26. November 2021

„Resident Evil: Welcome to Raccoon City“ - Zurück auf Anfang

Das Reboot der Games-Verfilmung will diesmal alles richtig machen

Lesezeit: 3 min.

Vor fünf Jahren hieß es: „Resident Evil: The Final Chapter“, doch eine Filmreihe, die mit ihren seit 2002 gedrehten sechs Teilen weltweit mehr als eine Milliarde Dollar umgesetzt hat ist natürlich erst dann zu Ende, wenn die Kuh nicht mehr gemolken werden kann. Für den siebten „Resident Evil“-Film hat Franchise-Boss Paul W.S. Anderson den Melkschemel nun an Johannes Roberts übergeben, ein Engländer, der aus dem ehrwürdigen Cambridge stammt. Mit hochgeistigen Filmen ist Roberts bislang dennoch nicht aufgefallen, der Hai-Schocker „47 Meters Down“ oder der Roadkill-Thriller „Roadkill“ stehen in seiner Filmografie zu buche. Solide B-Ware also, aber vielleicht macht ihn genau das zum idealen Regisseur eines B-Pictures, wie es „Resident Evil: Welcome to Raccoon City“ (ab hier kurz RE7) ohne Frage ist. Das schöne dabei und der Grund, warum RE7 tatsächlich besser funktioniert als er eigentlich sollte, ist, dass den Machern in jedem Moment bewusst ist, dass sie ein B-Picture drehen und sie auch gar nicht mehr wollen.

So erfolgreich die ersten sechs RE-Filme auch waren, stieß Hardcore-Fans der Games-Franchise sauer auf, dass sich Paul W.S. Anderson nur sehr lose an der Handlung der Spiele orientierte, was angesichts der „Handlung“ von Ego-Shootern vermutlich ein Grund war, warum die Verfilmungen bisweilen hervorragend als Filme funktionierten. Diesem Manko – wenn man es so nennen will – hilft Roberts diesmal ab, denn er erzählt von den aus den Games bekannten Zwillingen Claire (Kaya Scodelario) und Chris (Robbie Amell), die vor Jahren im Waisenhaus von Raccoon City aufwuchsen und fast zum Opfer der Experimente der Umbrella-Company unter Leitung von William Birkin (Neal McDonough) wurden. Doch während Chris in der inzwischen fast ausgestorbenen Stadt zurückblieb und hochgerüsteter Teil der Polizei wurde, macht sich Claire aus dem Staub. Aber nun hat sie endlich von den Umtrieben von Umbrella erfahren und kehrt in eine Stadt zurück, in der es nicht nur fast immer regnet, sondern die auch kurz vor dem Untergang steht.

Regelmäßig eingeblendete Zeitangaben bilden eine Art Countdown, denn am Morgen des 1. Oktober 1998, um Punkt 6.00 wird Umbrella Raccoon City dem Erdboden gleich machen. Die Frage ist also: Wem wird es gelingen, die Stadt rechtzeitig zu verlassen und damit für weitere Fortsetzungen zur Verfügung zu stehen? In parallelen Handlungsstränge bewegen sich die Hauptfiguren durch die Stadt und schlagen sich dabei mit zunehmend bizarren Wesen (nicht nur mehr oder wenig menschlichen) und dem ständigen Ausfall ihrer Taschenlampen rum.

Das ist so schlicht wie es sich anhört, aber auch so stringent. Knapp 100 Minuten ist RE7 nur lang und dementsprechend reduziert, befreit von jeder ausgiebigen wie unnötigen Abschweifung, schnörkellos und ohne Fett. Und dennoch verliert sich Roberts nicht in hektischen Schnittgewittern, sondern bedient sich einer Ästhetik, die in ihren besten Momenten an Filme der 70er Jahre erinnert. Fast grobkörnig muten die Breitwandbilder an, mit denen die Kamera durch finstere Gänge fährt, an bedrohlichen Schatten vorbei, das Böse nur andeutet, aber kaum zeigt. Dazu düstere, elektronische Klänge, die gelegentlich von Schreien zerrissen werden.

Ein großer Film ist das natürlich nicht, aber ein Beispiel für eine Art von Kino, wie es kaum noch existiert: Ein rohes, schnörkelloses B-Picture, das sich seiner eigenen Beschränkungen jederzeit bewusst ist, aber auch gar nicht mehr will, als das zu sein, was es ist.

Resident Evil: Welcome to Raccoon City • USA/ Deutschland 2021 • Regie: Johannes Roberts • Darsteller: Kaya Scodelarion, Robbie Amell, Neal McDonough • jetzt im Kino

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