme gab? In denen Geschichten innerhalb von zwei Stunden komplett zu Ende erzählt waren? Eine andere Zeit war das, lange vorbei, längst dem Druck gewichen, nicht nur erfolgreiche Filme zu drehen, sondern Filme, die Beginn einer möglichst langen Reihe sein sollen. Exakt das ist „Die 5. Welle“, die Verfilmung von Rick Yanceys höchst erfolgreicher Young-Adult Trilogie, die Teenie-Romanze, Invasion von Außerirdischen mit dystopischen Elementen vermischt. So berechnend J Blakesons Verfilmung dann auch geraten ist: Mit ihrer Mischung aus Teenie-Film, Militarismus und Science-Fiction wirkt „Die 5. Welle“ in vielen Momenten so bizarr, dass man aus dem Staunen kaum raus kommt – und sich den Stoff in den Händen von Paul Verhoeven oder Kinji Fukasaku gewünscht hätte.

Gleich die erste Szene setzt den Ton: Da sieht man Chloe Grace Moretz als junge Heldin Cassie, kurz für Cassiopeia, die mit ängstlichem Blick und einer M16 in der Hand eine verlassene Tankstelle plündert – und in Panik einen Verwundeten tötet. Wie es dazu kommen konnte wird nun in Rückblenden erzählt: Einst war Cassie ein ganz normaler Teenager, doch dann kamen die Außerirdischen. In mehreren Wellen dezimierten diese weite Teile der Erdbevölkerung, warum, das ist noch weitestgehend unklar. Klar ist nur, dass besonderes die wenigen verbliebenen Erwachsenen das nächste Ziel sind und zu diesem Zweck Kinder und Jugendliche rekrutiert werden. Cassies kleiner Bruder Sam und ihr High School Schwarm Ben (Nick Robinson) zählen zu diesen Rekruten, zu denen sich das Goth-Girl Ringer (Maika Monroe) gesellt.

Besonders wenn diese Kinder in Tarnanzügen über Trainingsparcours geschickt werden, mit schweren Waffen hantieren oder später erste Versuche im Häuserkampf machen, mutet „Die 5. Welle“ wie eine Satire auf den Militarismus der USA an, zumal die Armee hier nicht das zweifelsfrei Gute repräsentiert, wie im amerikanischen Mainstreamkino sonst fast immer. Da jedoch kein brillanter Satiriker wie Paul Verhoeven Regie führte und auch nicht ein Zyniker wie Kinji  Fukasaku, an dessen grandiosen „Battle Royale“ man angesichts der Bilder von schwer bewaffneten Teenagern immer wieder denken muss, verwässern diese Ansätze ein wenig.

Zumal J Blakeson seine merkwürdige Erzählung komplett ernst nimmt. Wie ein ganz normaler Teenie-Film wirkt „Die 5. Welle“ oft, voll von erster Liebe, einem etwas älteren Schwarm in Gestalt des undurchschaubaren Evan Walker (Alex Roe) und dem Wunsch nach einer heilen Familie. Die Absurdität einer Szene wie der, in der Cassie in einer Hand mit dem geliebten Teddybären ihres kleinen Bruder, in der anderen mit scharfer M16 durch den Wald rennt scheint eher Zufall als intendierte Satire zu sein. Ebenso wie aktuelle Bezüge zu Migrationsbewegungen, Flüchtlingsströmen und der unbestimmten Angst vor der Invasion durch wie auch immer geartete „Andere“. So nennen die Menschen hier auch die noch unbestimmten Außerirdischen, die nicht etwa in Gestalt von schleimigen Aliens erscheinen, sondern noch kaum mehr sind als Tumore im Kopf. Ob diese oft etwas wirr anmutende Mischung ein ähnliche Erfolg beschert sein wird wie den zahlreichen anderen YA-Filmen jüngerer Vergangenheit wird sich zeigen, angesichts der oft überraschenden und bizarren Szenen dieses Werks wünscht man es sich. Allein um in ein, zwei Jahren die Fortsetzung sehen zu können.

„Die 5. Welle“ startet am 14. Januar im Kino.

Die 5. Welle • USA 2015 • Regie: J Blakeson • Darsteller: Chloe Grace Moretz, Nick Robinson, Liev Schreiber, Maria Bello, Alex Roe

Abb. © Sony Pictures

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