2. Januar 2017 2 Likes

Trollige Action

Die erste Staffel von Guillermo del Toros Animationsserie „Trolljäger“

Lesezeit: 3 min.

Unter der amerikanischen Stadt Arcadia liegt die fantastische Metropole Herzstein Trollmarkt. Ihre Bewohner, die nach einem schlimmen Krieg in den eigenen Reihen einen weiten Weg hinter sich haben, wollen den Menschen nichts Böses, vertragen kein Sonnenlicht und halten sich im Verborgenen. Die Trolle, die anders ticken, wurden nach dem Krieg in ein dunkles Reich verbannt, aus dem sie nicht so leicht entkommen können. Dennoch gelingt es einigen von ihnen immer wieder, das Düsterland zu verlassen, um an der Rückkehr ihres Meisters zu arbeiten. Verhindern soll das der Trolljäger, der Champion von Herzstein Trollmarkt, dessen magisches Amulett ihn mit der Macht von Merlin, einer Zauberrüstung und einem Schwert ausstattet, wobei das Amulett von Champion zu Champion wandert. Eines Tages wird der junge Jim vom Amulett auserwählt und somit der erste menschliche Trolljäger. Unterstützt von seinem besten Freund Toby und seinen Trollausbildern Blinky und Aaarrrgghh, stellt sich Jim den Herausforderungen seines Trainings, seiner Doppelidentität und seines Teenager-Alltags – und Bösewichten wie dem brutalen bösen Troll Bular, hinterhältigen Gestaltwandlern, Zwergen, Goblins, Wechselbälgern und anderem …  

Zunächst machte Guillermo del Toro (im Shop) aus seiner „Trollhunters“-Idee einen Roman, den der mexikanische Regisseur und Monsterfan zusammen mit Daniel Kraus umsetzte und der Ende 2016 bei Heyne auf Deutsch erschienen ist. Wem das Konzept vertraut vorkommt: Genauso lief es bereits mit del Toros Vampir-Seuchen-Saga „The Strain“, die erst als Trilogie in Buchform (im Shop) herauskam und danach für mehrere finstere, heftige Seasons die Fernsehbildschirme eroberte. „Trollhunters“, das im Deutschen als „Trolljäger“ firmiert, ist natürlich nicht ganz so düster, schließlich hat del Toro die Idee für ein jüngeres Publikum entwickelt. Entsprechend gut passt die Serie zur amerikanischen Animationsfilmschmiede DreamWorks, wo man mit „Antz“ und „Der Prinz von Ägypten“ Ende der 90er ins Trickfilmgeschäft einstieg und seither sehenswerte Projekte wie „Der Weg nach El Dorado“, „Sindbad“, „Shrek“, „Kung Fu Panda“, „Ab durch die Hecke“ oder „Drachenzähmen leicht gemacht“ realisierte, um mal ein paar der Besten zu nennen.

Guillermo del Toros „Trolljäger“ erstrahlt dank der DreamWorks-Behandlung dann auch förmlich. Die glatte Optik, die nie auf staunenswerte computergenerierte Schärfe setzt, ist für die Umsetzung eines Jugendbuches genauso in Ordnung wie die geradlinige Story, die klassischen Figurenarchetypen oder der simple Humor. Am Ende läuft es stets auf geschmeidige, altersgerechte und unbestreitbar coole Urban Fantasy mit viel Action und ein bisschen Seifenoper hinaus. Die Superhelden-Formel funktioniert eben auch für den fantastischen Trolljäger (der sich zwischendurch bei Thor und Iron Man bedient), dessen ‚normales’ Leben – zu dem eine gestresste alleinerziehende Mutter, der Schulschläger und ein hübsches Mädchen gehören – logischerweise unter seinen neuen Aufgaben zu leiden hat. Dabei sind die fetzigen „Trolljäger“-Erzähleinheiten immer dann am Besten, wenn sich die Seriendramaturgie gegen die Episodenhaftigkeit durchsetzt (obwohl z. B. die Cliffhanger super gesetzt sind). Viele Folgen haben einen geradezu cineastischen Drive, und gerade die ersten sechs, sieben Episoden wirken wie ein einzelner langer Animationsfilm, und danach warten noch genügend Folgen, die spürbar der Akt einer großen Geschichte sind, und mehr als das Abenteuer oder Monster der Woche. Betrachtet man Rhythmus, Plot-Entwicklung, Showdown und Zeitverlauf genau, verbergen sich hinter den 26 Folgen letztlich allerdings zwei Staffeln.

Die typische Handschrift von Guillermo del Toro, die „Hellboy“, „The Strain“ oder „Pan’s Labyrinth“ auszeichnete, sucht man in den Designs und der Geschichte übrigens größtenteils vergebens – selbst die meisten Monster sehen klar nach Dreamworks und Co. aus, und das dürfte angesichts der Zielgruppe und des Mediums kaum überraschen. Trotzdem macht „Trolljäger“, das seit dem 23. Dezember 2016 auf Netflix bereitsteht, eine Menge richtig und viel Spaß.

Trolljäger – Staffel Eins • (USA/Mexiko 2016) • Laufzeit: 26 Episoden mit je 23 Min.

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