22. März 2018 2 Likes

Die Quanten-Bananen-Theorie

Auf der Suche nach seiner verstorbenen Mutter reist in „Albie Bright. Ein Universum ist nicht genug“ ein Junge durch Parallelwelten

Lesezeit: 2 min.

Der Tod eines Elternteils zählt zu den schrecklichsten Ereignissen, die einem Kind widerfahren können. Christopher Edges junger Ich-Erzähler Albert „Albie“ Stephen Bright hat vor zwei Wochen seine Mutter verloren. Nach der Beerdigung fragt er seinen Vater, ob sie, wie vom Pfarrer behauptet, nun im Himmel sei. Da seine Eltern beide am CERN gearbeitet haben und sich eher der Wissenschaft als Gott verpflichtet fühlten, weicht sein Vater Ben der Frage aus. Statt eine theologische oder wissenschaftliche Antwort auf die Frage zu geben, erzählt er Albie von Quantenphysik und Parallelwelten. Könnte seine Mutter in einer anderen Welt nicht an Krebs gestorben sein? Während sich sein Vater in seine Arbeit vertieft und sein Großvater Joe nach einem Grund für den Tod seiner Tochter sucht, ist Albie wie besessen von der Idee, seine Mutter in einer Parallelwelt zu finden. Wer hätte gedacht, dass er dafür nur einen Karton, einen High-End-Forschungslaptop aus dem CERN, einen Geigerzähler und eine Banane braucht?

„Albie Bright. Ein Universum ist nicht genug“ ist zum einen ein Kinderbuch über die Theorien der Quantenphysik, zum anderen eines über Trauerbewältigung. Ausgehend von „Schrödingers Katze“ beginnt Albie mit seinen eigenen Forschungen. Erstes Versuchskaninchen ist dann auch ein Stubentiger, genauer gesagt der tyrannische Nachbarskater Dylan, der nach den Sprung in den Karton verschwindet. Edge, der vor seiner Karriere als Autor als Englischlehrer und im Verlagswesen gearbeitet hat, sprach für seine Recherche mit Teilchenphysikern von der Universität Sheffield und  beschreibt die dahinter stehenden Forschungstheorien anschaulich und auf das junge Publikum zugeschnitten – künstlerische Freiheiten inbegriffen. Dadurch erscheint der zehnjährige Albie manchmal etwas altklug. Er stammt halt doch aus einer Forscherfamilie.

Albies Monologe sind auch Teil seiner eigenen Trauer. Doch erst nachdem er durch mehrere Parallelwelten gereist ist und verschiedene Versionen seiner selbst und seines Vaters kennen gelernt hat, realisiert er, welcher Mensch ihn nun am meisten braucht und wie er mit seinen eigenen Gefühlen umgehen kann. Am Ende findet er seine Mutter für ein kurzes Treffen wieder und bekommt eine Antwort auf die Frage, die sein Vater ihm nicht beantworten konnte. Es sind eben doch die kleinen und großen Details, die unsere Welt so einzigartig machen, egal welche Wunden sie im Lauf der Zeit in die Leben Einzelner geschlagen hat. 

Christopher Edge: Albie Bright. Ein Universum ist nicht genug • Aus dem Englischen von Wieland Freund und Andrea Wandel • Thienemann, Stuttgart 2018 • 176 Seiten • 12,95 €  • Empfohlen ab 10 Jahren

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