1. Mai 2019 3 Likes

Unsere Freunde, die Roboter

Fünf Roboter, die nicht nur die Science-Fiction, sondern auch uns Leser geprägt haben

Lesezeit: 5 min.

Wir sind längst von unseren Computern, Smartphones und Tablets abhängig, um durch den Alltag zu kommen. Und doch sind wir noch meilenweit von einer Machtübernahme der Maschinen à la „Terminator“ oder „Matrix entfernt. Solange unsere elektronischen Helferlein noch nicht versuchen, uns mit beruhigenden, wohlmodulierten Stimmen dazu zu überreden, sie nicht gegen neuere Modelle auszutauschen oder gar aktive Schritte zur Selbsterhaltung einleiten, sind wir noch relativ sicher. Oder vielleicht wollen die Maschinen auch nur, dass wir das glauben? Hier sind fünf Roboter aus Science-Fiction-Romanen, die unser Bild den Maschinen im Positiven wie im Negativen geprägt haben (oder noch prägen werden):

 

Murderbot („Tagebuch eines Killerbots“)

Fangen wir mit einem echten Newcomer an, der die Herzen vieler englischsprachigen Leser bereits im Sturm erobert hat und bald auch hierzulande sein Unwesen treiben wird: dem Murderbot aus Martha Wells preisgekrönten Kurzromanen. Murderbot ist einer der faszinierendsten Roboter des 21. Jahrhunderts, was nicht zuletzt an der Hintergrundgeschichte liegt, mit der Martha Wells ihre Schöpfung ausgestattet hat. Denn Murderbot war, bevor er ein Bewusstsein entwickelt hat, eine Sicherheitseinheit, die Forscherteams bei der Erkundung fremder Welten unterstützt hat. Den Namen hat sich die Maschine selbst gegeben, nachdem sie offenbar ein Massaker an ihren Schützlingen verübt hat. Das Problem: Murderbot kann sich nicht mehr an die Vorfälle erinnern, und deswegen macht er sich mehr als widerwillig auf, sein Gedächtnis wiederzufinden – und stellt sich dabei die Frage aller Fragen: Wie entsteht eigentlich ein Bewusstsein, und was macht uns als Individuen wirklich aus?

Martha Wells: Tagebuch eines Killerbots • Roman • Aus dem Amerikanischen von Frank Böhmert • Wilhelm Heyne Verlag. München 2019 • ab dem 14. Oktober als Paperback und E-Book in unserem Shop

 

R. Daneel Olivaw („Die Stahlhöhlen“)

Wer „Roboter“ sagt, muss auch „Isaac Asimov“ sagen: Kein anderer Science-Fiction-Schriftsteller hat sich so intensiv mit den mechanischen Wesen auseinandergesetzt wieder dieser Genre-Gigant. Man könnte diese Liste ausschließlich mit Asimovs Robots füllen, von Robbie, Speedy und Cutie aus „Ich, der Roboter“ (im Shop) über Tony aus „Geliebter Roboter“ (im Shop). Aber einer stiehlt allen die Show: R. Daneel Olivaw aus „Die Stahlhöhlen“. Dieser Roboter-Detective muss mit dem Menschen Elijah Baley zusammenarbeiten, um einen Mord aufzuklären. Doch auf der Erde steht man den Robotern, die auf anderen Planeten alltäglich sind, feindlich gegenüber. Gut, dass R. Daneel Olivaw als erster seiner Art aussieht wie ein Mensch und sich deswegen undercover bewegen kann. Das wirklich Besondere an diesem Roboter ist jedoch, dass er von Isaac Asimov mit einem sehr, sehr langen Leben bedacht wurde, und wir ihm deswegen in der fernen Zukunft und am anderen Ende der Galaxis wiederbegegnen, wo er inzwischen für die Foundation arbeitet. R. Daneel vereinigt Foundation und Roboter zu einem gigantischen Zukunftsepos, und dafür muss man ihn einfach lieben!

Isaac Asimov: Die Stahlhöhlen • Roman • Aus dem Amerikanischen von Heinz Nagel • Wilhelm Heyne Verlag, München 2016 • Taschenbuch • € 8,99 • im Shop

 

Brittle („Robo sapiens“)

