Future: „I Never Liked You” - Neues Album vom Trap-King
Teils Autopilot, teils (mal wieder) echt geil
Future passt nicht nur allein schon vom Namen perfekt zur Seite, der produktive Rapper mit der unverwechselbaren Stimme führte einen nur schwer zu beschreibenden, in Auto-Tune getränkten Rap-/Sing-Stil ein (gerne als „Mumble Rap“ bezeichnet), der einen riesengroßen Einfluss auf das Trap-Genre ausübte und einen Kritiker zur Bemerkung veranlasste, dass Future den Blues für das 21. Jahrhundert neu kreiert hat.
Des Weiteren finden sich in seiner Musik immer wieder Science-Fiction-Einflüsse beziehungsweise feiert kein zweiter Rapper hemmungslosen Hedonismus ab, konterkariert das aber gern mittels dystopischer Soundkulissen, die ahnen lassen, dass hinter dem grenzenlosen Spaß ein tiefer Abgrund lauert. Der 38-jährige Künstler lieferte mit grandiosen Alben wie „Monster“, „56 Nights“ oder dem Meisterwerk „DS2“ den perfekten Soundtrack für eine stetig unübersichtlicher und unsicher werdenden Welt ohne ein klares Morgen ab, hat damit vor allem in den USA einen Nerv getroffen und in Punkto Erfolg teilweise sogar Elvis Presley hinter sich gelassen.
In den letzten Jahren machte sich aber eine leichte Bequemlichkeit bemerkbar, die auch auf dem neusten Album „I Never Liked You“ kaum zu leugnen ist. So gibt es hier erneut Tracks im Autopilot wie „Wait For U“ oder „Love U Better“, deren einziger Daseinszweck wohl ist, die Pop-Crowd abzuholen. Aber es gibt eben auch wieder diese Nummern, mit denen Future, der seine einstigen Stil zu Gunsten einer besseren Verständlichkeit mittlerweile deutlich gedämmt hat, einen dann doch wieder abholt, auf denen er so hungrig klingt und die Beats so knusprig aus den Boxen wummern, wie zu seinen besten Zeiten. Als Beispiel sei der grandiose Opener „712PM“ genannt, der auf einem melancholischen Sample von Mikune Hatsune (eine virtuelle Figur, die 2008 zur ersten synthetischen Popikone wurde) basiert. Allein schon deswegen eine wunderbare Wahl, da Mikune Hatsune übersetzt „Der erste Klang der Zukunft“ bedeutet und eben dieser Klang ein Future-Album startet. Das Sample wird jedenfalls von einem finsteren Synth-Pad und einer wehmütigen orientalischen Soundkulisse begleitet und vor diesem höchst dramatischen Hintergrund legt Future mit einer dermaßen, schmerzdurchtränkten Dringlichkeit los, dass man meine möchte, hier soll kein Album gestartet, sondern zum Angriff geblasen werden.
Die „Deluxe-Version“ mit sechs zusätzlichen Songs kann man sich hier anhören. Erwerben kann man das beileibe nicht perfekte, aber dennoch gute Album als CD und in digitaler Form überall dort, wo CDs und Digitales angeboten wird – aber Achtung: Auf Scheibe gibt’s nur die reguläre Version mit 16 Tracks.
Zum Schluss noch meine Favoriten von „I Never Liked You“:
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