17. Januar 2025

David Lynch (1946 – 2025)

Der Träumer dunkler Träume träumt nicht mehr

Lesezeit: 2 min.

David Lynch ist tot. DAVID. LYNCH. IST. TOT. Man weiß gar nicht so recht, was man sagen soll. Für mich war der Mann ein Gott, seine Kunst begleitete mich den größten Teil meines Lebens, und vor allem jemand, der eindrucksvoll unter Beweis gestellt hatte, dass man auch ohne jede Konzessionen an den Massengeschmack zu einem extrem einflussreichen Superstar werden kann.

Lynch hatte sich bereits mit seinem Debüt, den für gerade mal 20.000 Dollar produzierten Horror-Science-Fiction-Body-Horror-Punk-wasweißich-Mix „Eraserhead“ (1977) tief in die Filmgeschichte eingegraben. Regisseure wie Stanley Kubrick, Shinya Tsukamoto, Darren Aronofsky, David Cronenberg oder Terry Gilliam sollten sich in die stetig anwachsende Fanschar einreihen und sich von diesem schwarzweißen Trip auf die eine oder andere Weise beeinflussen lassen.

Lynch bastelte ein nicht unbedingt üppiges, aber dafür sehr nahrhaftes Köchelverzeichnis zusammen: Von „Blue Velvet“ (1986) über „Lost Highway“ (1997) bis zu „Mulholland Drive“ (2001), der regelmäßig Bestenlisten anführt, an machen Stellen sogar als einer der besten Filme gilt, die je gedreht wurden. Dazu kamen noch ca. 85 Kurzfilme, Musikvideos und Werbespots und fünf Webserien.


„Mulholland Drive“

Sein größter Reinfall wurde die 1984 veröffentlichte Adaption von Frank Herberts Kultbuch „Dune“ – Big-Budget-Produktionen waren einfach nichts für den eigensinnigen Regisseur („Ich machte den Film für die Produzenten, nicht für mich selbst.“).

Lynch kannte zudem, anders als viele Regisseure zu dieser Zeit, keine Berührungsängste mit dem Fernsehen und revolutionierte Anfang der 1990er-Jahre mit „Twin Peaks“ das Pantoffelkino: Die von einer albtraumhaften Stimmung geprägte, surrealistische Krimi-Serie ist, wie seine Filme, eine Reise durch dunkelste Abgründe, die nach einer ganz eigenen Logik funktioniert.

Doch Lynch war nicht nur Regisseur, Filmproduzent, Drehbuchautor und Schauspieler, er war auch Maler, Fotograf, Lithograf, Bildhauer, Möbeldesigner, der unzählige Werke hinterließ. Weiterhin betätigte er sich als Komponist und versah eigene Filmen mit passenden Tönen, nahm aber darüber hinaus ebenso Musik auf – erst fünf Monate vor seinem Tod erschien in Zusammenarbeit mit der Sängerin Chrystabell das unheimlich ätherische Dreampop-Album „Cellophane Memories“ (unter dieser Meldung kann man sich zwei von Lynch dazu gedrehte Musikvideos ansehen).

Der Mann war einfach Kunst durch und durch – selbst seine Frisuren waren immer irgendwie besonders und einem Fan eine eigene Instagram-Seite wert.

David, Du wirst fehlen – aber so was von!

Abb. YouTube.

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