Kleiner „Astro Bot“ ganz groß
Team Asobi hat ein Jump’n’Run-Meisterwerk geschaffen
Wer kennt das nicht? Kaum cruist man gemütlich mit seinen Bot-Freund:innen in der PlayStation 5 durchs All, schon taucht so ein Bully auf und macht alles kaputt. Oberbösewicht Nebulax nimmt das Raumschiff auseinander, klaut das CPU-Kid und verschwindet in die unendlichen Weiten des Weltraums. Und die Bots? Sind in alle Winde verstreut ‒ genauso wie die dringend benötigten Maschinenteile des Sternenschiffs. Es liegt nun an einem kleinen Roboter, seine Gefährt:innen zu retten und dem Schurken einen Denkzettel zu verpassen. Also Controller gesattelt und auf geht’s!
Hand aufs Herz: Jump’n’Runs sind nicht gerade für ihre erzählerische Tiefe bekannt. Mario rettet Prinzessin Peach, Donkey Kong sucht seine gestohlenen Bananenvorräte und Ratchet haut mit seinem Blechkumpel Clank ein paar Gauner:innen auf die Mütze, um die Galaxie vor großem Übel zu bewahren. Storytechnisch ist Team Asobis „Astro Bot“ also in bester Gesellschaft. Doch kann der knuffige Roboter den Granden des Genres das Wasser reichen? Aber hallo!
Ganz neu in der großen, weiten Gamingwelt sind die putzigen Gesellen nicht. Bereits 2013 dienten sie dazu, in „The Playroom“ die Möglichkeiten der PlayStation Camera und des DualShock 4-Controllers aufzuzeigen. Für die PlayStation VR gab es dann mit „Astro Bot Rescue Mission“ (2018) das erste Soloabenteuer. Weiter ging es zum Konsolenrelease der PS5 mit dem gratis vorinstalliertem „Astro’s Playroom“. Darin erkundet der kleine Bot das Innenleben des elektronischen Spielgeräts ‒ und entdeckt nebenbei die 25-jährige PlayStation-History.
Das Besondere hierbei: Die Entwickler:innen haben damals die Grenzen des neuen DualShock 5-Controllers ausgelotet. Nicht nur, dass der interne Lautsprecher viele Geräusche überträgt, egal ob es sich um Trippelschritte auf Metall oder Regentropfen auf einem Schirm handelt. Im Spielverlauf wird sogar jede Funktion des Gamepads verwendet, von der Bewegungssteuerung über das Touchpad bis hin zum Mikrofon. In Letzteres mussten Spieler:innen hineinblasen, um kleine Windmühlen anzutreiben und dem Bot so das Weiterkommen zu ermöglichen. Alles kleine, feine Spielereien, die kaum ein PS5-Game wirklich ausreizt.
Bis heute, denn „Astro Bot“ knüpft spieltechnisch genau dort an, wo 2020 die Sause endete. Hier wird gerüttelt, gelenkt, gedrückt und gepustet was die eigene Ausdauer hergibt. Nur sind die Level zahlreicher, bunter, kniffliger und dabei so süß, dass man meinen könnte, bereits vom Zuschauen Karies zu bekommen. Als Spieler:in begleiten wir unseren kleinen Bot auf seiner Rettungsmission von Galaxie zu Galaxie und erkunden einen Planeten nach dem anderen. Ganz dem Genre entsprechend wandeln sich Klima- und Zeitzonen: Vom Dschungel geht es in die Wüste, von dort ins Eis, zwischendurch unters Wasser oder in luftige Höhen, manches wirkt antik, anderes modern oder futuristisch. Und natürlich dürfen die obligatorischen Grusellevel nicht fehlen. Zum Glück ist Astro Bot nicht auf sich allein gestellt: Auf vielen Planeten bekommt er Hilfe von anderen Robotern. So klammern sich unter anderem ein Affe, eine Bulldogge und ein Huhn an den Helden, um ihn über Hürden zu helfen. Ein anderer schrumpft ihn auf Mausgröße, wodurch der nun Klitzekleine Abschnitte erkunden kann, die für ihn in seiner Originalgröße nicht zugänglich wären.
Apropos Hürden: So süß das Spiel auch daher kommt, bietet es doch mehr als ein knackiges Level ‒ und bringt Hardcore-Spieler:innen damit an den Rand der Verzweiflung. Vor allem die sogenannten Symbol-Challenges haben es in sich. Nicht nur, dass das Bötchen ‒ wie bei allen anderen Planeten auch ‒ bei jeder kleinen Berührung des Gegners stirbt, es wird auch immer an den Levelanfang zurückgeworfen. Kontrollpunkte zwischendurch? Fehlanzeige. Und so ist viel Geschicklichkeit, Zeit und Glück gefragt, um am Ende des Tages alle 300 Bots zu retten … Aber was macht man nicht alles als Held?
Held ist das nächste Stichwort. Genauer gesagt Held:innen! Denn unter den zu rettenden zählen 173 bekannte Gesichter aus der 30-jährigen PlayStation-Geschichte. Die verstecken sich häufig auf Planeten, die ihren Heimatspielen ähneln. So finden sich etwa Jin Sakai („Ghost of Tsushima“) in der Nähe eines japanischen Dojo, Ellie und Joel aus „The Last of Us“ im vom Pilzen geprägten Untergrund und Lara Croft in einer fast versunkenen Tempelanlage. Und Spyro? Der kleine Drache schlüpft stilecht aus einem Ei. Besonderes Highlight sind aber vier Spezialplaneten, die bekannten PlayStation-Franchises gewidmet sind. Bei diesen liebevollen Hommagen dürften Fans genauso frohlocken wie die Bots, nachdem sie Nebulax aus dem All gekickt haben. Nach so viel Spielspaß bleibt eigentlich nur noch eine Frage offen: Wann erscheint Teil 2? Vermutlich nicht so bald. Dafür gibt es bereits in diesem Herbst ein Gratis-Add-On mit neuen Challenges ‒ und weiteren zu rettenden Bots. Die Heldenreise geht also demnächst weiter.
Bilder © Team Asobi, Sony
Astro Bot • Team Asobi, Sony Interactive Entertainment • 3D-Plattformer, Jump’n’Run • PS5 • erhältlich seit 6. September 2024 • Empfohlen ab 6 Jahren
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