„Requiem“ von Albert Mitringer
Das Meta-Abenteuer eines Skeletts nach der letzten großen Schlacht
Albert Mitringers Comic „Requiem“ fängt da an, wo viele fantastische Geschichten ihren Höhepunkt haben oder schon so gut wie vorbei sind: In einer Fantasy-Welt voller Dämonen und Monster erwacht ein Ritter nach der großen Schlacht – als Skelett. Weil der knochige Krieger nicht mehr genau weiß, wer er einmal war, beschließt er, einer Wanderkrähe in Richtung Gebirge zu folgen, da der Vogel seine bruchstückhaften Erinnerungen triggert und ihn vielleicht nach Hause führen wird. Allerdings ist dem Skelettkrieger ein riesiger Ziegendämon auf den Fersen, der unbedingt ein Buch zu Ende lesen will. Zudem begegnet der Knochenritter einem kleinen Jungen und einem Vampir …
Mitringer wurde 1991 in Österreich geboren, machte seinen Abschluss an der Universität für Angewandte Kunst in Wien und veröffentlichte seine Diplomarbeit „Lila“ als Graphic Novel. Seine gekonnt um Genre-Muster herum arrangierte Fantasy-Geschichte „Requiem“ begeistert einen vor allem über das Artwork: In seinen besten Momenten lassen einen Mitringers schwarzweiße Stiche bzw. Striche an Meister wie Bernie Wrightson oder gar Gustavo Doré denken. Wegen der Nähe zu Doré und dessen Bildern für „Don Quixote“ passt es dann auch, dass die Story, deren Rückblenden in weichen Bildern und bunten Farben eingestreut werden, einen hübschen Meta-Dreh hat.
Trotzdem wird man beim Lesen das Gefühl nicht los, dass „Requiem“ ohne diesen Kniff und die emotionalen Flashbacks vielleicht sogar noch besser, wuchtiger hätte sein können. Die Stärken des schön aufgemachten Albums liegen einfach in den markant bis spektakulär gezeichneten Seiten und Sequenzen. Am Ende sorgen jene imposanten Bilder aber dennoch dafür, dass „Requiem“ mit Sicherheit als einer der interessantesten und staunenswertesten deutschsprachigen Titel des Comic-Jahres 2021 in Erinnerung bleiben wird.
Abb.: © Albert Mitringer
Albert Mitringer: Requiem • Zwerchfell, Stuttgart 2021 • 185 Seiten • Hardcover: 25 Euro
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