Imperial Radch-Visionen
Wie unterschiedlich man die Welt von Ann Leckie sehen kann
Wenn es um Cover geht, scheiden sich gern die Geister. Da wird die Diskussion schnell hitzig und am Ende einigt man sich meist zähneknirschend auf: „Ist halt alles Geschmacksache.“ Faszinierend ist allerdings noch immer, welche Bedeutung dem Umschlag eines Buches zugemessen wird. Wird es ein Bestseller, hört man gern: „War aber auch ein tolles Cover!“ Und floppt es, heißt es schnell: „Das Titelbild war ja auch echt miserabel.“
Der Reflex ist nachvollziehbar. Das Cover ist nun mal eine Art Visitenkarte, ein erster Eindruck, noch ehe der Klappentext oder gar die erste Zeile gelesen wurde. Erst recht, wenn der Name des Autors nicht selbst schon eine Marke ist. Hier geht es um Gefühle, um eine Stimmung – die auch gerne einen Kaufimpuls auslösen darf und soll. Kein Wunder also, dass sich auch Autoren gerne mal zu den Covern ihrer Bücher äußern. Meist zurückhaltend, manchmal begeistert, selten entsetzt. Wer das Glück hat, das seine/ihre Bücher übersetzt werden, kann sogar zwischen internationalen Ausgaben vergleichen. Viele Autoren-Websites schmückt eine Galerie dieser Umschläge. Natürlich aus Stolz über die fremdsprachigen Ausgaben, aber auch, weil sie manchmal so total anders aussehen als die gewohnte heimische Edition.
Zu dieser verwöhnten Gruppe von Autorinnen gehört auch Ann Leckie (im Shop), die mit ihrer „Imperial Radch“-Trilogie weltweit für Aussehen sorgte und viele Preise gewann. Die US-Ausgabe der drei Bände zierte ein Gemäde von John Harris, das durch die Verteilung auf drei Umschläge quasi zum Triptychon wurde. Ein sehr allgemein gehaltenes klassisches Space-Opera-Motiv mit Schlachtschiff, Jägern und Mond, das durch kluge Perspektive und Farbwahl das Auge reizt.
Für die deutsche Ausgabe entschied man sich für weit abstraktere Bilder von Billy Nunez, die eher den Mensch/Maschine-Aspekt der Romane in den Mittelpunkt stellte und signalisiete: Das ist keine normale Space Opera à la „Star Wars“, sondern etwas Außergewöhnliches. Da bleibt viel Platz für Fantasie.
Einen völlig anderen Ansatz wählte dagegen der US-Verlag Subterranean Press, der sich auf limitierte Sonderausgaben spezialisiert hat. Dort entschied man sich für die Bilder von Lauren Saint-Onge, die in einem sehr realistischen Stil gehalten sind und sehr konkrete Situationen sehr konkret einfangen. Ann Leckie selbst äußert sich sehr angetan von diesen Gemälden (die man hier als Drucke erwerben kann).
Unterm Strich bleibt es natürlich: Geschmacksache. Aber es zeigt, wie unterschiedlich man sich den Welten dieser Autorin nähern kann.
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