24. August 2016 2 Likes

The Real Deal

Andy Weirs Kurzgeschichten auf Tapas

Lesezeit: 2 min.

Der Anblick ist bestens vertraut. Statt in Zeitung oder Buch starren die Benutzer von Bussen und Bahnen hochkonzentriert aufs Handy, In-Ears fest verwachsen, mindestens ein Daumen hektisch auf dem Touchscreen hantierend. Das Abendland brauchen wir da gar nicht mehr zu bemühen, der „Untergang“ hat längst stattgefunden und irgendwie hat man es gar nicht richtig bemerkt. Schließlich hat man selbst eifrig dazu beigetragen.

Die Aufmerksamkeit der User zu bekommen ist seither ein milliardenschweres Geschäft, das Goldgräber anlockt wie einst der Klondike. Und zwischen Facebook, YouTube, Spotify, Snapchat und Candy Crush gibt es natürlich auch immer wieder interessante Versuche, alte Medien in die neue Zeit zu transportieren.

Und so kam der Südkoreaner Chang Kim auf die Idee, eine Art „YouTube“ für Comics auf den Weg zu bringen. Ein paar Millionen Dollar Startkapital waren schnell besorgt und Ende 2012 ging es los. Comic-Zeichner konnten nun ihre (englischsprachigen) Werke bei „Tapastic“ hochladen. Heute stehen mehrere tausend Geschichten Online, wobei der Schwerpunkt – kein Wunder angesichts der Herkunft der Seite – stilistisch eher bei Manhwa und Manga liegt.

Später kam die App-Version „Tapas“ hinzu, durch die seit geraumer Zeit auch Fiktion verbreitet wird, und zwar nach dem Freemium-Prinzip. Sprich: Man bekommt einen gewissen Content-Anteil gratis, muss aber für den „Premium“-Content (bei Fiktion meist schlicht weitere Kapitel) in der einen oder anderen Art bezahlen. Die einzelnen Kapitel sind in der Regel so kurz, dass man sie in weniger als einer Minute lesen kann. Die Voreinstellung der Schriftgröße (die man natürlich ändern kann) ist angepasst an wackeligen Nahverkehr, spich: riesengroß.

Und nun hat Tapas einen kleinen Coup gelandet, der der App gerade einige Aufmerksamkeit bescheret. Denn „Marsianer“-Autor Andy Weir veröffentlicht seine Kurzgeschichten-Collection „Principles of Uncertainty“ exklusiv auf dieser Plattform. Sie enthält die Storys: Annie’s Day, Antihypoxiant, Meeting Sarah, Midtown Butcher, The Chef, The Egg, The Real Deal und Yuri Gagarin Saves the Galaxy.

Diese Geschichten waren bis auf „Yuri Gagarin Saves the Galaxy“ alle schon via Galactnet zu bekommen und sind alles andere als frisch, aber die Präsentation im neuen Umfeld dürfte ihnen wohl erstmals ein größeres Publikum bescheren.

Der Deal passt zu Weir, dessen „Marsianer“ (im Shop) in Ermangelung eines Verlags zunächst auf seiner Homepage erschien, dann als supergünstiges Ebook bei Amazon und schließlich doch noch als gedrucktes Buch, das zum Bestseller avancierte.

Die deutsche Fassung von „The Egg“ findet sich hier.

Kommentare

Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden oder Registrieren.
Sie benötigen einen Webbrowser mit aktiviertem JavaScript um alle Features dieser Seite nutzen zu können.