7. Dezember 2021

„Daidalos“ von Charles Burns

Ein surrealer Comic voller SF-Horror-Filme und Teenager-Verwirrung

Lesezeit: 1 min.

Mit seinem seitenstarken Werk „Black Hole“ über Teenager, Sex, Drogen und Horror legte US-Comickünstler Charles Burns in den 1990ern und 2000ern einen modernen Klassiker des grafischen Erzählens und der amerikanischen Literatur vor. Dem finsteren, preisgekrönten Meilenstein folgte unter anderen die Trilogie um die Alben „X“, „Die Kolonie“ und „Zuckerschädel“, eine Panel-Serie voller surrealer Science-Fiction-Albträume. Auch in Mr. Burns’ aktuellstem Comic „Daidalos“ verschmelzen Realität, Fiktion, Traum und Autobiografie. Das Ergebnis: Eine von Unbehagen und Beklommenheit durchdrungene Geschichte, in der es um den jungen Künstler und Filmfreak Brian, die hübsche Laura und ihre Clique, Begierden, Gruppenzwang und Alien-Monster in Film und Unterbewusstsein geht.

Gerade ist das zweite „Daidalos“-Album bei Reprodukt auf Deutsch erschienen, und darin gibt es wieder jede Menge Missstimmung zwischen den jungen Leuten, ihrem Hoffen und Verlangen. Burns’ gewohnt flaches, stets starkes Retro-Artwork voller Schatten und Schraffuren trägt dabei mühelos realistische wie surrealistische Bilder, befremdende Außenwelt wie seltsame Innenwelt. An den kräftig kolorierten Bildern und dem visuellen Storytelling des 1955 Burns kann man sich nie satt sehen, die Atmosphäre ist dicht, die persönliche Verbindung von fantastischer Kunst und kompliziertem Erwachsenwerden greifbar. Der Plot allerdings könnte nach einem durchaus vielversprechenden Auftakt im ersten Band langsam dann doch etwas zwingender sein.

Abb.: © 2021 Charles Burns/dt. Ausgabe Reprodukt

Charles Burns: Daidalos Bd. 1 & 2 • Reprodukt, Berlin, seit 2020 • je 64 Seiten • Hardcover: je 20 Euro

 

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