3. Dezember 2020 3 Likes 2

Torben Kuhlmanns famose Mäusewelt

Auf „Lindbergh“, „Armstrong“ und „Edison“ folgt „Einstein“

Lesezeit: 4 min.

Wenn Eulen und Katzen überhand nehmen, hilft nur die Flucht nach vorn: auf zu den Mäusefreunden nach Amerika! Und wie ginge das besser als mit einem selbstgebauten Flugzeug? Dieses baut sich der putzige Nager in „Lindbergh“ kurzerhand und segelt wie der prominente Namensgeber über den Atlantik in die neue Welt.

Mit der Geschichte der tollkühnen Maus fing 2012 alles an. Damals stellte der Wahlhamburger Torben Kuhlmann seine Abschlussarbeit fertig, in der er die Geschichte der Luftfahrt aus Mäusesicht erzählte. Das wundervoll illustrierte Kinderbuch erschien zwei Jahre später im Nord Süd-Verlag – und eroberte so von Zürich aus die Welt. Es folgten drei weitere Mäuseabenteuer mit ebenfalls prominenten Namenspaten. Inzwischen sind Kuhlmanns Kinderbücher internationale Bestseller, die in mehr als 30 Sprachen übersetzt wurden. Hinzu kommen die Hörspiele, in denen Komiker Bastian Pastewka alle Rollen spricht.

Der Erfolg lässt sich leicht erklären: Mäuse sind perfekte Helden. Dafür steht nicht nur Disneys bekannteste Figur, die den Grundstein für eines der erfolgreichsten Medienunternehmen der Welt legte. Die Comic-, Film- und Literaturgeschichte hat noch weitere Rundohren hervorgebracht: den Mäusekönig aus E.T.A. Hoffmanns‘ Kunstmärchen, Basil aus Eve Titus‘ Roman (und dem gleichnamigen Disney-Film), Mauswanderer Feivel oder David Petersons‘ Mauswächter. Die Liste ließe sich leicht erweitern. Mäuse sind eben „Klein, aber oho!“ und haben oft das Herz eines Löwen. Wer fiebert da nicht gern mit, wenn die Kleinen dabei sind, ganz groß zu werden?


Torben Kuhlmann, Selbstportrait

Kuhlmanns Mäusehelden bilden hier keine Ausnahme. Sie sind clevere kleine Tüftler, die sich nicht von ihren Zielen abhalten lassen. Dabei kann Kuhlmann seine Liebe zu kuriosen und technischen Erfindungen voll ausleben. Während sich Lindberghs‘ Erfindungsreichtum locker mit dem von Universalgenie Leonardo da Vinci messen kann, hadern die anderen Maushelden deutlich stärker mit den Naturgesetzen. Eine Maus auf dem Mond, auf dem Meeresgrund oder auf Zeitreise? Das alles übertrifft noch einmal Lindberghs‘ Atlantiküberquerung. Doch seine Nachfahren im Geiste haben jemand Unverzichtbaren an ihrer Seite: Mentoren, also ältere Mäuseriche, die beizeiten dem kleinen Mäusehirn den nötigen Schubser in die richtige Richtung geben. Erwachsene sind halt doch gar nicht so übel.

Jeder Band lädt dazu ein, die Naturwissenschaften kennenzulernen. Das gelingt nicht nur durch die vielen von Mäusehand angefertigen Blaupausen in den Büchern, sondern auch durch die Erklärungen im Anhang, die die Geschichten noch einmal in einen größeren Kontext einordnen. Dadurch erfahren Kinder, vor welchen Herausforderungen die realen Namenspaten standen. Sie lernen, warum die Schwerkraft beim Atlantikflug und der Reise zum Mond eine Rolle spielt, welche Geheimnisse die Tiefsee offenbart und warum Zeit relativ ist.

Apropos Zeit: Mit „Einstein. Die fantastische Reise einer Maus durch Raum und Zeit“ endet vorerst Kuhlmanns Ausflug in die Welt der Mäuse. Dafür ist sein neuester Mäusestreich reinste Science-Fiction. Und wie schon in „Armstrong“, spielt auch hier der Käse eine zentrale Rolle. Dem weltgrößten Käsefest kann keiner widerstehen – erst recht keine Maus. Daher möchte der putzige Held aus „Einstein“ zum Fest reisen. Also geht die Maus gewissenhaft vor, zählt die Tage bis zur Abreise und reißt immer um Mitternacht einen weiteren Zettel vom Kalender. Doch auch dem wachsamsten Mäuschen fallen irgendwann mal die Äuglein zu, und so kommt es, wie es kommen muss: Als es in der Schweiz eintrifft, ist die Veranstaltung schon vorbei! Was bleibt einem da anderes übrig, als die Zeit zurückzudrehen? Im Berner Patentamt habe mal ein kluger Mann gelebt, der die Grenzen von Raum und Zeit ausgelotet habe. Mithilfe von Einsteins Werken gelingt dann auch die Zeitreise. Allerdings: Das Jahr 1905 war ursprünglich nicht das Ziel. Doch genau jetzt erlebt jener Angestellter des Patentamtes sein akademisches Wunderjahr. Ob Einstein die Maus zurück in die Zukunft schicken kann?

Torben Kuhlmanns „Lindbergh“, „Armstrong“, „Edison“ und „Einstein“ gehören zu den schönsten Kinderbüchern auf dem Markt. Seine Geschichten erzählen fantastische Abenteuer, geben Einblick in die Naturwissenschaften und sehen dabei auch noch fantastisch aus. Kuhlmanns Zeichnungen sind filigran, detailreich und zeigen die große Welt aus der kleinen Mäuseperspektive. Jede Seite ist ein echter Hingucker, die für sich genommen schon eine eigene Geschichte erzählt. Die ideale Reihe also, um mit den Kleinsten auf große Abenteuerfahrt zu gehen.

Große Abb. ganz oben aus „Einstein – Die fantastische Reise einer Maus durch Raum und Zeit“ von Torben Kuhlmann © 2020 NordSüd Verlag AG, Zürich/ Schweiz. Portrait © Torben Kuhlmann

Torben Kuhlmann: Lindbergh. Die abenteuerliche Geschichte einer fliegenden Maus • NordSüd Verlag, Zürich 2014 • 96 Seiten • € 20,00

Torben Kuhlmann: Armstrong. Die abenteuerliche Reise einer Maus zum Mond • NordSüd Verlag, Zürich 2016/2019 • 128 Seiten • € 20,00 / € 23,00

Torben Kuhlmann: Edison. Das Rätsel des verschollenen Mauseschatzes • NordSüd Verlag, Zürich 2018 • 112 Seiten • € 22,00

Torben Kuhlmann: Einstein. Die fantastische Reise einer Maus durch Raum und Zeit • NordSüd Verlag, Zürich 2020 • 128 Seiten • € 22,00

Empfohlen für große und kleine Mäusefans ab 5 Jahren. Die Hörspiele sind bei der Hörverlag erschienen. Wer nicht genug von den grandiosen Zeichnungen kriegen kann, greift am besten zum Mäusekalender von Dumont und Nord Süd.

Kommentare

Bild des Benutzers Alexander Schlicker

Und auch dieses Jahr geht mein Dank an Sonja Stöhr für eine Inspiration zur perfekten Weihnachtsgeschenkidee:)

Bild des Benutzers Sonja Stöhr

Bitte, bitte, gern geschehen :) Zwei Jahre, zwei Treffer - jetzt liegt die Latte für 2021 aber hoch ;)

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