1. August 2018

Mega Man X: Legacy Collection

Mit einer randvollen Edition lässt Capcom (fast) jedes Fanherz schmelzen

Lesezeit: 4 min.

Für Mega Man-Fans könnte das Jahr eigentlich kaum schöner sein. Da erscheint erst kürzlich die Originalreihe als Gesamtedition und jetzt gibt es sogar die seit den 90ern parallel dazu eingeführte Mega Man X-Serie ebenfalls in voller Stärke zum günstigen Preis von zusammen rund 40 Euro. Die sogenannte Lagacy Collection erschien auf PS4, Xbox One, PC und Switch in zwei Teilen, wobei der erste die Ableger 1 bis 4 und der zweite entsprechend 5 bis 8 beinhaltet. Und das Jahr ist ja noch nicht rum - schon bald kommt nämlich mit Mega Man 11 sogar ein brandneues Action-Abenteuer des schussgewaltigen Androiden bei uns raus (wir berichteten bereits). 

Wer tatsächlich selbst nach 30 Jahren aktiver Weltenretterei noch nichts von Capcoms berühmtem Dauerläufer Mega Man gehört haben sollte, bekommt hier die Kurzfassung: Als kleiner Androide mit Armblaster und weiteren (freispielbaren) Gadgets nimmt man es in allen Teilen in einer fernen Zukunft mit einer Horde markanter Endgegner-Roboter in zunächst frei wählbaren Leveln auf, deren Waffen man nach erfolgreichem Kampf übernehmen und folglich selbst einsetzen kann.

Die einzelnen Areale verlaufen in der Regel klassisch von links nach rechts (bzw. auch oben und unten) und stecken voller Feinde und fieser Fallen, die nur mit viel Geschick gemeistert werden können. Im Unterschied zur normalen Mega Man-Reihe zeichnet sich X durch einen leicht erwachseneren Touch aus, der sich auch in den hier wesentlich öfter vorhandenen Animationssequenzen und einem düsteren Grundton zeigt. 

Gerade die Sprungpassagen und das oft nicht ganz faire Verhalten der Gegner sind eines der wesentlichen Markenzeichen der Reihe. Trotz kindgerechtem Comicdesign ist Mega Man aufgrund begrenzter Leben somit alles andere als leichte Spielekost und verschlingt viele Nerven, bis man vielleicht tatsächlich mal einen Abspann zu sehen bekommt. Doch Fans schreckte das schon zu frühen Nintendo-Exklusivzeiten nicht ab und so dürfen sich Retro- und Neufans nun mit den beiden Collections ins Sci-Fi-Vergnügen stürzen. 

Die Legacy Collection überzeugt schon auf den ersten Blick mit vorbildlicher Umsetzung und einer prall gefüllten Feature-Palette bei beiden Teilen. Geboten wird unter anderem eine üppige Galerie (z.B. zu Merchandise-Produkten rund um Mega Man), eine gigantische Auswahl an Soundtracks zu den jeweiligen Spielen und als besonderes Schmankerl der 24-minütige Animationsfilm The Day of Sigma, in dem Reihen-Bösewicht Sigma ein standesgemäßes Portrait spendiert bekommt. Da speziell die vielen schmissigen Soundtracks sehr gut ins Ohr gehen, ist die Songbibliothek ein besonders toller Fanservice.

Spielerisch besonders wichtig ist aber gerade hinsichtlich des hohen Frustpotenzials der neu hinzugefügte Einsteiger-Modus, den wir bei allen Titeln optional ein- oder ausschalten können. Dieser Modus macht unsere Figur widerstandsfähiger, verpasst ihr mehrere zusätzliche Leben und vereinfacht so das Geschehen speziell im Kampf spürbar. Allerdings kann sie über einen Mangel nicht hinwegtäuschen, der weiterhin für Frust sorgt. Mangels freier Speicherfunktion beißt man sich auch heute noch an den vielen Stachel- und Abgrundpassagen häufig die Zähne aus und muss so die Level von vorne angehebn.

Klar, so ist Mega Man, aber diese eigentlich simple Funktion wäre ja auch nicht schwierig zu integrieren gewesen (wie Capcom selbst oder auch Nintendo bei den Miniausgaben ihres NES und Super NES schon bewiesen haben). Dankenswerterweise kan man aber nach den Leveln ohne das komplizierte Zahlensystem der Original-Versionen speichern. Wer es noch herausfordernder möchte, greift zum X-Challenge-Modus, in dem man sogar gegen zwei Bossgegner gleichzeitig antreten und vorher drei einsetzbare Waffen auswählen darf.

Via Online-Rangliste kann man sich mit anderen Gamepad-Akrobaten vergleichen und sogar an mehrere Optik-Modifikationen wurde sinnvollerweise gedacht: Ob wechselbare Randgrafik im klassischen 4:3, mit ausgestrecktem Vollbild oder mehrere Filteroptionen; die Collection dokumentiert auch an dieser Stelle, dass die Macher bei der Umsetzung gerade hinsichtlich ihrer Retro-Klientel gut mitgedacht haben. 

Fazit

An dieser Stelle noch ein Wort zu den Spielen selbst: Wer sich nicht an der für heutige Maßstäbe naiven und stark reduzierten Erzählweise stört und trotz des beinharten Schwierigkeitsgrades ein liebevolles Art- und Gegnerdesign zu schätzen weiß, wird auch heute noch mit jedem der X-Ableger mehrere angenehme Stunden Spielzeit verbringen. Da sich die Reihe über mehrere Konsolengenerationen erstreckt, lassen sich speziell an den späteren Titeln sogar einige technische Innovationen ihrer jeweiligen Epoche ablesen (z.B. die 3D-Einlagen von Teil 7) und die vielen fantasievollen Bossgegner verlieren auch nach Jahren nichts von ihrem Charme. 

Die Collection hat zum kleinen Preis viel zu bieten und liefert mit acht Volltiteln jede Menge Content. Einziges richtiges Manko ist das Fehlen einer Schnellspeicherfunktion, um die vielen harten Sprungpassagen leichter zu meistern. Aber auch deshalb ist Mega Man in der Tat ein exzeptionelles Beispiel für den Wandel von Videospiel-Kultur: Vieles, was damals Frust hervorrief, sich aber technisch kaum anders lösen ließ, ist heute oft genug ein Qualitätsmerkmal für Gamer, denen die meisten moderneren Titel zu einsteigerfreundlich und massenkompatibel sind. Aber schweifen wir nicht philosophisch ab und machen es kurz: Wer mit genannten Einschränkungen umgehen kann, sollte die Legacy Collection für PS4, Xbox One, PC und Switch unbedingt erwerben.

Mega Man X: Legacy Collection 1 u. 2 • Capcom • Action-Plattformer

Abb. © Capcom

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