Asimov hat unser Bild von den Robotern nicht nur durch seine Figuren geprägt, sondern auch durch seine Robotergesetze. Die verhindern, dass ein Roboter einem Menschen Schaden zufügt, und sorgen dafür, dass sie unsere Befehle befolgen – wodurch sie, Bewusstsein hin oder her, faktisch zu Sklaven der Menschen werden. In „Robo sapiens“ haben die Maschinenwesen nach Jahrzehnten der Ausbeutung die Nase voll. Sie zetteln einen Krieg gegen die Menschen an, den sie auch prompt gewinnen, und löschen uns vollständig aus. Doch für viele der Bots ist das nur die erste Schlacht: einige KIs haben eine Menge Maschinen unter ihre Kontrolle gebracht und kämpfen nun um die Vorherrschaft auf der Erde. Einige wenige Roboter haben sich keiner KI angeschlossen und schlagen sich durch die Wüsten, die von den ehemaligen Städten der Menschen noch übriggeblieben sind. Einer von ihnen ist Brittle, dessen zunehmend verzweifeltem Kampf um Individualität und Unabhängigkeit eine solche Menschlichkeit innewohnt, dass man sich unweigerlich die Frage stellt, wo und ob wir bei dem Recht auf freien Willen und Selbstbestimmung eine Grenze ziehen dürfen. Und das ist ein Thema, mit dem wir uns gerade im Hinblick auf die Zukunft, auf die wir zusteuern, dringend beschäftigen sollten!

C. Robert Cargill: Robo sapiens • Roman • Aus dem Amerikanischen von Jürgen Langowski • Wilhelm Heyne Verlag, München 2019 • ab dem 13. Mai als Paperback und E-Book in unserem Shop

 

HAL 9000 („2001 – Odyssee im Weltraum“)

Manche Aufgaben sind so wichtig, dass man sie keinesfalls einem Menschen überlassen sollte – zumindest, wenn es nach HAL 9000 aus „2001: Odyssee im Weltraum“ geht, der streng genommen eine KI ist, die ein Raumschiff kontrolliert, aber dank seines großen roten „Auges“ immer wieder als Roboter bezeichnet wird. HAL ist einer der gruseligsten Schurken, der in der Science-Fiction zu finden ist, was wir Stanley Kubricks Verfilmung des Meisterwerks von Arthur C. Clarke zu verdanken haben. Er ist der erste seiner Art, eine brandneue Form von intelligentem Leben, aus dessen sorgsam modulierter Stimme man durchaus einen gewissen Stolz auf seine Arbeit heraushören kann – der erste Hinweis, dass wir es hier mit sehr viel mehr zu tun haben als einer emotionslosen Maschine. Und weil HAL darauf besteht, dass ein Schaden an seinem Schiffskörper auf menschliches Versagen zurückzuführen ist, beschließt er kurzerhand, die Gefahr zu eliminieren, indem er die Lebenserhaltungssysteme abschaltet. HAL wurde zum Sinnbild für die Gefahr, die von hochentwickelten Maschinen ausgehen kann – auch wenn ihm Arthur C. Clarke in der Romanfortsetzung die Möglichkeit gab, sich zu rehabilitieren, sodass wir ihm gerne verzeihen.

Arthur C. Clarke: 2001: Odyssee im Weltraum -Die Saga • Vier Romane in einem Band • Aus dem Englischen von Irene Holicki • Wilhelm Heyne Verlag, München 2016 • Paperback • € 16,99 • im Shop

 

R2-D2 („Star Wars“)

R2-D2 aus den „Star Wars“-Filmen und -Büchern ist auf den ersten Blick eher unscheinbar, und doch gehört er zu den beliebtesten Robotern der Welt – eine erstaunliche Leistung für eine Maschine, die aussieht wie eine Mülltonne auf Rädern und noch nie einen einzigen verständlichen Satz geäußert hat. Man könnte meinen, dass uns das eher davon abhalten würde, eine Beziehung zu diesem kleinen Kerl aufzubauen, aber das Gegenteil ist das Fall: Sobald wir R2s Piepsen und Zwitschern hören, werden wir sofort wieder zu begeisterten Kindern. R2 ist nämlich mehr als die Summe seiner Schaltkreise: er

Der kleine Droide, der ein bisschen aussieht wie eine Mülltonne auf Rädern, drückt sich ausschließlich in Gezwitscher und Piepslauten aus, und dass ihn alle Fans auf dieser Welt so putzig finden, sagt einiges über uns als Menschen aus, denn durch sein nichtmenschliches Äußeres und seine Kommunikationsweise ist es eigentlich ziemlich schwer, wirklich eine Beziehung zu ihm aufzubauen. Doch dieser Roboter ist weit mehr als die Summe seiner Schaltkreise: er reist mit uns zu den abgelegensten Planeten, überbringt Botschaften, die das Schicksal der Galaxis verändern, und wenn es sein muss, kann er sogar Drinks servieren. Kurz gesagt: R2 ist unser Freund, und wann immer wie sein Zwitschern hören, werden wir sofort wieder zu Kindern. Kein Wunder, dass sein Design inzwischen mehr mit „Star Wars“ in Verbindung gebracht wird als Darth Vader, Luke Skywalker oder Han Solo!

George Lucas: Star Wars Episode IV: Eine neue Hoffnung • Roman • Aus dem Amerikanischen von Tony Westermayr • blanalet, München 2015 • E-Book • € 7,99 • im Shop

 

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