Vampire im Gemäuer
Der neue Comic von „The Walking Dead“-Zeichner Charlie Adlard
Charlie Adlard zeichnete schon Comics mit Scully und Mulder aus „Akte X“, Judge Dredd und Shadowman sowie die Rückkehr von Spider-Mans totgeglaubter Flamme Mary Jane. Aber natürlich kennt man den 1966 geborenen Engländer vor allem als verlässlichen Stammzeichner von Robert Kirkmans (im Shop) Zombie-Seifenoper „The Walking Dead“, die Adlard von 2004 bis 2019 bebilderte. Nach den Zombies kommen für den Briten im Untoten-Metier neuerdings nun Vampire. Die setzt er in „Vampire State Building“ nach einer Story von Patrick Renault („Les mondes de Lovecraft“) und dem eingespielten Autorenduo Ange („Die Legende der Drachenritter“) für den europäischen Markt in Szene, die US-Heftausgabe startet eventuell im Herbst. Bei Splitter ist gerade das erste Hardcover-Album auf Deutsch erschienen.
In Groß und in Farbe kommen Adlards hinlänglich bekannte Stärken als visueller Erzähler noch besser zur Geltung – er hat immer die Kontrolle über die klar aufgebauten Seiten und das Geschehen darauf. Allerdings tut man sich im Album gleichzeitig auch etwas schwerer damit, über die eine oder andere missglückte Figurendarstellung hinwegzublicken, wie sie „The Walking Dead“-Lesern nicht unvertraut sind. Doch auf die Protagonisten kommt es in „Vampire State Building“ ohnehin nicht an, als der berühmte New Yorker Wolkenkratzer von Vampiren überrannt und von der Polizei wegen Terrorverdachts abgeriegelt wird. Unter den im Empire State Building eingesperrten Menschen sind der Soldat Terry, seine Verflossene, seine Cousine und ein paar Freunde. Ob sie es alle rausschaffen? Das Spiel kennt man aus ähnlichen Action-Szenarien, und wie gesagt: die Figuren werden einem gar nicht erst wichtig genug, als dass man um sie trauern würde, falls nicht. Aber immerhin gelingt dem Autorenteam mit den kanadischen Ureinwohnern ein erfrischender Ansatz für ihre eigene Auslegung der Vampir-Mythologie.
Ob man es nun von der Absperrung unten auf der Straße oder von der Aussichtsplattform hoch über Manhattan betrachtet: Der Auftakt zu „Vampire State Building“, das bei diesem Titel sicher einen megabissigen Elevator Pitch hatte, bietet ganz soliden Vampir-Horror. Es schadet nicht, wenn man ein Fan von Mr. Charlie Adlard ist und Stoffe wie „The Strain“ (im Shop) mag.
Abb.: © 2019 Éditions Soleil / Ange / Renault / Adlard
Ange, Patrick Renault & Charlie Adlard: Vampire State Building Bd. 1 • Splitter, Bielefeld 2020 • 56 Seiten • Hardcover: 16,00 Euro
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