28. Juni 2020 1 Likes

Baum-Verschwörung

„The End“: Ein neuer SF-Comic von Zep („Titeuf“, „Paris 2119“)

Lesezeit: 2 min.

Die Zeiten, da man den Schweizer Comic-Künstler Zep „nur“ für seine frechen, erfolgreichen „Titeuf“-Comics oder seine dreisten Sex-Cartoons kannte, sind schon lange vorbei. Dafür sorgte er in den letzten Jahren mit mehreren von ihm geschriebenen Genre-Bildergeschichten, etwa dem tabulosen Fantasy-Porno „Esmera“ oder dem gar nicht mal uninteressanten Science-Fiction-Album „Paris 2119“. Seinen SF-Comic „The End“, der bei Schreiber & Leser soeben auf Deutsch erschienen ist, hat der 1967 geborene Zep sogar als Autor und Zeichner umgesetzt, obwohl man ihn rein vom Stil her nicht erkennen, das Album nie und nimmer auf Anhieb Zep zuordnen würde.

Aber die feinen, leichten und ansprechend realistischen Bilder samt ihrer dezenten, reduzierten Farbschemata passen allemal zur Handlung. Zep konzentriert sich auf eine Forschergruppe in Schweden, die von einem Professor angeführt wird, dessen Theorien ihm seine akademische Karriere kosteten. Dennoch glauben er und seine alten und neuen Mitarbeiter fest daran, dass Bäume voller uralter Geheimnisse stecken, die sie kommunizierend untereinander teilen und zugleich vor der Menschheit verbergen und schützen. Angesichts rätselhafter Vorgänge in der Natur und unerklärlicher Todesfälle unter den Menschen scheint es dem Professor und seinem Team umso wichtiger, diese Geheimnisse jetzt endlich zu erfahren und zu entschlüsseln …

Der Song „The End“ von den Doors gab Zeps Comic seinen zu Endzeit und Apokalypse passenden Titel und kommt logischerweise auch in der Story selbst vor. Die steht aus wissenschaftlicher Sicht auf ziemlich wackeligen Beinen und ist nicht gerade in der Realität verwurzelt, sondern ein wilder Mix aus Fakten, Spekulation und Fantasie. Doch Zep inszeniert seine – übrigens klimaneutral gedruckte – Öko-Dystopie bis zum Schluss mit viel Hingabe und Überzeugung, und zumindest innerhalb des Comics und der Geschichte wirkt sie als Narrativ daher stimmig. Deshalb funktioniert „The End“ und gedeiht letztlich irgendwo zwischen Warren Ellis’ Comic-Serie „Trees“, Richard Powers’ mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnetem Roman „Die Wurzeln des Lebens“ und den Naturbüchern des Baumflüsterers Peter Wohlleben als gute, umweltbewusste SF-Comic-Unterhaltung.

Abb.: © Rue de Sevres/Schreiber & Leser

Zep: The End • Schreiber & Leser, Hamburg 2020 • 96 Seiten • Hardcover: 19,80 Euro

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