25. September 2017 1 Likes

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Wenn die künstliche Intelligenz verrückt spielt – im Weltraum!

Lesezeit: 4 min.

Tja, hier hätten wir einen wirklich vielversprechenden Kandidaten für den „Das haben wir wohl nicht bis zum Ende gedacht“-Wettbewerb.

Bei einer Forschungsgruppe zur künstlichen Intelligenz am Facebook AI Research Lab (FAIR) ging kürzlich ein Experiment schief: Mehrere Chatbots kommunizierten plötzlich in einer Kurzschrift miteinander, die sie mehr oder weniger eigenständig und ohne Hilfe ihrer Programmierer entwickelt hatten. In ihrer Panik brachen die Forscher das Projekt ab – offenbar hatten sie zu viele Terminator-Filme gesehen. Erst dann fiel ihnen ein, dass niemand den Bots gesagt hatte, dass sie sich zur Verständigung einer menschlichen Sprache bedienen müssen. Dumm gelaufen.

Denn die Bots haben nur das getan, was sie tun sollten: Sie kommunizierten auf möglichst effektive Weise (wofür die englische Sprache offenbar nur bedingt taugt). Diese Erklärung ist einleuchtend, doch wir müssen den Forschern zumindest eines zugute halten: Vermutlich hätte jeder von uns vergessen, die Bots auf so etwas Selbstverständliches eigens hinzuweisen. Trotzdem – wenn ich daran denke, dass künstliche Intelligenz auch bei Weltraummissionen eingesetzt werden soll, bekomme ich Bauchschmerzen. Wenn schon zwei Chatbots tun und lassen können, was sie wollen, sollten wir einer KI nicht unbedingt eine, sagen wir, Mars-Mission anvertrauen.

Dabei ist es ja nicht so, dass die NASA es noch nicht versucht hätte. Bei mehreren Projekten werden KIs bereits eingesetzt – wenn auch in begrenztem und experimentellem Rahmen. Der Curiosity-Rover beispielsweise verfügt über ein eingebautes Zielsuchsystem, das die Kamera ohne menschliches Zutun ausrichtet. Außerdem kreist mindestens ein Satellit in der Umlaufbahn, der selbsttätig entscheidet, was er sich als nächstes ansieht. Ob es uns gefällt oder nicht – bei vielen unserer Aktivitäten im Weltraum verlassen wir uns bereits auf die Entscheidungen von Computern.

Das ist ja auch völlig nachvollziehbar. Schließlich ist der Weltraum riesig. Es gibt eine Menge Dinge zu erforschen (und mit „eine Menge“ meine ich: „eine Zahl, die unser Vorstellungsvermögen sprengt“). Leider ist der Mensch kein besonders effizientes Lebewesen, insbesondere dann nicht, wenn er mit einer großen Zahl von möglichen Entscheidungen konfrontiert ist. Und ich weiß, wovon ich spreche: Wenn ich ein neues Buch schreibe, stehen meine Figuren vor einer unendlichen Anzahl von möglichen Handlungen. Da brauche ich schon eine Stunde, um morgens überhaupt aus dem Bett zu kommen. Wie es dann erst einem Weltraumforscher geht, der entscheiden muss, welche fünf Dinge aus einer Auswahl von fünf Abermillionen er sich als erstes ansehen soll, will ich mir gar nicht vorstellen.

Und hier kommen die Computer ins Spiel. Sie machen die Drecksarbeit – im Fall des Curiosity-Rovers beispielsweise entscheiden sie, welcher Felsen es wert ist, von der Kamera aufgezeichnet zu werden. Das macht allen das Leben leichter. Und wenn man die Parameter klug setzt, kann man sogar Sachen wie selbstgenerierende Sprachen verhindern und sich so manche Peinlichkeit ersparen.

Nicht zu vergessen die Entfernungen. Hier auf der Erde spielen sie weniger eine Rolle, doch allein ein paar einfache Computeranweisungen zum Mars zu schicken dauert mehrere Minuten. Zum Jupiter ein paar Stunden. So können wir bestenfalls auf Ereignisse reagieren, die schon lange vorbei sind, was uns mehr oder weniger zu Zuschauern degradiert. Liegt die Entscheidungsgewalt jedoch bei einer künstlichen Intelligenz, stellt sich dieses Problem nicht länger. Wir sind zwar immer noch Zuschauer – aber wir müssen keine Angst mehr haben, dass unsere Sonde von einem Asteroiden getroffen wird, weil der Befehl zum Ausweichen erst dann kam, als es schon zu spät war.

Natürlich stellt sich die Frage, wie schlau man diese Systeme machen will. Sind sie zu dumm, bleiben sie womöglich untätig oder kommen zu falschen Ergebnissen. Sind sie zu clever, dann könnte es sein, dass sich unser Marskolonisierungsroboter irgendwann weigert, Befehle von uns entgegenzunehmen. In letzter Zeit warnen schlaue Menschen wie Stephen Hawking oder Elon Musk sehr deutlich vor einer Roboterapokalypse, und da ich mehrere Bücher darüber gelesen habe, glaube ich, dass sie Recht haben. Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht, aber meiner Meinung nach ist eine Kolonie von mit Bewusstsein ausgestatteten Robotern auf dem nächsten bewohnbaren Planeten keine so gute Idee. Außer für einen Roman. Ätsch, Erster.

Hoffentlich erwarten Sie jetzt nicht von mir oder dieser Kolumne eine Lösung dieses Problems. Um die Wahrheit zu sagen: Ich bin so schlau wie Sie. Obwohl ich zugeben muss, dass der Bot, der diese Kolumne für mich schreibt, ziemlich gute Arbeit macht. Ich habe ihn übrigens darauf programmiert, dass er bei der nächsten Gelegenheit Kontakt mit Ihrem Computer oder Smartphone aufnimmt, außerddsfafsg僩å©fgf8789003mjojio∆µƒXXJUYNCY•≤¥•≤£¢¶œ¥≤™
 

Rob Boffard wurde in Johannesburg geboren und pendelt als Autor und Journalist zwischen England, Kanada und Südafrika. Er schreibt unter anderem für „The Guardian“ und „Wired“. Seine Romane „Tracer“ (im Shop) und „Enforcer“ (im Shop) sind im Heyne-Verlag erschienen. Alle Kolumnen von Rob Boffard finden Sie hier.

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