9. Januar 2019 3 Likes

2019 im All

Die kommenden (bemannten wie unbemannten) Raumfahrt-Highlights in diesem Jahr

Lesezeit: 5 min.

Dieses Jahr ging gut los, zumindest für Weltraum-Enthusiasten: Am Neujahrstag flog die Raumsonde New Horizons am Kuiper-Gürtel-Objekt „Ultima Thule“ vorbei. Aber auch wesentlich näher an unserem Zuhause gab es bereits einiges zu vermelden: OSIRIS-REx erreichte den erdnahen Asteroiden Bennu, und die chinesische Raumsonde Chang’e 4 setzte auf der erdabgewandten Seite des Mondes auf.

Chang’e 4 wird im Laufe des Jahres höchstwahrscheinlich Gesellschaft bekommen, denn Indien plant im Rahmen der Chandrayaan-2-Mission die Landung einer Sonde in der lunaren Südpolregion, wenn auch auf der erdzugewandten Mondseite. An Bord soll ein sechsrädriger Rover sein, der sich die Oberfläche genauer ansehen und dabei unter anderem nach Mineralien und Wassereis Ausschau halten soll. Und auch Israel könnte in diesem Jahr zu einer der Nationen werden, die auf dem Mond gelandet sind, denn SpaceIL, ein nichtstaatliches Unternehmen, das eigentlich am Google Lunar X Prize teilgenommen hat, wird inzwischen von einem Millionär unterstützt und hat seinen Rover inzwischen fertig und könnte noch im Januar mit einer Falcon 9 in die Umlaufbahn gebracht werden. Von dort aus soll sich das Gefährt aus eigenem Antrieb auf zum Mond machen. Für die Reise werden zwei Monate veranschlagt; ob alles geklappt hat, erfahren wir also bestenfalls im März 2019. Sollte SpaceIL dieses Kunststück gelingen, wäre das die erste Landung eines privaten Unternehmens auf dem Mond.

Etwas weiter von der Erde entfernt kreist die japanische Raumsonde Hayabusa-2 um den Asteroiden Ryugu, wo sie im letzten Jahr den Lander MASCOT sowie zwei kleine „Rover“ ausgesetzt hat. In der ersten Jahreshälfte, vielleicht schon Ende Januar, soll die Sonde – als erste ihrer Art – eine erste Bodenprobe entnehmen. Hayabusa-2 hat zudem einen „Impactor“ an Bord, mit dem sie in der Lage ist, einen rund zwei Meter großen Krater in den Asterioden zu schießen. Während des Vorgangs, der voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte stattfinden soll, wird sich Hayabusa hinter Ryugu verstecken, um nicht von herausgeschleudertem Gestein getroffen zu werden. Zwei Wochen nach dem Beschuss wird die Sonde dann wieder um den Asteroiden herumfliegen und eine Probe aus dem Krater entnehmen, sodass die Wissenschaftler die Möglichkeit haben, Gestein zu untersuchen, das unter der Oberfläche lag und daher der „Weltraumwitterung“ nicht ausgesetzt war. Derzeit ist die Suche nach einer geeigneten Entnahmestelle noch in vollem Gange. Leider herrscht auf dem zerklüfteten und überraschend eckigen Asteroiden ein akuter Mangel an flachem, ebenem Gelände, sodass sich die Suche noch etwas hinziehen kann. Hayabusa-2 soll noch bis Ende des Jahres um Ryugu kreisen und dann zu uns zurückkehren – mit allen gesammelten Proben an Bord!


Ein Asteroid mit Ecken und Kanten: Ryugu, gesehen durch die Hayabusa-Kamera

Im April 2019 endet der Vertrag zwischen der NASA und ROSKOSMOS über die Beförderung von Menschen und Ausrüstung zur Internationalen Raumstation, und die privaten Weltraumunternehmen stehen in den Startlöchern, um diese Aufgabe zu übernehmen. Allen voran SpaceX, die am 17. Januar als letzten Test eine unbemannte Dragon-Raumkapsel zur ISS schicken werden. Wenn dabei alles gut geht, werden im Juni die beiden NASA-Astronauten Doug Hurley und Bob Behnken mit einer Dragon ins All fliegen. Im März 2019 will Boeing ihre Transportkapsel, den CST-100 Starliner, mit einer Atlas 5 Rakete zur ISS schicken; der erste bemannte Flug könnte dann Boeing-Astronauten Chris Ferguson und die NASA-Astronauten Eric Boe und Nicole Mann im August zur Raumstation bringen. Jeff Bezozs‘ Blue Origin hat ebenfalls unbemannte wie bemannte Testflüge mit dem New Shepard Orbitalflugzeug geplant; genaue Termine stehen allerdings noch nicht fest. In Sachen bemannter Raumfahrt ist auch die Chinesische Weltraumagentur auf dem Vormarsch; sie will 2019 ihre neue Raumkapsel testen, mit der eines Tages bis zu sechs Taikonauten zu einer chinesischen Raumstation geflogen werden sollen. Wann es soweit ist, ist bisher nicht bekannt.


