1. Mai 2020 1

Unsichtbare Feinde

Fünf Science-Fiction-Romane, in denen sich die Menschen einer Pandemie stellen müssen

Lesezeit: 5 min.

Es ist eines der beständigsten Themen der Science-Fiction: die Katastrophe, die die Zivilisation zerstört und nur wenige Menschen verschont, die in der so veränderten Welt ums Überleben kämpfen müssen. Solche Romane erfreuen sich aus aktuellem Anlass großer Beliebtheit – aber warum lesen wir gerade jetzt solche Bücher? Wollen wir einen Ausblick auf das erhalten, was uns noch bevorsteht? Oder wollen wir uns davon überzeugen, dass wir diese Krise ganz sicher überstehen werden? Hier sind unsere fünf besten Romane, in denen tödliche Viren den gesamten Planeten heimsuchen – aber, Achtung, Spoiler: niemand Kämpfe um Toilettenpapier führt:

 

George R. Stewart: „Leben ohne Ende“

Eine rätselhafte Viruspest greift um sich wie ein Steppenbrand und rafft weltweit die Menschen dahin. Die Ordnung bricht zusammen, es gibt keine Regierungen, keine Kommunikation, keine Infrastruktur mehr. Nur ein Prozent der Weltbevölkerung überlebt die verheerende Seuche. Die Zivilisation wird ausgelöscht. Ein Überlebender ist der Geologe Ish, der den Ausbruch der Seuche in seiner abgelegenen Forschungsstation sozusagen verschläft, denn er erholt sich von einem Schlangenbiss. Erst nach einiger Zeit macht er sich in die nächste Stadt auf und entdeckt, dass er einer Katastrophe entgangen ist. Er macht sich auf die Suche nach anderen Überlebenden; eine Suche, die ihn einmal quer durch Amerika führt. Dabei trifft er eine Reihe unterschiedlicher Leute, die allesamt versuchen, neue Wege des menschlichen Zusammenlebens zu finden.

George Stewarts Meisterwerk „Leben ohne Ende“ erschien erstmals 1949, wenige Jahre nach der als „Spanische Grippe“ bekannt gewordenen Pandemie. Diese Ausgabe ist vollständig neu überarbeitet und bietet obendrein ein wissenschaftliches Nachwort von Uwe Neuhold, das sich mit Viren, Pandemien und dem Leben nach der Superseuche auseinandersetzt. Passender zur Zeit kann ein Roman nicht sein!

George R. Stewart: Leben ohne Ende • Roman • aus dem Amerikanischen von Ernst Sander • mit einem wissenschaftlichen Anhang von Uwe Neuhold • Wilhelm Heyne Verlag, München 2016 • 528 Seiten • als Taschenbuch und E-Book erhältlich • Preis des E-Books: € 9,99 • im Shop

 

John Scalzi: „Das Syndrom“

Ein Virus geht um die Welt, und die Folgen sind katastrophal. Die meisten Opfer kommen mit einer Art Grippe davon, doch für einige wenige wird die Ansteckung zum Horror: Sie fallen in ein Wachkoma, das sogenannte Haden-Syndrom. Millionen von Menschen sind betroffen, und in den USA ist nichts mehr, wie es einmal war. Als zwei FBI-Agenten auf einen mysteriösen Mordfall angesetzt werden, stechen die beiden in ein Wespennest, denn der Fall scheint sich bis in die mächtigsten Kreise des Landes zu erstrecken. Ein brutales Versteckspiel beginnt, in dessen Zentrum möglicherweise die Antwort auf das Rätsel des Haden-Virus steht …

Neben der spannenden Krimi-Handlung, die sich durch die reale und die virtuelle Welt zieht, steht vor allem das mysteriöse Haden-Virus im Zentrum dieses Romans: Woher kam es, und warum waren einige Menschen so stark betroffen, während andere verschont wurden? Vor allem aber macht Scalzis Roman eins deutlich: Selbst wenn es noch so düster aussieht, wir Menschen geben nicht so leicht auf und finden Wege, mit Erkrankten zu kommunizieren und zusammenzuleben, die an Kreativität kaum zu überbieten sind!

