2. November 2021

„Celestia“ von Manuele Fior

Ein neuer Science-Fiction-Comic des internationalen Könners

Lesezeit: 2 min.

Manuele Fior wurde 1975 im italienischen Cesena geboren, studierte in Venedig, lebte eine Weile in Berlin und zog schließlich weiter nach Paris. Was der Könner des grafischen Erzählens in seinem jeweils neusten Werk tun wird, kann man angesichts seiner Backlist selten vorhersagen. Auch Science-Fiction war schon dabei, etwa 2013 im Comic-Roman „Die Übertragung“ oder 2018 in der Panel-Kurzgeschichtensammlung „Die Tage der Amsel“. Jetzt ist Fiors fast 300 Seiten starker SF-Comic „Celestia“ bei Avant auf Deutsch erschienen.

Die große Invasion, die in der Geschichte selbst nicht weiter erläutert wird, hat die Welt verändert. Es gibt wohl nicht mehr viele Menschen, die meisten leben in einer Lagune auf dem von Wasserstraßen durchzogenen Inselstaat Celestia – unter maskierten Dieben, Mördern, Prostituierten, Hehlern und nicht zuletzt unter Telepathen. Zu diesen gehören auch der Freigeist und Poet namens Pierrot sowie seine junge Bekannte Dora. Doras telepathische Kräfte laufen allerdings Amok und dringen mit unerwünschten Déjà-vus in den Kopf anderer Menschen ein, wenn sie sich bedroht fühlt. Deshalb müssen sie und Pierrot eines Tages von Celestia fliehen. Aber auf dem gelichteten, verwandelten Festland wartet bereits die nächste Generation Telepathen auf sie und die Zukunft …

Manuele Fiors postapokalyptisches Setting präsentiert sich ungewöhnlich, seine dezente und doch kantige Inszenierung reizvoll hinsichtlich Strich und Farbigkeit. Angesichts seiner Lagunenstadt möchte man am liebsten von einer venezianischen Vision der Postapokalypse sprechen – und bedenkt man, wo Fior einst studierte, scheint der atmosphärische und architektonische Ursprung von „Celestia“ nur allzu offensichtlich.

Am Ende ist das manchmal etwas zu luftig erzählte Album keine vollends begeisternde, jedoch allemal eine kunstvolle und interessante Interpretation des postapokalyptischen Themas. Wer Genre-Geschichten abseits des konzeptionellen, erzählerischen und visuellen Standards schätzt, die einem individuellen Ansatz folgen und eine ganz eigene Stimmung und Anmutung haben, muss sich in diesem Comic-Herbst mit Manuele Fior nach Celestia begeben.

Abb. © Manuele Fior/Avant-Verlag

Manuele Fior: Celestia • Avant, Berlin 2021 • 272 Seiten • Hardcover: 29 Euro

 

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