20. März 2018 1 Likes

Der Fluch der Pharaonen

Der finale DLC zu „Assassin’s Creed Origins“ rundet das Gesamterlebnis grandios ab

Lesezeit: 4 min.

Selbst nach einem guten halben Jahr seit Release für PS4, Xbox One und PC beschleicht einen noch immer eine leichte Ungläubigkeit, wie es Assassin’s Creed Origins geschafft hat, die Reihe wieder aufzurichten. Denn trotz konstant hoher Qualität, die man den nicht mehr ganz so bejubelten Vorgängern Unity oder Syndicate beileibe nicht absprechen mag, war der Lack schon ein wenig ab. Zu lange hatten die Entwickler bekannte Schwächen wie das unhandliche Kampfsystem vernachlässigt und den einzelnen Ablegern mit einer überhasteten VÖ-Politik vor allem insgesamt zu wenig Zeit zur Reife eingeräumt. 

Doch Origins (sich anbietende Assoziationsspiele mit dem Titel mal in Kauf genommen) wurde zu eine Art verkapptem Neustart. Denn die Erlebnisse um Bayek von Siwa, der im alten Ägypten zusammen mit seiner Frau Aya den Orden der Assassinen gründet, schrauben den Epic-Faktor der Reihe vor allem in Sachen Umfang und Spielwelt auf ein neues Niveau. Eine so gigantische Spielwelt, die sich mit den DLCs sogar nochmal deutlich erweiterte, ohne völlig generisch zu wirken, hat die Reihe so noch nicht gesehen - auch in Sachen historischer Authentizität, wovon insbesondere der zweite DLC als umfangreiche Entdeckungstour im besten Sinne Zeugnis ablegt (hier nochmal unsere News dazu).

Um es gleich auf den Punkt zu bringen: Die nun kürzlich für PS4, Xbox One und PC erschiene dritte und letzte große Erweiterung namens Der Fluch der Pharaonen ist vielleicht die beste ihrer Art im gesamten Assassin’s Creed-Kosmos. Noch nie hat man für gut 20 Euro (oder ohne Extrakosten als Teil des Seasons Pass) mehr hochwertiges (DLC-)Spiel fürs Geld bekommen, wobei das Gameplay nicht nur mit purer Masse, sondern sogar mit verhältnismäßig viel Abwechslung und sogar ein wenig serieninterner Innovation begeistert.

Allein die Hauptquests der Storykampagne bieten locker um die 15 Stunden Spielspaß und eröffnen uns mehrere neue Gebiete um die Stadt Theben und das Tal der Könige herum. In den Gebieten tummeln sich wie gewohnt massig Zusatzaufgaben, neben altbekannten auch ein paar neue Gegner (sogar frische Phylakes als erneut optinale Herausforderungen) oder haufenweise Lager, die infiltriert und nach Schätzen abgesucht werden wollen. Sicher, das hat man alles schon oft genug gespielt, doch die Macher haben sich gerade bei den größeren Befestigungen deutlich Mühe gegeben, die Möglichkeiten zwischen offenem Angriff und Stealth so variabel wie möglich zu arrangieren, um nicht das Gefühl einer Wiederkehr des Gleichen akut aufkeimen zu lassen.

Die trotz des ägyptischen Wüstenflairs sehr beeindruckend und technisch gewohnt hochwertig präsentierten Areale laden mit ihrer Fülle nach den bisherigen Abenteuern von Bayek wieder zu stundenlangen Exkursionen ein. An Sandstränden entlangzureiten oder sich an mächtigen Bauten zu ergötzen, hat nach wie vor nichts an seinem (kontemplativen) Reiz verloren; zumal wir mit erhöhtem Maximalstufenlevel auch weiter zur Erfahrungspunkte- und Itemjagd motiviert werden, um unseren Helden weiter zu stärken. Dass Der Fluch der Pharaonen dazu auch neue Ausrüstungsgegenstände, Reittiere und ähnliche Goodies zu bieten hat, versteht sich dabei natürlich von selbst. 

Die im Vergleich zum Hauptspiel etwas kompaktere Dramaturgie kitzelt auch aus der Story des DLC noch mehr heraus. Diese dreht sich nun dezidiert um die ägyptische Mythologie und lässt mit einigen wiederauferstandenen Pharaonen sogar eine Prise Mystery zu. Neben der Welt der Lebenden verschlägt es Bayek über die Gräber der Pharaonen auch in Parallel- bzw. Totenwelten, in denen beispielsweise übergroße Skorpione, Anubiskrieger, Eulen mit Menschengesichtern und - besonders gelungen bzw. bei AC oft vermisst - richtige Bosskämpfe warten. 

Die fallen zwar taktisch durchaus anspruchsvoll aus, doch richtig schwer wird das Game auch an diesen Stellen angenehmerweise nicht. Haben wir die Pharaonen besiegt, gibt es deren Waffen als Belohnung, was etwa im Fall von Nofretete zwei giftige Dolche bedeutet, mit denen sich Gegner besonders elegant über den Jordan schicken lassen. Gerade weil die Totenreiche von einer eigenen Grundstimmung geprägt sind, hat man hier das Gefühl, etwas für die Reihe wirklich eigenes zu erleben - top!

Fazit

Der dritten Erweiterung von Assassin’s Creed Origins gelingt ein echtes Kunststück, nämlich selbst erfahrenen Spieler, die mit Bayek bereits alle bisherigen Abenteuer durchgestanden haben, erneut stundenlang vor den Bildschirm zu fesseln. Wieviele Titel können das bei 50 Stunden aufwärts schon von sich behaupten? Mit einigen frischen Ideen bei Story und Design setzt Der Fluch der Pharaonen geziekt neue Reize und bietet gleichzeitig auf hohem Niveau all die Zutaten, die Origins-Fans zu solchen gemacht haben.

Wer also bereits das Hauptspiel und die anderen Erweiterungen mochte, kann hier bedenkenlos zugreifen. Wer tatsächlich noch nicht in den Genuss von Origins gekommen ist, sollte am besten auf eine schicke Gesamtedition warten - dann aber unbedingt Urlaub einreichen, denn wochenlanger Spielspaß ist im Fall eines solchen Pakets eben kein floskelhafter Marketingspruch. 

Assassin’s Creed Origins • Ubisoft • Action-Adventure

Abb. © Ubisoft

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