19. März 2021 3 Likes

„DOOM Eternal: The Ancient Gods Part II“: Alles, was cool ist

Der Abschluss einer grandiosen Quasi-Trilogie

Lesezeit: 4 min.

„Balls to the wall“ – eine, trotz unfreiwillig erheiternder, moderner Interpretationen – recht unschuldige Redewendung der englischen Sprache, die ursprünglich mit der Erfindung der Dampfmaschine einherging und dem Steuermann sagen sollte, volle Kraft zu geben, aufs Maximum zu gehen. Die wörtlichen „balls“ – kugelförmige Hebelenden – bis zum Anschlag nach vorne zu schieben, bis sie gegen die Wand drücken. Und doch passen auch moderne Deutungen auf kein Spiel so sehr zu, wie auf „DOOM Eternal“, was besonders mit dem neuen DLC „The Ancient Gods Part II“ nicht nur richtige Eier beweist, sondern sie auch fordert. Denn der abschließende Story-DLC geht in allen Belangen bis zum Äußersten und verlangt sogar DOOM-Veteranen großen Tribut ab.


„Ich, beide und der Mech: Ein Kampf gegen sich selbst.“

Die Geschichte, die mit dem Erwachen des Doomslayers in 2016 mit dem Reboot, simpel „DOOM“ genannt, begann und mit „DOOM Eternal“ 2020 fortgesetzt wurde, findet seinen epischen und doch äußerst intimen Abschluss in Form der beiden DLCs „The Ancient Gods Part I & II“. Und hier wird mit allem aufgetrumpft, was die Popkultur aufbieten kann: Gigantische Mechs, Mechanzüge, Drachenreiten, gigantische Wummen, Massenschlachten von riesigen Armeen und ein Alles-oder-Nichts-Kampf gegen den eigenen bösen Doppelgänger. Kurzum: Alles, was cool ist. Id Software scheint sich bei den letzten DLCs zugeschrieben zu haben, einfach alles rein zu packen, was den Entwicklern noch in den Sinn kommt, um „DOOM“ mit einem Knall zu beenden. Und knallen tut es an allen Ecken und Enden, bis zum knüppelharten Finale.

Am Ende von „The Ancient Gods Part I“ zeigt sich, dass der Dunkle Fürst der Hölle, ihr oberster Anführer, eine Version des Doomslayers selbst ist. „Er ist du, in ihrer Welt.“ Und genau hier setzt der abschließende DLC auch sofort ein, bei dem es aber zunächst heißt, das Leuchtfeuer des Welt-Speers zu entzünden und mögliche schlafende Verbündete für einen letzten Angriff zu wecken, bevor sich der Doomslayer dem Dunklen Fürsten im rituellen Kampf stellen muss. Für die Spieler bedeutet das drei neue Level vor dem Endkampf, die nicht nur wieder nach Sentinel Prime führen, sondern auch ein letztes mal auf die zurückeroberte Erde und dann in die letzte Bastion der Hölle. Effektiv heißt das aber bloß eines: Knallharte Scharmützel, die erneut alles abverlangen, was man sich als Gamer/in angeeignet hat. Und um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen, gibt es diesmal besonders fiese gepanzerte Gegner, oder Steinimps, die sich nur mit einer ganz bestimmten Waffenmod um die Ecke bringen lassen.


„Im DLC wird mit allem aufgefahren, was die Hölle und Id Software zu bieten haben.“

Hier merkt man eindeutig, dass sich Id Soft nicht lumpen lassen wollte und die Spieler dazu zwingt, das komplette Arsenal auszuschöpfen. Denn die neuen Gegnertypen müssen stets mit den unbeliebtesten Waffenmods ausgeschaltet werden, wie sich beim eigenen Spielverlauf der letzten Jahre und in den Let’s Plays der etlichen Youtuber herauskristallisierte. Aber für den letzten Schliff im Arsenal sorgt nach Verlust der Slayerklinge diesmal der neu gewonnene Hammer, der vielseitig anwendbar ist und per Knopfdruck einen Area-of-Effect-Angriff ausführt und Gegner lähmt. Stehen die Gegner rundherum jedoch in Flammen, werden sie nicht nur gelähmt, sondern brechen in einer wahren Fontäne von Rüstungs-Energie auf. Sind sie mit einer Eisgranate zunächst eingefroren, so spendet der Hammerangriff einen Regen von Lebensenergie. Und der Hammer lässt sich durch zwei Treffer eines Gegnerschwachpunkts oder durch zwei Glorykills wieder aufladen – frei kombinierbar.

Das erneut sehr vertikal ausgerichtete Leveldesign ist um eine Facette von Lianenschwüngen per Enterhaken der Supershotgun erweitert, denn oft gilt es, sich in die Luft zu katapultieren, dort von Hakenpunkt zu Hakenpunkt zu schwingen, während man sich häufig noch in der Luft völlig umorientieren muss, um den nächsten Hakenpunkt zu finden oder ein verschlossenes Zeittor noch im Flug aufzuschießen. Klingt verzwirbelt, ist es auch, macht aber dennoch Laune und fordert manchmal Einfallsreichtum. Die weitläufigen Kill-Arenas sind diesmal deutlich enger, verschachtelter und gar intimer, was äußerst häufig zu panischen Zuständen führen kann, wenn die mit Gegnerhorden vollgestopften Areale den Tribut fordern. Hier gilt wie auch beim ersten DLC und „Eternal“ wieder der ewige Kreislauf: Lebensenergie schwindet, eilig Gegner schwächen, Glorykill, Kettensäge zum Munitionsrückgewinn, Dash zur Seite und vielleicht noch einen Hammerschwung in die nächste Ansammlung von Imps bis die eigene Lebensenergie wieder schwindet. „Reisse und zerfetze, bis es vollbracht ist.“, wie der Erzähler in „DOOM“ (2016) bereits weise voraussagte.


„Und wenn man mit Feinarbeit nicht weit kommt, braucht es eben doch manchmal einen Hammer.“

Mit „The Ancient Gods Part II“ bringt Id Software das DOOM-Reboot zu einem würdigen, wenn auch knüppelharten Abschluss, der selbst Spielern das Gefühl vermittelt, dass wirklich alles herausgeholt wurde, aber dennoch – auch nach all der Zeit – immer noch einen endlosen Appetit auf mehr verschafft. Da tut auch der äußerst nervenaufreibende Kampf gegen den Dunklen Fürsten keinen Abbruch. Die Reise des Doomslayers mag zwar hier zu Ende sein, aber auch Game Director Hugo Martin gab dem Reboot noch nicht die rote Karte, denn er könne sich noch etliche Abenteuer in dem Universum vorstellen. Was dem guten Mann auch nicht zu verübeln ist, denn „DOOM Eternal“ scheffelte seit Launch über eine halbe Milliarde Dollar Umsatz. Kaum zu glauben bei einem Singleplayer-Game, dessen harmlose Multiplayer-Komponente gar völlig ohne Lootboxen oder dergleichen auskommt. Da soll noch mal jemand sagen, dass Singleplayer tot sei. Es ist eben doch das Herz, das zählt. Selbst beim eiskalten Doomslayer.

„DOOM Eternal: The Ancient Gods Part II“ ist seit dem 18. März 2021 für PC, Xbox One und Playstation 4 erhältlich und selbstverständlich kostenlos für Besitzer des Seasonpassies.

DOOM Eternal: The Ancient Gods Part II • Id Software/Bethesda • Action/FPS • PC/Xbox One/PS4

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