„Star Wars: Andor“, Staffel 2 – Der Preis des Widerstands
So gut war Star Wars selten
Als vor nun mehr auch schon fast zehn Jahren das Star Wars-Prequel „Rogue One“ in die Kinos kam, war die Begeisterung eher gedämpft: War es unbedingt notwendig minutiös zu erfahren, wie es Rebellen gelang, in den Besitz der Pläne des Todessterns zu gelangen und somit die Grundlage für den ersten, den originalen Star Wars-Film zu gelangen?
Als dann angekündigt wurde, um Andor, eine der Hauptfiguren von „Rogue One“, eine eigene Serie zu entwickeln, also eine Art Prequel zum Prequel, war die Irritation noch größer. Dann aber auch die Überraschung, als sich die erste Staffel von „Star Wars: Andor“ als eine der besten Star Wars-Geschichten aller Zeiten erwies. Hauptverantwortlich dafür dürfte Tony Gilroy gewesen sein, der schon bei „Rogue One“ mitgewirkt hatte und als Autor der Jason Bourne-Trilogie einen herausragenden Spionage-Stoff geschrieben hatte.
Und als solche mag man auch „Andor“ verstehen, ein ambitioniertes Unterfangen, das eigentlich noch ambitionierter sein sollte. Ursprünglich hatte Gilroy die Geschichte auf fünf Staffeln angelegt, nach der ersten aber entschieden, dass die Produktion viel zu lange dauern würde. Was nun zur Folge hat, dass die zweite Staffel aus vier Segmenten besteht, die jeweils ein Jahr später stattfinden und sich jeweils den Ereignissen der sogenannten Schlacht von Yavin nähern. Als solche bezeichnen Star Wars-Experten die Zerstörung des Todesstern in „A New Hope“, und wie es dazu kam, vor allem aber welche Opfer es auf dem Weg gab, davon erzählt nun „Andor.“
Lose Hauptfigur ist erneut Cassian Andor (Diego Luna), der in der ersten Staffel Teil der langsam wachsenden Rebellion wurde, die von Luthen Rael (Stellan Skarsgård) angeführt wird. Doch das Leben im Untergrund hat seinen Preis, wie man aus zahllosen Filmen über den Zweiten Weltkrieg weiß, die als unverhohlenes Vorbild für „Andor“ dienen. Misstrauen und Verrat bestimmen das Leben der Rebellen, vor allem aber die ständige Frage, wohin die persönlichen Opfer eigentlich führen. Denn oft wissen die einzelnen Figuren nicht, ob sie ihr Leben gerade wirklich für die richtige Sache riskieren oder sich sinnlos opfern.
Und über allem steht das Imperium, das mit zunehmender Härte seinen Plan durchzieht, den ersten Todesstern zu bauen. Drehpunkt dieses Vorhabens ist der Planet Ghorman, der in der Star Wars-Mythologie eine besondere Rolle spielt. Wichtige Elemente für den Bau des Todesstern fanden sich hier, ein an der Bevölkerung verübtes Massaker wurde zur Initialzündung der Rebellion gegen das Imperium.
Zu sehen war der Planet im Star Wars-Universum bislang noch nicht, was sich nun ändert. Die visuellen Bezüge zum Frankreich unter der Nazi-Besatzung, die Gilroy und die Regisseure Ariel Kleiman, Janus Metz und Alonso Ruizpalacios einbauen, machen „Andor“ zu einer komplexen Allegorie. So politisch war Star Wars seit der noch von George Lucas realisierten Prequel-Trilogie nicht mehr, vor allem aber selten so mitreißend. Was nicht zuletzt am enormen Budget liegt, das zur Verfügung stand. Zu den teuersten Star Wars-Produktion aller Zeiten zählen die beiden „Andor“-Staffeln, was angesichts der astronomischen Budgets der Filme bedeutet, dass fast eine halbe Milliarde Dollar verpulvert werden durfte. Und das sieht man: Nicht vor Blue Screens wurde gedreht, sondern in ausladenden Sets und spektakulären Locations. Die Spezialeffekte haben Kino-Niveau, die visuellen Ambitionen der Regisseure sorgen für teilweise minutenlange Einstellungen, in denen Figuren in immer neuen Konstellationen zusammenkommen und Ränke schmieden.
Ja, das ist anstrengender zu verfolgen als purer Eskapismus, hat aber auch deutlich mehr Substanz als etliche der Star Wars-Serien jüngerer Vergangenheit, die sich damit zufriedengaben, bloß Fanfutter zu sein. Man mag zwar bedauern, dass „Andor“ nun schon nach der zweiten Staffel vorbei sein wird, aber vielleicht ist es auch gerade die extreme Komprimierung auf wenige Episoden, die die Serie zu einem Höhepunkt im Star Wars-Kosmos werden lässt.
Star Wars: Andor, 2. Staffel • USA 2025 • Creator: Tony Gilroy • Darsteller: Diego Luna, Stellan Skarsgård, Genevieve O’Reilly • auf Disney+, je drei neue Folgen am 30. April, 7. und 14. Mai
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