Highlights im All
Asteroiden-Rendezvous und Mondlandungen: was die Raumfahrtagenturen in diesem Jahr alles vorhaben
2018 wird ein Jahr der Meilensteine in der bemannten Raumfahrt: zum ersten Mal sollen die Dragon-2-Kapseln von SpaceX und der CST-100 Starliner von Boeing und Bigelow Aerospace Astronauten zur ISS bringen. Es wäre die ersten bemannten Starts von amerikanischem Boden aus seit der letzte Space-Shuttle-Mission 2011 – wir drücken die Daumen! Aber auch in Sachen unbemannter Raumflug hat dieses Jahr einiges zu bieten:
Am 6. März startet Team Indus zum Mond! Die Teilnehmer des Google Lunar X-Prizes haben sich für ihren Lander HHK-1, der den Rover namens ECA („Ek Choti si Asha” zu Deutsch „ein kleiner Traum“), transportiert, einen Platz an Bord eines erprobten Polar Satellite Lauch Vehicle (PSLV) der indischen Weltraumagentur ISRO gesichert. Der Flugplan sieht vor, antriebslos zum Mond zu fliegen, dort abzubremsen und dann mittels Bremsraketen im Mare Imbrum aufzusetzen. Dann soll ECA aus dem Lander fahren, mindestens 500 Meter auf der Mondoberfläche zurücklegen und dabei hochauflösende Bilder und Videos zur Erde schicken. Ebenfalls mit an Bord ist Team Indus direkte Konkurrenz, das japanische Team Hakuto, die ebenfalls einen Rover absetzen werden. Es bahn sich also ein Mini-Mond-Rennen an – spannend! Der Starttermin für beide Teilnehmer könnte sich allerdings noch verschieben, denn ISRO will ebenfalls im März ihren eigenen Mond-Rover Chandrayaan-2 zum Mond schicken. Ende des Monats dann könnte bereits NASAs Transiting Exoplanet Survey Satellite, kurz TESS, in den Erdorbit geschossen werden. Der Satellit soll frühestens am 20.3., spätestens aber im Juni von Cape Canaveral aus an Bord einer Falcon 9 starten und Sterne auf Exoplaneten hin untersuchen. Nach den jüngsten Entdeckungen von Sonnensystemen mit mehreren Planeten, darunter auch welche in der habitablen Zone, erwarten sich die Planetenforscher der NASA hier Großes.
Anfang Mai macht sich das neuste Mitglied der Mars-Flotte auf den Weg: voraussichtlich am 5.5. soll Interior Exploration using Seismic Investigations, Geodesy and Heat Transport, kurz InSight, starten. Knapp sieben Monate später, am 26.11., ist die Landung in Elysium Planitia geplant. InSight ist mit Instrumenten ausgerüstet, die es uns gestatten sollen, ins Innere des Planeten zu blicken und unter anderem die Temperaturen, die dort herrschen, zu messen. Die NASA erhofft sich davon bessere Einblicke in den Entstehungsprozess der Gesteinsplaneten unseres Sonnensystems im Allgemeinen und in die innere Struktur des Mars im Besonderen, denn darüber bestehen bisher nur Vermutungen. Unter anderem soll dabei festgestellt werden, ob unser Nachbar einmal so warm war, dass sich Leben hätte entwickeln können.
Im Sommer stehen dann zwei ganz besondere Höhepunkte an: zum einen wird im Juli die japanische Raumsonde Hayabusa2 den erdnahen Asteroiden (162173) Ryugu erreichen, zum anderen macht sich die Parker Solar Probe auf den Weg zur Sonne. Hayabusa, zu Deutsch „Wanderfalke“, ist eine Sample Return Mission und seit dem 3. Dezember 2014 unterwegs. Sie soll zunächst in einen Orbit um den Apollo-Typ-Asteroiden gehen und ihn untersuchen, ehe sie eine Probe entnimmt. Dazu ist Hayabusa2 mit dem „Small Carry-on Impactor“ (SCI) ausgestattet, was im Grunde ein Kupferprojektil mit einer Sprengladung ist, das die Sonde auf Ryugu abfeuern wird. Die so abgesprengten Partikel werden im Flug mit einem Trichter eingesammelt, sicher verstaut und zurück zur Erde gebracht, wo sie im Dezember 2020 ankommen soll. Zuvor wird der Wanderfalke aber noch den Lander MASCOT auf dem Asteroiden absetzen. Ende des Monats ist dann die NASA an der Reihe, die voraussichtlich am 31. Juli ihre Parker Solar Probe auf ihren langen Weg zur Sonne schickt. Nach sieben Swing-bys an der Venus soll die Sonde ihren sonnennächsten Punkt am 19.12.20124 erreichen. Die Mission dient zur Beantwortung von zwei Fragen: Wie wird die Korona auf bis zu 5 Millionen Grad aufgeheizt, wenn die suchtbare Sonnenoberfläche „nur“ etwa 5.500 Grad Celsius heiß ist? Und wie werden die Teilchen des Sonnenwindes beschleunigt? Um das herauszufinden, wird sich die Sonnensonde unserem Zentralgestirn bis auf knapp 6 Millionen Kilometer nähern und muss dabei Temperaturen von rund 1.430 Grad Celsius aushalten – kein Vergleich zur „Juli-Hitze“ auf unserem Planeten!
