27. Februar 2015 2 Likes

Als Harlan Ellison George R. R. Martin ausweidete

Die Science-Fiction-Horror-Hybriden in GRRMs „Traumlieder Bd. 2“

Lesezeit: 2 min.

Gerade ist der zweite fette Band der großen Retrospektive von George R. R. Martins Kurzgeschichten und Novellen auf Deutsch erschienen (im Shop).

Darin enthalten sind u. a. Fantasy-Erzählungen von Ende der 1970er-Jahre, als Science Fiction auf dem boomenden Magazin-Markt in den USA noch wesentlich gefragter und lukrativer war als Fantasy, und Autoren wie GRRM nur gelegentlich eine Fantasy-Story in eines der vielen, vielen Story- oder Herrenmagazine schmuggeln konnten. Klingt aus heutiger Sicht wirklich nach einem Luxusproblem…

Dazu kommen z. B. zwei Appetizer um den feisten Katzenliebhaber, Seuchenschiffbesitzer und Planetenwanderer Haviland Tuf aus der Komplett-Ausgabe des herrlichen Tuf-SF-Episodenromans (im Shop), aber auch die mit dem Hugo und dem Nebula Award ausgezeichnete Novelle „Sandkönige“ aus dem Jahre 1979, die als zweistündige Pilot-Folge der TV-Serie Outer Limits adaptiert und u. a. in Die Simpsons und Southpark parodiert worden ist – die Story gilt als eine von GRRMs besten Arbeiten überhaupt und ist eine von vielen Science-Fiction-Horror-Hybriden in Martins Schaffen aus dieser Ära und diesem Buch.

Außerdem gibt es im Mittelband der Traumlieder-Werkausgabe die Story „Der Fleischhausmann“, die Martin für die dritte, niemals veröffentlichte Runde von Harlan Ellisons (im Shop) legendärer „Dangerous Visions“-Anthologie verfasst hat. Der gnadenlose Mr. Ellison haute seinem jüngeren, damals emotional gerade ziemlich angeschlagenen Zunftkollegen die Story mehrere Male um die Ohren und verlangte einige drastische Überarbeitungen – „Er weidete mich aus und forderte mich gleichzeitig auf, der Geschichte die Gedärme herauszureißen“, wie Martin in einer der erneut sehr offenen Betrachtungen seiner Karriere in „Traumlieder II“ schreibt.

Diese Rückblicke auf Martins Werdegang und die Entwicklung des gesamten fantastischen Genres und seines Marktes in den Staaten sind übrigens weiterhin eine tolle Ergänzung der abwechslungsreichen Fiction in den „Traumlieder“-Klötzen, die wiederum die Vielseitigkeit des heute leider mehr denn je von „Game of Thrones“ konsumierten Autors aus Santa Fe dokumentieren und unterstreichen.

George R. R. Martin: Traumlieder 1 • Heyne, München 2014  • 540 Seiten • € 11,99 (im Shop)

George R. R. Martin: Traumlieder 2 • Heyne, München 2015  • 624 Seiten • € 11,99 (im Shop)

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