Vin Diesel ist eine Maschine
Die Verfilmung des Valiant-Comics „Bloodshot“ ist ein hanebüchenes Vergnügen
Es fängt an wie eine Zwischensequenz bei einem Videospiel: Mombasa, Kenya, soll die Stadt sein, die man da sieht, die jedoch mit ihren klischeehaften Slums und dem Minarett einer Moschee wirkt wie am Computer generiert. Ray Garrison (Vin Diesel) ist hier unterwegs, bei einer Geiselbefreiung. Ein paar tote Böse, einige Macho-Posen und Kamerafahrten später, liegt Ray in den Armen seiner Frau Gina (Talulah Riley). Noch ein paar Schnitte später ist Gina tot, ermordet von einem Psychokiller namens Martin X, der in einem Schlachthaus „Psycho Killer“ von den Talking Heads hört, bevor er auch Ray eine Kugel in den Kopf jagt.
Der wacht dennoch bald auf, im Labor von Dr. Emil Harting (Guy Pearce), dem Chef einer Organisation namens R.S.T., was für Rising Spirits Technology steht. Mittels Nanotechnologie wurde Ray zum fast unverwundbaren Superkrieger gemacht, allerdings um den Preis seines Gedächtnisses. Doch als er gerade mit der Kollegin K.T. (Eiza Gonzáles) einen Whisky trinkt hat er ein Déjà-Vu, erinnert sich an den Killer seiner Frau und hat plötzlich nur noch ein Ziel: Rache. Problemlos entkommt er aus dem High Tech-Labor und macht sich auf die Suche nach Martin X.
Für wen sich das etwas zu simpel anhört, der ist auf der richtigen Fährte (oder hat den Trailer gesehen, was man unbedingt lassen sollte!), denn was bis zu diesem Moment in Dave Wilsons Verfilmung des Valiant-Comics „Bloodshot“ passierte, ist ganz und gar nicht was es scheint.
Mit einigen sehr hübschen Twists haben die Drehbuchautoren Jeff Wadlow und Eric Heisserer die im Ansatz ebenso hanebüchene wie bekannte Geschichte angereichert. Manchmal fühlt man sich an Roland Emmerichs „Universal Soldier“ erinnert, mal an den ebenfalls nach Antworten suchenden Jason Bourne, mal an deutlich teurere Sciene-Fiction-Filme, die aber lange nicht soviel Spaß machen.
Wenn da Dr. Harting über die Frage philosophiert, welche Realität denn eigentlich die echte ist und sich sogar eine Anspielung an Platos Höhlengleichnis in die Dialoge schleicht, ist man für Momente versucht, „Bloodshot“ ernst zu nehmen. Das sollte man aber tunlichst lassen, die zahllosen Plotlöcher und misslungenen Gags ignorieren und sich ganz dem absurden Konzept hingeben. Das Debütregisseur Dave Wilson, der zuvor bei vielen Blockbustern als Spezial-Effekt-Supervisor aktiv war und bei einer Folge von „Love, Death & Robots“ Regie führte, noch nie mit Darstellern gearbeitet hat, stört nicht weiter. Guy Pearce ist ohnehin ein stets perfekter Antagonist und Vin Diesel tut auch hier nichts anderes als Vin Diesel zu sein, nur diesmal auch qua Plot praktisch unverwundbar.
Ob das für den Beginn eines filmischen Universums reicht, wie es fraglos intendiert ist, bleibt abzuwarten. Versuche abseits von Marvel oder DC zusammenhängende Universen und damit mehr oder weniger verlässlich Erfolgsfilme zu produzieren gingen bislang schief. So oder so: In seiner überdrehten Manier, bei der oft nicht ganz klar ist, ob das Ganze ernst gemeint oder schon Parodie ist, überzeugt „Bloodshot“ mehr als so manch aufwändigerer, teurerer Blockbuster.
„Bloodshot“ startet am 5. März im Kino. Abb.: Sony Pictures.
Bloodshot • USA 2020 • Regie: Dave Wilson • Darsteller: Vin Diesel, Guy Pearce, Eiza Gonzáles
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