Im August erreicht die zweite Asteroiden-Mission ihr Ziel: die NASA-Sonde Origins, Spectral Interpretation, Resource Identification, Security, Regolith Explorer, kurz OSIRIS-REx, wird in eine Umlaufbahn um (101955) Bennu schwenken. Die Sonde ist am 8. September 2016 gestartet und soll Ende September 2023 mit einer Probe zur Erde zurückkehren. Anders als Hayabusa2 wird OSIRIS-REx Bennu dazu nicht beschießen, sondern einen Greifarm ausfahren, der eine Probe von der Asteroidenoberfläche nimmt, die dann auf der Erde unter anderem auf organische Spuren hin untersucht werden soll. Daneben will man möglichst viel über Bennu in Erfahrung bringen, denn das Risiko besteht, dass er im späten 22. Jahrhundert auf der Erde einschlagen könnte, was bei einem Gesteinsbrocken mit einem Durchmesser von knapp 500 Metern alles andere als angenehm ist. Es schadet also nichts, sich diesen Kollegen ganz genau anzusehen.
Am 5. Oktober startet die dritte und letzte Mission des Horizon 2000+ Programms der ESA, BepiColombo, zum sonnennächsten Planeten unseres Sonnensystems. Das Transportmodul befördert gleich zwei Orbiter, ESAs Mercury Planetary Orbiter (MPO) und JAXAs Mercury Magnetospheric Orbiter (MMO). Sie werden den Merkur voraussichtlich Ende 2025 erreichen und sollen ihn dann mindestens ein Jahr lang umkreisen. Der MPO wird in eine relativ niedrige Umlaufbahn gehen und mit seinen insgesamt 11 Instrumenten die Oberfläche und ihre Zusammensetzung studieren. Der MMO geht in eine etwas weitere Umlaufbahn und soll das Magnetfeld sowie die Magnetosphäre, also die Region des Weltalls, das von Merkurs Magnetfeld beeinflusst wird, studieren.
Im Dezember wird es dann noch einmal richtig spannend, denn SpaceX hat vor, zwei Weltraumtouristen mit einer Dragon-Kapsel zum Mond zu schicken. Die beiden sollen, wenn alles klappt, auf einer Free-Return-Flugbahn einmal um den Mond kreisen und dann wieder zur Erde zurück kehren. Erstaunlich, dass jemand bereit ist, ein Vermögen dafür zu bezahlen, zwei Wochen lang mit einem anderen Menschen in einem Raumschiff eingeschlossen zu sein, das in etwa so groß ist wie ein Familienvan und über keinerlei Privatsphäre verfügt … Nichtsdestotrotz sind wir gespannt, ob das Vorzeige-Weltraumunternehmen das schafft! Aber selbst wenn SpaceX diesen Flug verschieben muss, sollten wir den Mond im Dezember nicht aus den Augen lassen, denn die chinesische Weltraumagentur plant ebenfalls, 2018 mit einem Knall enden zu lassen: sie will ihre Sonde Chang’e 4 auf der erdabgewandten Seite des Mondes landen lassen. Es wäre die erste weiche Landung auf der „dunklen“ Seite und damit eine echte Sensation. Wo genau die Sonde aufsetzen soll, ist bisher ebenso wenig bekannt wie das Startdatum. Als ein möglicher Kandidat wird das bis zu 13 Kilometer tiefe Südpol-Aitken-Becken gehandelt, in dem Wassereis vermutet wird. Aber egal, wo Chang’e 4 landet, es wird eine Herausforderung für die Ingenieure, denn die Rückseite des Mondes ist mit tiefen Kratern überzogen und alles andere als ein idealer Landeplatz. Wir dürfen also gespannt sein!
Es sieht danach aus, als stünden uns aufregende 12 Monate bevor! Was sind Ihre Highlights am Himmel 2018? Ich freue mich auf Ihre Kommentare!
Titelbild: Start einer Atlas-V-Rakete © Space Coast Florida
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