„Shadow Wolf Cyberzine Issue 9“: Kunterbunter Lesestoff mit Gratis-Mucke
Underground-Magazin im ASCII-Format
Der niederländische Musiker Danny Wolfers ist einer dieser Künstler, die das Konzept „Schlaf“ wohl nur vom Hörensagen kennen. Nicht nur, dass der Mann seit etwa Mitte der 1990er-Jahre unter dutzende Pseudonymen (das mit Abstand bekannteste: Legowelt) eine irrsinnige Menge an größtenteils empfehlenswerter Platten mit elektronischer Musik verschiedener Richtungen veröffentlicht hat (einen Überblick findet man hier!), der Fleißarbeiter gibt Konzerte auf der ganzen Welt, betreibt eine eigene Radioshow, veröffentlicht Plug-Ins für Musikprogramme, programmiert C-64-Spiele, malt, sitzt momentan an seinem ersten Animationsfilm und gibt jedes Jahr zur Weihnachtszeit das Underground Cyberzine „Shadow Wolf“ raus. Ein im ASCII-Format gehaltenes Online-Magazin, bei dem natürlich das Thema Musik im Vordergrund steht, das aber auch so einiges anderes anzubieten hat. Wer eine perfekt produzierte Profi-Publikation erwartet, wird woanders glücklich, „Shadow Wolf“ (bei dem Wolfers als titelgebender Chefredakteur Shadow Wolf fungiert) macht mit Genuss einen auf Oldschool-Fanzine, aber genau dieses Unbedarfte macht, in Kombination mit dem typischen Humor des Tausendsassas, viel Spaß.
Leider, finde ich, aufgrund des ASCII-Format nicht so wahnsinnig bequem zu lesen, aber ich bin gefühlte 93 Jahre alt, andere sind da wahrscheinlich flexibler.
Was aber definitiv passt, ist der Inhalt. In der neunten Ausgabe gibt’s ein sehr langes Interview mit Urgestein David Forster (am bekanntesten für sein Projekt „Huren“), ASCII-Kunst, ein DJ-Persönlichkeitstest, ein Interview mit der Marc Schaffer von der Minimal-Wave-Band solitude fx, eine Bauanleitung für eine elektro-akustische Kalimba, P.P.U Records-Anspieltipps, eine ironische Reportage zum Thema „DJs in der Corona-Krise“, ein Abschnitt zum überaus sehenswerten Kurzfilm „Conspiracy Cruise“, der Verschwörungstheoretiker aufs Korn nimmt, lustiges Gedisse gegen die Techhouse-Szene, ein Special zum Thema Bienen (!), Gedichte, Spiele und Tricks auf elektronischen Taschenrechnern und mehr …
Die Ausgabe erscheint zum ersten Mal mit einem Cover Tape. Auch hier wird der Oldschool-Gedanke weiterverfolgt, denn „damals“ wurden Musik- oder Computer- Magazine oftmals mit einer Kassette veröffentlicht, auf der Musik oder Software aufgespielt war. Die „Shadow Wolf“-Musikbeigabe besteht aus 16 Tracks diverser Künstler aus dem Dunstkreis des Magazins und kann hier für lau runtergeladen werden. Wer Hardware möchte: In nächster Zeit erscheint eine Kassette.
Das Magazin findet sich auf Wolfers offizieller Webseite – hier geht’s lang!
(Ein Ansteuern der Webseite lohnt sich generell, denn die ist anders als viele Künstler-Seiten nicht nur auf Promo ausgerichtet ist, sondern hat … wirklich einen Haufen anzubieten!)
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