9. Oktober 2025

„Tron: Ares“ – Ein virtueller Gott will Leben

Eine stimmungsvolle Fortsetzung des 80er Jahre Kultfilms

Lesezeit: 3 min.

Als „Tron“ 1982 ins Kino kam, war er einer der ersten Filme, die mit Hilfe von Computern produzierte Spezialeffekte verwendete. Genau das war damals der Grund, weswegen die Spezialeffekte nicht für einen Oscar nominiert werden durften, denn in den Augen der die Filmpreise verleihenden Academy war das Verwenden von Computern schummeln …

Nicht nur diese Anekdote deutet an, wie sehr sich die Zeit verändert hat, wie sehr der längst zu einem Kultfilm gewordene „Tron“ seiner Zeit voraus war. Computerspiele waren damals noch Neuland und angesichts von Grafikmöglichkeiten, die inzwischen selbst das schlechteste Handy der Welt mühelos übertrifft, höchst rudimentär. Der Gedanke jedoch, das Menschen in Videospiele eintauchen könnten war visionär – und wird dank immer avancierterer Technik zunehmend Realität.

Was nun die nach „Tron: Legacy“ zweite Fortsetzung „Tron: Ares“ imaginiert, wirkt fast schon realistisch und verknüpft auf clevere Weise das klassische Tron-Muster mit sehr zeitgemäßem Silicon Valley-Größenwahn und einer der klassischen Fragen der Sciene-Fiction.

Wie der Titel schon andeutet ist die Hauptfigur Ares, benannt nach dem griechischen Gott des Krieges, verkörpert von Jared Leto, der mit seinen langen Haaren und den von Kajal umrahmten tiefen, dunklen Augen ja ohnehin wie ein Gott wirkt. Er ist der Master Controler eines Programms, das Julian Dillinger (Evan Peters) erschaffen hat, der finstere Enkel von Ed Dillinger, der im ersten Tron einst Gegner von John Flynn (Jeff Bridges, der auch hier einen kleinen Auftritt hat) war.

In Flynns mehr als altmodischen, noch mit den labberigen 5 ¼ Zoll Disketten betriebenem Rechner, sucht nun Eve Kim (Greta Lee), aktuelle Chefin von Flynns Konzern ENCOM, nach einem treffenderweise Permanence-Code benanntem Code.

Diese Programmzeilen sollen es ermöglichen per hypermodernem 3-D-Drucker entstandene Dinge, lange Lebensdauer zu verleihen. Und das ist etwas, wonach auch Dillinger strebt, denn der machtgierige Programmierer hat das Ziel, Waffen und Supersoldaten auszudrucken, bislang allerdings ohne Erfolg: Nur 29 Minuten halten die Ausdrucke bevor sie zerfallen, was auch Ares erfahren muss, als er für eine Präsentation vor Militärs zum ersten Mal in die reale Welt geboren wird.

Angesichts der neuen Erfahrungen beginnt sich Ares jedoch schnell zu verändern, neue Emotionen zu erleben, ja, selbst Gefühle zu entwickeln, die er nicht erklären kann, die in ihm jedoch den Wunsch wecken, nicht mehr nur 29 Minuten zu existieren, sondern ein Leben lang.

Ja, da schwingt mehr als deutlich der seit Jahrzehnten von Robotern, Androiden und anderen künstlichen Wesen geäußerte Wunsch eine Rolle, mehr zu werden als eine Maschine. Unter der Regie des norwegischen Regisseurs Joachim Rønning – der in seiner Heimat den Abenteuerfilm „Kon-Tiki“ und in Hollywood eine „Piraten der Karibik“-Fortsetzung inszeniert hatte – köcheln die philosophischen Aspekte der Geschichte jedoch eher auf Sparflamme. Statt dessen spielt das Drehbuch auf clevere Weise mit der Idee, in unserer Realität Tron zu spielen und lässt Eve Kim, die praktischerweise ohnehin Motorrad-Fan ist, einmal in den Straßenschluchten von Vancouver gegen aus der Tron-Welt herübergekommene Tron-Gefährte antreten. Später läuft es dann umgekehrt, findet sich Eve in einer virtuellen Welt wieder. Doch seinen Höhepunkt findet dieses Durcheinander, als der futuristisch anmutende Ares in die 80er Jahre Tron-Welt eintaucht.

Hübsch nostalgisch wirken die inzwischen fast analog anmutenden Bilder des 80er Jahre Tron, die mit den hypermodernen und natürlich mehr als deutlich im Computer entstandenen Bildern der filmischen Gegenwart kollidieren. Ein wenig klischeehaft mutet Dillinger als typischer Silicon Valley-Bösewicht zwar an (wobei man sich durchaus vorstellen kann, dass Egomanen wie Steve Jobs oder Elon Musk mal voller Begeisterung „Was bin ich doch für ein Genie!“ oder ähnliches gerufen hat), aber für einen erzählerisch nicht besonders ambitionierten, dafür stilistisch überzeugenden Film reicht das völlig aus.

Abb.: Disney

Tron: Ares • USA 2025 • Regie: Joachim Rønning • Darsteller: Jared Leto, Greta Lee, Evan Peters, Jeff Bridges • im Kino

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