Das erste Selfie von InSight auf dem Mars

227 Millionen Kilometer von der ISS entfernt spielt sich seit letztem Jahr ein Drama ab, das 2019 zu einem Ende kommen wird: Der Marsrover Opportunity ist nach einem Staubsturm am 10. Juni 2018 in den Winterschlaf-Modus gegangen und seitdem nicht mehr aufgewacht. Bei der NASA will man weiterhin versuchen, „Oppy“ zu erreichen, aber sollte sich der Rover 2019 nicht melden, muss die Mission nach 15 Jahren als beendet angesehen werden. Opportunitys Kollegen sind allerdings weiterhin aktiv, allen voran Curiosity. Der Neuzugang der Mars-Lander-Familie ist InSight, der im November 2018 in Elysium Planitia gelandet ist und wie geplant seinen Dienst aufgenommen hat. Die Mission soll mehr über den inneren Aufbau des roten Planeten enthüllen, und so wird InSight Ende Januar oder Anfang Februar damit beginnen, Löcher von bis zu fünf Metern Tiefe zu bohren, um die Wärmeströme im Marsinneren zu messen. Bisher hat InSight ein Seismometer auf der Marsoberfläche ausgesetzt, mit dem es in der Lage war, das Vibrieren der Solarzellen im Marswind aufzufangen. Die allererste Audio-Aufzeichnung des Windes auf einem anderen Planeten finden Sie hier.

Jenseits des Asteroidengürtels umkreist die Raumsonde Juno nach wie vor den Gasriesen Jupiter auf ihrer komplizierten polaren Umlaufbahn, die vor allem dazu dient, das extrem starke Magnetfeld zu vermeiden. Die nächste Annäherung an den Jupiter findet am 17. Februar statt, die übernächste dann am 6. April 2019. Neben jeder Menge Daten dürfen wir uns also demnächst wieder an den atemberaubenden Bildern von Jupiters Wolken freuen!


Jupiters Wolken, aufgenommen von der Raumsonde Juno

Im Oktober/November 2019 will die Europäische Raumfahrtagentur ESA endlich, mit nur vier Jahren Verspätung, ihr Weltraumteleskop CHEOPS ins All bringen. In einer Höhe von 700 Kilometern, auf die es mit einer Soyuz-Kapsel gebracht wird, soll es Ausschau nach Exoplaneten halten, indem es sich andere Sterne ansieht und misst, ob diese sich regelmäßig verdunkeln – etwa, wenn sich ein Planet zwischen Stern und Teleskop schiebt. Auf diese Weise soll CHEOPS Planeten finden, deren Größe zwischen der des Neptuns und der der Erde liegt.

Damit aber noch nicht genug der Highlight für 2019: Dieses Jahr dürfen wir uns auf gleich zwei bedeutende Jubiläen freuen. Zum einen feiern wir am 16. Juli natürlich 50 Jahre Mondlandung durch die Astronauten von Apollo 11 (die Neil-Armstrong-Biografie zum Kinofilm „First Man“ finden Sie in unserem Shop), wozu es weltweit jede Menge Aktivitäten geben wird (und das Ganze auch noch bei Vollmond – passender geht’s kaum!). Doch 2019 steht auch ein Jubiläum an, das wesentlich weniger bekannt sein dürfte: am 29. Mai jährt sich zum 100. Mal die Sonnenfinsternis von 1919 und damit auch die Beobachtungen des britischen Astronomen Arthur Eddington. Er stellte fest, dass das Licht entfernter Sterne offensichtlich von der Gravitation der Sonne abgelenkt wurde – und bewies damit Albert Einsteins allgemeine Relativitätstheorie.

Das Highlight, auf das Sie sich am meisten freuen, war nicht dabei? Schreiben Sie uns doch einen Kommentar!

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