Die Saat und die Seele
„Seedling“ und „Liminal“ – Zwei Kurzfilme über Aliens und Teleportation
Stevie Russells gut 8-minütiger Kurzfilm „Seedling“ ist eine Erstkontakt-Story, die Züge einer Invasionsgeschichte birgt. An einem englischen Strand sind außerirdische Raumschiffe aufgetaucht, und das dort lebende Pärchen weiß verständlicherweise nicht so recht, wie es reagieren soll. Er (Paul Reid) will Ruhe bewahren, sie (Niamh Algar) rennt in Panik zum Strand, aber dort treffen die beiden dann auf einen der Fremden aus dem All. Russell inszeniert das professionell mit erfahrenen Darstellern und effektiven CGI-Effekten, und man ahnt gleich, dass dies auch ein Proof-of-Concept-Film ist, den man leicht auf Spielfilm- oder sogar TV-Serienlänge bringen kann. Die Pointe von „Seedling“ (ja, der Titel verrät tatsächlich schon alles) ist dabei bemerkenswert alt, wird aber durch den leicht verträumt-melancholischen „Indie“-Stil etwas abgefedert. Keine Offenbarung, aber nett und sehr rund.
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Einen völlig anderen Ansatz verfolgen Collin Davis und Matt Litwiller in ihrem knapp 7-minütigen „Liminal“, der fast komplett aus einer Plansequenz besteht, in der sich zwei Wissenschaftler in der Dämmerung auf dem Dach eines Gebäudes unterhalten. Es ist ein zufälliges Treffen, beide arbeiten an unterschiedlichen Projekten. Doch Tim (Max Lesser) braucht nicht lange, um Gwen (Anna Campbell) zum Reden zu bringen. Denn da muss etwas raus aus ihr, ein Erlebnis, das sie bis ins Mark erschüttert hat. Gwen arbeitet seit 15 Jahren an einem Teleporter und nun ist es erstmals gelungen, einen Menschen erfolgreich in Nullzeit zu „beamen“. Wirklich erfolgreich? Das ist hier die Frage. Und nein, es hat nichts mit einer Fliege zu tun.
Davis und Litwiller streben auch auf eine Pointe zu, aber sie ist vergleichsweise klein – oder gigantisch, ganz wie man will. Man hält den Aufwand in Grenzen, aber das Ergebnis ist dennoch extrem effektiv. Es ist erstaunlich, wie wenig die beiden brauchen, um glaubwürdig die nahe Zukunft zu skizzieren und eine Atmosphäre der Dringlichkeit und ja, auch des Grauens zu erzeugen. Glatte Eins mit Sternchen.
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Großes Bild aus „Seedling“/Stevie Russell
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