John Scalzi: Das Syndrom • Roman • Aus dem Amerikanischen von Bernhard Kempen • Wilhelm Heyne Verlag, München 2015 • 400 Seiten • als Taschenbuch und E-Book erschienen • Preis des E-Books: € 9,99 • im Shop

 

Alena Graedon: „Das letzte Wort“

Die nahe Zukunft: Bücher, Zeitungen und Zeitschriften sind so gut wie ausgestorben – die Smartphones, genannt Mems, übernehmen für die Menschen jegliche Form der Kommunikation. Als Synchronic Inc., ein riesiger Computerkonzern, mittels einer Wörter- App die Sprache selbst monopolisieren will, kommt es zur globalen Katastrophe: Die App setzt einen Virus frei, der den Menschen das Sprachvermögen raubt – völliges Verstummen und im schlimmsten Fall der Tod sind die Folge. Einzig ein Geheimbund aus Linguisten und Lexikografen versucht, Synchronic Inc. aufzuhalten …

Manche Viren sind in der Lage, von Tieren auf uns Menschen überzuspringen und sich so zu verbreiten. Was wäre aber, wenn ein Virus auch von einem technischen Gerät auf uns übertragbar wäre? Ein Szenario, das in einer Welt, in der Mensch und Technik immer stärker miteinander verbunden sind, sehr plausibel wird. Dass die Menschheit von einer Linguistin, die für ein Wörterbuch arbeitet, gerettet wird, ist das Tüpfelchen auf dem i in Alena Graedons fantastisch spannendem Roman „Das letzte Wort“!

Alena Graedon: Das letzte Wort • Roman • Aus dem Amerikanischen von Sabine Thiele • Wilhelm Heyne Verlag, München 2016 • 575 Seiten • als E-Book erhältlich • € 11,99 • im Shop

 

Guillermo del Toro und Chuck Hogan: „Die Saat – The Strain“

Eine normale Nacht am John-F.-Kennedy- Flughafen in New York. Eine Maschine aus Europa landet, doch dann gehen alle Lichter aus, und der Funkkontakt bricht unvermittelt ab. Was ist geschehen? Ein Terroranschlag? Eine Seuche? Oder etwas ganz und gar Unvorstellbares … Ephraim Goodweather, Chef der New Yorker Seuchenschutzbehörde, und sein Team betreten das Flugzeug, um die Lage zu klären. Sie finden ein Bild des Schreckens vor: Die Passagiere sitzen aufrecht in ihren Sesseln – tot. Als Goodweather näher herangeht, bemerkt er bei allen einen kleinen Schnitt am Hals. Und er macht eine weitere unglaubliche Entdeckung: Die Passagiere leben – aber sie sind keine Menschen mehr … Noch ahnt Goodweather nicht, dass genau in diesem Augenblick das Böse nach New York gekommen ist, um von dort aus die ganze Welt zu erobern. Von diesem Augenblick an wird das Schicksal der Menschheit seinen Lauf nehmen.

Ein Virus, das sich über die ganze Welt verbreitet und aus Menschen das unvorstellbar Böse macht, noch ehe man auch nur ahnt, dass man infiziert wurde – ein Alptraum, den sich nur die beiden Horror-Großmeister Guillermo del Toro und Chuck Hogan ausdenken konnten! „Die Saat – The Strain“ ist vor allem denjenigen ans Herz zu legen, denen nach ordentlich Gänsehaut und einer großen Portion Epik zumute ist.

Guillermo del Toro und Chuck Hogan: Die Saat – The Strain • drei Romane in einem Band • Aus dem Amerikanischen von Alexander Lang, Jürgen Bürger und Kathrin Bielfeldt • Wilhelm Heyne Verlag, München 2015 • 1328 Seiten • als Paperback und E-Book erhältlich • Preis des E-Books: € 11,99 • im Shop

 

Greg Bear: „Das Darwin-Virus”

In unserem Erbgut schlafen tödliche Krankheiten, die nur darauf warten, wieder zum Leben zu erwachen - so die umstrittene Theorie der Molekularbiologin Kaye Lang. Als in Georgien ein Massengrab gefunden wird, in dem nur schwangere Frauen liegen, in den Alpen eine mumifizierte prähistorische Familie mit verwirrenden biologischen Merkmalen entdeckt wird und in den USA eine rätselhafte Seuche ausbricht, die nur werdende Mütter befällt, scheint sich ihre These zu bewahrheiten …

Was wäre, wenn das, was wir über die Evolution wissen, nur die halbe Wahrheit ist? Wenn die Weiterentwicklung des Lebens auf der Erde nicht nur aus Charles Darwins „survival of the fittest“ besteht, sondern vielmehr von einer Art Gen-Netzwerk gesteuert wird, das zu bestimmten Zeiten aktiv wird? Mit diesem Bio-Thriller geht Greg Bear diesen Fragen nach – und findet erstaunliche Antworten!

Greg Bear: Das Darwin-Virus. Die Darwin-Dilogie, Band 1 ● Roman ● Aus dem Amerikanischen von Sebastian Vogel ● Wilhelm Heyne Verlag, München 2014 ● E-Only ● € 7,99 im Shop

Kommentare

Bild des Benutzers andreas10

Eine Welt ohne Bücher und Print, der wahre Horror.

Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden oder Registrieren.
Sie benötigen einen Webbrowser mit aktiviertem JavaScript um alle Features dieser Seite nutzen zu können.